Ich parkte mein Auto vor dem Haus, von dem ich niemals gedacht hatte, es je wieder betreten zu können. Die weiße Wandfarbe, die tagsüber so hell und strahlend wirkte, sah jetzt grau und dunkel aus. Die Nacht malte Schatten auf die Fensterläden; das einzig Freundliche war der Mond, der die Szenerie matt erleuchtete.
Tief atmete ich durch, sowie ich die wenigen Stufen bis zur Haustür nahm. Meine Finger zitterten und mir war am ganzen Körper kalt. Obwohl ich während der Fahrt kein einziges Mal hatte anhalten müssen, um meinen Tränen freien Lauf zu lassen, lauerten sie doch knapp unter der Oberfläche.
Ich klingelte. Und wartete. Mehrere Minuten lang. Dann klingelte ich ein zweites Mal. Nachdem weitere drei Minuten vergangen wahren, drehte ich mich um, in der Annahme diese Nacht in meinem Auto verbringen zu müssen, als plötzlich die Tür aufschwang.
„Wir haben nach Mitternacht; wer erlaubt sich die Frechheit und -", begann meine Mutter ihre Schimpftirade, stoppte aber, als sie mich vor sich stehen sah.
„Joshua?"
Ich nickte und diesmal konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Hi, Mom."
Meine Mutter kümmerte sich gut um mich. Tatsächlich war unser Verhältnis besser als jemals zuvor. Sie war stolz auf mich und darauf, dass ich eingesehen hatte, dass ich einen Deal mit dem Teufel einging, indem ich mit meinem besten Freund anbandelte. Es war schon ironisch: Das erste Mal hatte ich meine Mutter stolz gemacht – und trotzdem fühlte ich mich so schrecklich wie noch nie.
Aber ich beschwerte mich nicht. Konnte ich ja auch gar nicht. Schließlich war es ganz und gar meine alleinige Entscheidung gewesen, Alec zu verlassen und über die Semesterferien wieder bei meinen Eltern einzuziehen.
Mein Vater verhielt sich mir gegenüber wie gewohnt: distanziert und uninteressiert. Als hätte er niemals meinetwegen im Krankenhaus gelegen. Ich sprach ihn nicht darauf an und er verlor mir gegenüber kein Wort. So lief das schon immer in unserer Familie: Wir machten weiter wie bisher und verschlossen die Augen vor eventuellen Problemen.
Trotz meine Mutter, die sich auf ihre Art um mich sorgte, war meine kleine Schwester doch die Einzige, die mich wirklich zum Lachen bringen konnte. Ich hatte sie wahnsinnig vermisst und war froh, etwas Zeit mit ihr verbringen zu können.
Gerade half ich ihr, aus Decken ein Prinzessinnenschloss in ihrem Zimmer zu bauen. Wir spannten Laken von der einen Zimmerseite zur anderen und befestigten sie mit diversen Dingen wie Schals, Socken und Strumpfhosen. Liz trug wie gewohnt ein rosafarbenes Kleidchen und hatte ihre Haare, die im Gegensatz zu meinen mausbraun waren, zu zwei Zöpfen geflochten.
„Und jetzt spielen wir Hochzeit!", rief sie aufgeregt und klatschte in die Hände. Ich grinste sie an.
„Mit Ball und verzauberten Kutschen, wie bei Cinderella?", scherzte ich.
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The World Against Us
RomanceWATTYS GEWINNER 21 »Ich wusste nicht, wann es passiert war. Ich wusste nur, dass es passiert war. Ich, Joshua Collins, war in meinen besten Freund Alec verliebt.« Joshua und Alec - Freunde seit Kindestagen. Nichts und niemand kann sie auseinander br...