Kapitel 8

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Erneut öffne ich die Augen und, im Gegensatz zu den letzten Tagen, weiß ich sofort wo ich bin. Gut gelaunt springe ich aus dem Bett und mache mich fertig. Ich kann es kaum erwarten. Heute! Heute wird er kommen! Ich reiße meine Zimmertür auf und sprinte fast durch den Flur. Ich will gerade in die Küche stürmen, als ich in die Arme eines Mannes renne. Von der Größe könnte es Rogers sein, aber der hat andere Klamotten an. Ich taumele ein paar Schritte zurück und starre entgeistert in ein Gesicht, welches mir aus den Nachrichten verdammt bekannt ist. Ich schaue in das Gesicht des Mannes, welchen ich schon seit gut einer Woche sehnsüchtig erwarte, Thor Odinson, der Donnergott. "Oh, äh …", stammele ich. Von hinten legt sich eine Hand auf meine Schulter und ich schaue mich um. Rogers steht hinter mir und zieht mich aus der Klemme.

"Hi Thor, du kommst früh!", sagt er freundlich und ich schiebe mich unauffällig in die Küche. Ich setze eine Kanne Kaffee auf und lausche dem Gespräch der beiden Männer. Fury kommt hinzu und führt Thor in die Küche, die, wie ich erfahren habe, auch so etwas wie der Aufenthalts/ Besprechungsraum ist.

"Ich bin Jocy Becker!", sage ich und gehe auf Thor zu und halte ihm meine Hand hin, die er mit einem Lächeln annimmt.

"Ich bin Thor, aber ich glaube, dass weißt du schon! Deine Journalistischen Arbeiten sind erstaunlich." Er lächelt erneut und schaut mich freundlich an.

"D-danke", stottere ich. "Aber woher weißt du …? Hast du …" Aus dem Augenwinkel sehe ich wie sich Rogers ein Grinsen verkneift.

"Heimdall", antwortet er mir nur und setzt sich ebenfalls. "Ist aber auch egal, Fury sagte mir, du wolltest mit mir reden."

"Ja", sage ich und hoffe, dass meine Stimme nicht abbricht. "Es, es geht um Loki!" Ich atme aus. Geschafft, jetzt ist es raus!

"Ist er bei dir? Hat er dir irgendwas getan? Hat er sich gemeldet?" Thor ist kurz davor aufzuspringen.

Rogers kann ein Grinsen nicht vermeiden und auch Bartons Gesicht zeigt einen Anflug von Belustigung.

"Nein, tut mir leid, nichts dergleichen", muss ich ihn leider enttäuschen.

Thor schaut mich nun verdattert an: "Wie meinst du dass, nichts dergleichen? Was ist sonst mit ihm?"

"Ich muss mit ihm reden!" Ich schaue verlegen zu Boden. Nun ist alles raus. Thor schaut mich entgeistert an und Rogers legt sich schnell eine Hand auf den Mund um nicht laut loslachen zu müssen. Ich kaue nervös auf meiner Unterlippe. "Bitte Thor, es ist wichtig!"

Thor schaut mich nun traurig an: "Es ist nicht möglich!"

"Wieso?" Jetzt bin ich diejenige die verdutzt ist.

"Loki hat Asgard den Rücken gekehrt. Niemand weiß wo er ist."

"Ab-aber, hat Odin ihn nicht suchen lassen? Er ist immerhin sein Blutsbruder! Und ich dachte, du hättest auch ein – gutes Verhältnis zu ihm."

Es ist still in dem Zimmer, alle schauen mich oder Thor an. Auch Romanow ist dazu gestoßen und schweigt wie die Anderen. "Der Allvater hat die Suche nach ihm verboten! Er sagt, Verrätern schenkt man keine Aufmerksamkeit. Verräter ignoriert man!"

Ich könnte schreien, irgendetwas zertrümmern, so kocht die Wut in mir. Was kann Loki schon Schlimmes getan haben, dass selbst sein Blutsbruder ihn nicht suchen lässt.

"Es ist ruhiger in Asgard geworden, seitdem er weg ist", fährt Thor fort. "Fast zu ruhig, aber dem Allvater gefällt es. Niemand trauert öffentlich um ihn. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob ich der Einzige bin, der ihn vermisst. Nur Sigyn ist noch da, aber die beschwert sich nie. Und selbst Odin kann ihn nicht sehen, selbst wenn er möchte. Loki hat sich vor seinen und Heimdalls Blicken geschützt. Er möchte nicht zurück!" Erneut senkt er seinen Blick. Ich weiß wie sehr er trauert.

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