Kapitel 10

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Den Abend, den ich gewählt hatte, sollte ein ruhiger sein. Schon am späten Nachmittag begann ich, meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Um unbemerkt den Bifröst überqueren zu können, musste ich auf irgendeine Art und Weise Heimdall außer Gefecht setzen. So ein Trick wie beim letzten Mal würde nicht erneut funktionieren. Er war nun gewarnt und würde bie der kleinsten Unregelmäßigkeit Verdacht schöpfen und das ganze Schloss in Aufruhr versetzen.

So unternahm ich also kurz vor der letzten Mahlzeit an diesem Abend einen kurzen "Spaziergang" in die Schlossküche.

Heimdalls Angewohnheit war es, immer an seinem Posten nahe der Brücke zu speisen. Dies kam mir nun sehr gelegen, denn so würde niemand sehen, wie er direkt nach dem Essen schlafend in sich zusammensacken würde.

In der Küche waren viele Bedienstet unterwegs, die allerlei Speisen zubereiteten oder sie zu den richtigen Personen brachten. Überall herrschte reges Treiben. Doch auch dieses konnte mir nicht helfen, denn ich war einer der Prinzen Asgards und wahrscheinlich der Mittelpunkt des Palasttratsches und mein Auftreten erregte natürlich Aufsehen.

Sobald ich die Küche betrat, erstarben alle Gespräche und die Dienstboten starrten mich gebannt an.

Ich konnte es durchaus verstehen, immerhin war ich erschreckend gutaussehend und eine Erscheinung an sich.

Die seltsame Stille im Raum wurde mir mit der Zeit ein wenig unangenehm, denn ich konnte sie für meinen Plan ganz und gar nicht gebrauchen. Nach einer geraumen Weile wurde es mir zu viel und ich räusperte mich hörbar und sofort wurde allen wieder bewusst, was sie zu tun hatten.

Die Leute nahmen ihre Arbeit wieder auf und ich schlenderte betont entspannt zu einer Ecke, die von den meisten Plätzen der Küche schlecht einsehbar war.

Mit einer geübten Bewegung ließ ich eine Illusion meiner Selbst etstehen, die aus der Nische heraustrat und die verstohlenen Blicke auf sich zog. Ich blieb in der Nische und wartete ab.

Als sich alle Blicke abgewandt hatten, nutzte ich einen unbemerkten Moment und schlich mich an die Stelle, an der die Speisen für Heimdall angerichtet worden waren und darauf warteteten zu ihm gebracht zu werden.

Ein kurzer Moment reichte aus, um unauffällig mehrere Tropfen aus einer Phiole in meiner Hand in Heimdalls Krug fallen zu lassen. Ich vergewisserte mich, das Getränk mit genug Tropfen des Schlaftrankes versetzt zu haben, denn es musste stark sein, damit auch Heimdall mit seiner mächtigen Magie lang genug ausgeschaltet sein würde.

Sobald das erledigt war, schlich ich auf leisen Sohlen Richtung Tür. Gerade als ich die Tür langsam öffnetet, gab sie ein langes, leises Knarzen von sich. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Der Küchenjunge, der mir am nächsten stand, wandte sich um und sah mich an.

Aus einem Instinkt heraus blieb ich stocksteif stehen und wagte kaum, zu atmen. Ich wusste, dass das keinesfalls verhindern würde, dass er mich sah, doch die urkindliche Hoffnung, nicht gesehen zu werden, wenn man sich nicht bewegte, zwang mich dazu.

Aus seinen Augen sprach Verwirrung, seine Stirn war in Falten gelegt. Schnell wandte er sich wieder ab, um sich zu vergewissern, dass das, was er dort gesehen hatte, noch immer da war. Denn auch dort stand ein Loki.

Als er wieder zur Tür sah, war ich bereits da hindurch verschwunden und hatte der Küche und ihm den Rücken gekehrt.

Ich suchte mir eine abgelegene Ecke, bis der andere Loki ebenfalls durch die Tür kam. Sobald ich ihn aus der Küche treten sah, ging ich schnellen Schrittes auf ihn zu und mit einer Bewegung durch ihn hindurch ließ ich ihn wieder mit mir verschmelzen.

Ich atmete tief durch, der erste und einfachere Teil meines Planes war geschafft. Nun konnte ich nur hoffen, dass Heimdall auch wirklich die Speisen und Getränke zu sich nahm, sonst wäre mein Plan ohnehin zum Scheitern verurteilt.

Als Nächstes begab ich mich schnellen Schrittes zurück in meine Gemächer. Dort stand bereits fertig zum Aufbruch eine Tasche mit dem Notwendigsten: Kleidung zum Wechseln - ich hatte versucht, nur die unauffälligste mitzunehmen - ein wenig Proviant, den ich in den vergangenen Tagen aus der Schlossküche entwendet oder von Tisch mitgehen lassen hatte, und ein paar Heilmittel, denn ich glaubte, dass die menschliche Medizin nicht an einem Gott wie mir wirken würde. 

In die Seitentasche ließ ich auch noch einen meiner Lieblingsdolche gleiten, in weiterer fand den Weg unter meinen Umhang.

Ich wollte gern auf Alles vorbereitet sein, konnte aber gleichzeitig nicht allzu viel  Gepäck mit mir nehmen. Die Umhängetasche mit dem Proviant und den anderen Sachen warf ich mir über die Schultern und schon war ich bereit aufzubrechen.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt