Kapitel 29

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Ich trat draußen auf die Stufen und wollte gerade wieder zum Wohnheim zurückkehren, als ein Stimme, die lautstark meinen Namen über den Platz brüllte, nach meiner Aufmerksamkeit verlangte. "LOKI, LOOOOKIII!"

Etwas verwirrt sah ich mich um und konnte unter den Studenten, die sich inzwischen auf der Wiese ausgebreitet hatten, einen winkenden Arm feststellen. Der Arm gehörte zu Alan, der mit einer Jungsgruppe auf der Wiese saß und mich nun zu ihnen herüberwinkte.

Zögernden Schrittes ging ich über die Wiese zu ihnen. Als ich bei ihnen ankam, sprang Alan auf und umarmte mich freudig. Vollkommen perplex ließ ich mich in die Umarmung ziehen. Das mit dem Umarmen lag wohl in der Familie, erst seine Großmutter und jetzt er.

Anschließend stellte er mich seinen Freunden vor. "Das sind Freunde von mir. Linc, eigentlich Lincoln, Enzo, eigentlich Lorenzo,  und Amadeus." Dem letzten warf er einen neckenden Blick zu und sofort sagte dieser: "Nur Deus bitte. Ich weiß echt nicht, was sich meine Eltern dabei gedacht haben. Sie hatten wohl eine Schwäche für seltsame Namen von europäischen Musikern und Komponisten aus den letzten Jahrhunderten und an mich haben sie dabei gar nicht gedacht." Doch er grinste bei diesen Worten breit   und scherzhaft und schien so nicht besonders traurig über seinen Namen zu sein.

An seine Freunde gewandt fügte Alan hinzu: "Und das ist Loki. Ich habe euch ja schon erzählt, wie wir uns kennengelernt haben."

Linc wandte sich an mich und hielt mir die Hand hin. "Du bist also der Grund, warum Alan uns gestern versetzt hat." Sein Grinsen zeigte, dass er es mir nicht übel nahm.

Auch die anderen Beiden reichten mir die Hand und Amadeus lud mich ein: "Setz dich doch zu uns, wenn du Lust hast. Wir wollen nachher übrigens noch zum Café von Alans Großeltern..."

"Gerne." Ich ließ mich zu ihnen auf die Wiese sinken. Wir verbrachten fast den ganzen Vormittag vor der Uni und lachten und redeten miteinander bis wir gemeinsam zum Café aufbrachen.

Ich verstand mich ausgesprochen gut mit Alans Freunden. Ich erfuhr, dass Deus und Enzo beide Musikstudenten im dritten Semester waren und Lincoln zusammen mit Alan einen Studiengang besuchte. Alle waren 20 oder 21 Jahre alt, also war ich mit meinen - in Erdenjahren gerechneten -  19 Jahren der Jüngste der Runde.

Wie mir auffiel, warf mir besonders Deus immer wieder neugierige Seitenblicke zu oder musterte mich von oben bis unten. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, doch auch er und seine Freunde sahen allesamt nicht schlecht aus. Es schien als würden sie alle regelmäßig Sport treiben und vor allem bei Deus konnte ich unter seinem T-shirt deutlich seine Muskeln sehen.

Am frühen Nachmittag lösten wir unsere Runde dann auf und jeder kümmerte sich um persönliche Angelegenheiten.

Das hieß für mich: Ich musste mich noch um Einiges kümmern. Zuerst führte mich mein Weg in die Stadt, wo ich einen Laden für Kleidung fand und mich mit verschiedenen Kleidungsstilen eindeckte. Hauptsächlich orientierte ich mich beim Kauf aber an den Kleidungsstilen von Alan und seinen Freunden, was hieß: eher leger.

Auch fand ich in der Stadt einen Laden, der technische Geräte verkaufte. Vor Ort beriet ich ein junger Mann, der möglicherweise auch noch Student war, so jung wie er aussah. Also verließ ich den Laden mit einem kleinen und einem etwas größerem, zusammenklappbaren Gerät - einem Handy und einem Laptop.

Als ich mich schon auf den Rückweg machen wollte, fiel mir ein kleiner Buchladen ins Auge, der in einer kleinen Gasse ganz unscheinbar wirkte. Ich trat ein und hatte gleich das Gefühl, wieder zuhause in der Bibliothek in Asgard zu sein. Bedächtig schritt ich durch die Regale voll mit Büchern. Hier und da zog ich eines heraus und sah es mir genauer an. 

Schließlich verließ ich den Buchladen, der von einem alten Mann mit riesigen Augen hinter den dicken Brillengläsern geführt wurde, mit drei komplett verschiedenen Büchern. Eines war ein Buch über die Geschichte des Landes, eines ein Märchenbuch und das Letzte ein Band mit alten und neueren Gedichten.

Vollgepackt wie ich war lief ich zum Wohnheim zurück.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt