Kapitel 24

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Die Schlüssel in meiner Tasche klimperten  fröhlich im Takt meiner Schritte. Voller Schwung öffnete ich die Tür zu Wohnung 208.

Schon auf den ersten Blick konnte ich sehen, dass alle Wohnungen des Wohnheims ähnlich aufgebaut waren. Auch meine Wohnung besaß drei Zimmer: einen Raum mit Tisch, Regal und Küchenzeile - eine Art Wohnraum- , dann ein Schlafzimmer und zum Schluss ein Badezimmer.

Mitsamt meiner Kleidung ließ ich mich auf das Bett fallen und meine Tasche neben mir zu Boden sinken. Meine Stiefel beförderte ich mit einem kräftigen Tritt in eine Ecke des Schlafzimmers, wo sie von der Wand abprallten und auf dem Boden liegen blieben.

Entspannt streckte ich mich auf den Bett aus.

Diese Wohnung strahlte im Gegensatz zu Alans noch kein Leben oder Persönlichkeit aus. Doch das war kein Wunder, denn hier hatte lange niemand mehr gewohnt, das flüsterte mir die dicke Staubschicht auf Tisch und Regal zu.

Meine Aufgabe würde es in den nächsten Tagen sein, dieser Wohnung neues Leben einzuhauchen und sie zu meiner persönlichen Wohnung zu machen. Dafür musste ich noch einiges erledigen.

Doch zuerst stand das Frühstück mit Alan auf dem Plan, woran mich mein Magen nun lautstark erinnerte. Auch die Uhr an der Wand, die für meinen Geschmack etwas zu laut tickte, zeigte an, dass jetzt die richtige Zeit für Frühstück gekommen war, es war schließlich schon fast halb 10.

Also schlüpfte ich wieder in meine Stiefel und zog die Tür hinter mir ins Schloss.

Ich brauchte nur wenige Minuten durch dieses riesige Haus mit den vielen Wohnungen bis ich an Alans Tür angelangt war. Zögerlich klopfte ich an die Holztür. Sofort riss Alan sie von innen auf.

"Da bist du ja... Gib mir noch einen Moment, bin gleich soweit." Alan griff sich seinen Schlüssel, stopfte ihn in seine Hosentasche und wandte sich zu mir um.

"Jetzt können wir los. Hast du das mit deiner Wohnung lösen können? Frau Ricci ist damit immer sehr hilfsbereit. Als ich meinen Schlüssel verloren habe, hat sie mir auch geholfen, sie ist wirklich die gute Seele diese Hauses...", erzählte Alan weiter.

Immer mehr bekam ich das Gefühl, dass Alan der Gesprächsstoff wohl niemals ausgehen würde.

"Hast du eigentlich dieses Semester erst angefangen? Du scheinst dich hier noch nicht so besonders gut auszukennen. Woher kommst du eigentlich?"

Und mit genau dieser Frage hatte mich Alan in eine verzwickte Situation gebracht. Ich wusste noch nicht, in welchem Teil von Midgard ich gelandet war, noch hatte ich keine Gelegenheit gehabt, das in Erfahrung zu bringen. Auch kannte ich nicht viele midgardianische Orte mit Namen...

"Norwegen...", murmelte ich daher nur in der Hoffnung, er würde nicht weiter nachfragen. Den Namen dieser Gegend kannte ich, denn in den nordischen Gebieten von Midgard war unsere asgardianische Geschichte bekannt, auch wenn sie nur für Mythos und Fiktion gehalten wurde.

"Norwegen? Wow, Europa also. Du sprichst wirklich gut Englisch."

Wirklich gut, dass ich zuhause auf Asgard im Sprachenunterricht gut aufgepasst hatte. Frigga hatte Thor und mich viele unterschiedliche Sprachen gelehrt. Doch Thor hatte zu oft diesen Unterricht geschwänzt und war auf dem Kampfplatz trainieren gewesen. Jetzt war ich wirklich dankbar für Friggas Mühen, diese halfen mir in dieser Situation nur zu gut.

Je weiter wir unseren Weg fortsetzten, desto mehr redete Alan und desto weiter drifteten meine Gedanken ab.

Nur mit halbem Ohr hörte ich, wie mich Alan vor dem Direktor der Uni warnte: "Mit diesem Mann solltest du dich besser nicht anlegen, der versteht echt keinen Spaß. Du fliegst schneller raus, als du blinzeln kannst."

Dass es für diese Warnung wohl schon etwas zu spät war, konnte der junge Mann neben mir nicht wissen. An diese unerfreuliche Begegnung erinnerte mich das Gewicht des fremden Geldbeutels in meiner Tasche. Ich musste ihn schnellstmöglich zurückbringen oder verschwinden lassen, bevor sich daraus ein Problem entwickelte, das ich nicht mehr würde lösen können.

Doch zuerst musste ich etwas in meinen Bauch bekommen.

Und schon bald standen wir vor einem kleinen, gemütlichen Eckcafé, aus dessen Tür schon ein köstlicher Geruch drang.

"Du wirst schon sehen, das ist das beste Café, in dem du jemals gegessen hast. Die Waffeln hier sind unschlagbar..."

Alan stieß die Tür auf und wir traten ein.


Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt