Kapitel 37

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Da es so aussah, also ob sie sich die nächsten paar Minuten nicht von der Bar wegbewegen würden, suchten wir uns eine etwas ruhigere Ecke. Diese war wirklich nicht leicht zu finden. Schließlich fanden wir einen Platz mit einer gemütlich aussehenden Sitzecke in der Nähe der Tür, von der wir die anderen Jungs gut im Blick behalten konnten. Deus hatte mir versichtert, dass das wirklich nötig war. Vor allem Linc schlug wohl leicht mal über die Stränge, wenn es um Alkohol ging. Die drei genehmigten sich inzwischen den ich-weiß-nicht-wievielten Drink und steuerten sie dann mehr oder weniger geradewegs auf die Tanzfläche zu. Ich hatte keinen von ihnen als großen Tänzer eingeschätzt, womit ich offensichtlich dann auch richtig lag, doch der Alkohol benebelte ihren Kopf so sehr, dass sie jegliche eventuelle Schüchternheit fallen gelassen hatten.

Es war schon ein lustiger und seltsamer Anblick, wie sie auf der Tanzfläche etwas unbeholfen tanzen. Aber ich bezweifelte ebenfalls, dass ich auch nur im Entferntesten eine bessere Performance abliefern könnte. Trotzdem machte es durchaus Spaß, mit Deus daneben zu sitzen und über ihre misslingenden Versuche, ein paar Mädchen anzutanzen, zu lachen.

Mehr und mehr merkte ich, wie gut ich Deus leiden konnte. Ich fühlte mich unheimlich wohl bei ihm und genoss es ihm zuzuhören, wenn er lachte oder über alles Mögliche sprach. Er erzählte mir von seiner Familie, die in Michigan geblieben war als er hierher nach Missouri gekommen war, um zu studieren. Von seiner alten Schule, seinen Freunden, die in die verschiedensten Ecken des Landes gezogen waren, seinem ersten Semester hier und wie er Alan, Enzo und Linc kennengelernt hatte.

Schließlich erhob er sich und meinte zu mir, er würde mal auf die Toilette gehen und ich solle ein Auge auf die Jungs haben und sie davon abhalten etwas Dummes zu tun. Dabei grinste er mich scherzhaft an. Ein Glücksgefühl, das mich durchströmte seit der Alkohol aus dem unglaublich starken Getränk zu wirken begonnen hatte, bescherte mir ein warmes Kribbeln im Bauch. Ich hatte vorher nichts gegessen und so zeigte er allmählich seine Wirkung - ich fühlte mich unbeschwert und unheimlich glücklich.

So blieb ich allein zurück und ließ meinen Blick durch den Club wandern. Alles schien in Ordnung zu sein, die Jungs hatten viel Spaß hier. Ein wenig fühlte ich mich wie eine Mutter oder ein Vater auf dem Spielplatz, die ihren Kindern von der Bank aus beim Spielen zusahen und darauf, achteten, dass sich keines von ihnen verletzte.

Meine Gedanken kehrten zurück zu Deus. Wie schaffte er es, mich so glücklich zu machen? Nie zuvor hatte ich auf diese Art und Weise gefühlt. Ich war verwirrt - und zwar grenzenlos. Schon der Gedanke an ihn, zauberte mir ein leises Lächeln auf das Gesicht.

Unsanft wurde ich aus meinen Gedanken geworfen, als plötzlich Jenna vor mir auftauchte. Ich blickte sie verwundert an. Mit ihr hatte ich hier nicht gerechnet.

"Tanz mit mir!", rief sie mir zu und reichte mir ihre Hand. Ihre Aussprache war bereits etwas verwaschen. "Ich weiß ja nicht, Jenna...", versuchte ich mich herauszureden. "Komm schon, sei kein Spielverderber...", ermahnte sie mich, warf mir einen bittenden Blick zu und zog mich von meinem Platz hoch. So hatte ich kaum eine andere Wahl als ihr auf die Tanzfläche zu folgen. Einigermaßen treffsicher platzierte sie meine Hände an ihren Hüften und legte ihre um meinen Hals. Unsicher blickte ich sie an. "Weißt du, eigentlich tanze ich nicht...", versuchte ich noch ihr einzureden, doch ihr Blick sagte mir, dass sie nicht vorhatte, mich gehen zu lassen. Also bewegte ich mich leicht unbeholfen zur Musik mit ihr in meinen Armen.

Ich blickte im Raum umher, da ich fühlte, dass mindestens ein Augenpaar auf uns lag, doch ich konnte es niemandem zuordnen, und versuchte mich auf die Musik einzulassen. Der Alkohol tat seine Wirkung und ich merkte, wie ich immer lockerer wurde. Ich hörte wie Jenna etwas zu mir sagte und wollte mich ihr zuwenden, doch mein Blick streifte Deus, der gerade von der Toilette wiederkam. Sein Blick durchsuchte den Raum - und blieb an mir hängen.

In diesem Moment zog Jennas Hand mein Gesicht zu ihr herunter. Und ihre Lippen legten sich auf meine.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt