Kapitel 12

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Die Straßen lagen dunkel und verlassen vor mir. Von dem befreienden Gefühl getrieben rannte ich die Gasse herunter. Wenn nun auch Heimdall schlief, stand meinem Plan nichts mehr im Wege.

Der erste Schritt auf den Bifröst fühlte sich nach Freiheit an. Die Ungewissheit, was auf der Erde passieren würde, schreckte mich nicht ab, sondern spornte meinen Abenteuergeist eher an.

Und siehe da, Heimdall lag schnarchend in einer Ecke, ich konnte mein Glück kaum fassen. Der Anblick entlockte mir ein Grinsen, doch ich konnte nicht ewig hier stehen, ihm beim Schlafen zusehen und innerlich ein Freudenfest abhalten.

Also trat ich an das Tor mit der Aufschrift 'Midgard' heran. Ein riesiger Strudel aus allen Farben des Regenbogens gab mir bereits jetzt einen Vorgeschmack auf das Gefühl, das ich haben würde, wenn ich hineintrat.

Ich blickte zurück über die Brücke auf das nur schwach erleuchtete und friedlich da liegende Asgard. Ohne Worte nahm ich für eine erstmal längere Zeit Abschied von dieser Welt und trat bestimmt in den Strudel ein.

Das Gefühl war unbeschreiblich, aber nicht auf eine gute Art und Weise. Mir wurden die Beine unter dem Körper weggerissen und ich kippte hinten über. Das Gefühl, zu fallen, hielt viel zu lange an und ich fühlte mich als würde jede einzelne Zelle meines Körpers auseinander genommen und in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammengesetzt werden.

Es hörte erst auf, als ich sehr unsanft aufschlug.

Ich konnte mich wirklich niemals damit anfreunden, auf dem Bifröst zu reisen, aber um meine Neugier auf andere Welten Willen, nahm ich es wohl oder übel in Kauf.

Thor hatte den Dreh irgendwie heraus, auf dem Bifröst zu reisen und nicht einen ersten Eindruck wie ein vollkommener Idiot hinzulegen, wenn er erst in der anderen Welt ankam. Bei ihm sah es immer so leicht aus, in einer heldehaften Pose zu landen. Darum beneidete ich ihn ein wenig.

Meine Glieder schmerzten von dem Aufprall und ich ließ meine Augen, die ich vorher im freien Fall fest geschlossen hatte, zugekniffen, um nicht sehen zu müssen, in welcher erbarmungswürdigen Position ich mich wiederfand.

Das Erste, was mir in mein Bewusstsein eindrang, war ein Zwitschern. Nun doch neugierig öffnete ich meine Augen einen winzigen Spalt breit, um dessen Herkunft zu ergründen.

Grünliches Licht traf auf mein Auge und erinnerte mich an Ljossalfheim mit seinen dichten und dunklen Wäldern. Wie auch dort standen um mich herum mächtige Bäume und das Sonnenlicht schimmerte nur an wenigen Stellen durch das dichte, grüne Blätterdach.

Ich sah mich um voller Sorge, jemand könnte Zeuge meines allzu plötzlichen Erscheinens gewesen sein. Doch als ich erkannte, dass weit und breit niemand zu sehen war und ich offensichtlich vollkommen allein an diesem Ort war, entspannte ich mich wieder.

Bei Reisen auf dem Bifröst konnte man sich leider nicht aussuchen, an welcher Stelle und unter welchen Umständen man diese Welt betrat. Zumindest nicht, wenn man keine Hilfe durch den Hüter des Bifröstes oder Odin höchstpersönlich hatte. Und in meiner derzeitigen Situation war dem leider nicht so.

Da ich gelesen hatte, dass die Menschen auf Midgard kein besonders gutes Verhältnis zu Magie und ihren Praktizierenden hatten, - und damit meinte ich Jagden auf Hexer und Hexerinnen und deren Ermordung - wollte ich nicht unbedingt in einer Menge von Leuten landen.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt