Kapitel 35

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Knappe zwei Stunden später blickte ich von meinen Laptop auf und klappte ihn zu. Richtig produktiv war ich nicht gewesen, ich hatte gerade  einmal eine Seite geschrieben. Doch irgendwie hatten meine Gedanken nicht bei E. M. Delafield, einer bedeutenden Schriftstellerin und Frauenrechtelerin des  letzten Jahrhunderts, bleiben wollen und hatten sich immer andere Themen gesucht.

Ehrlicherweise waren meine Gedanken schlussendlich immer wieder bei einer Person herausgekommen. Doch ich wusste wirklich nicht, warum.

Seufzend erhob ich mich von meinem Platz. Wenn ich weiterhin so unproduktiv sein würde, würde ich den Aufsatz niemals in der Zeit schaffen.

Um den Kopf frei zu bekommen, stieg ich unter die Dusche. Doch so richtig funktionierte auch das nicht. Wieder und wieder blitzten grünbraune Augen vor mir auf.

Verwirrt stieg ich mit frisch gewaschenen Haaren aus der Dusche  und trocknete mich ab. Nur mit einem Handtuch um die Hüfte lief ich in mein Schlafzimmer  und blieb vor meinem Schrank stehen. Erst jetzt kam mir in den Kopf, dass ich keine Ahnung hatte, was ich anziehen sollte.

Also kramte ich ganz unten und holte das Schickste heraus, was ich finden konnte. Eine lange, schwarze Hose, die sogar eine Bügelfalte hatte und ein dunkelblaues Hemd. Dazu fand ich eine Krawatte, die ich mehr schlecht als recht mit einem Tutorial aus dem Internet zu band.

Da klopfte es auch schon an der Tür und ich konnte Lachen und angeregte Gespräche vernehmen, offensichtlich war auch schon einiges an Alkohol geflossen, denn alle waren sehr ausgelassen.

Ich öffnete die Tür und die Gespräche erstarben. Ich schaute in die Runde und erkannte, dass ich komplett overdressed war. Das zeigte mir auch die Reaktion der Anderen.

Linc und Alan öffneten fast gleichzeitig den Mund, dann fingen sie an zu lachen und traten ein.

Amadeus versuchte noch, sich ein Grinsen zu verkneifen, was jedoch misslang, und schob sich durch die Tür in meine Wohnung. Mit einem Lachen fragte er mich: "Wo willst du denn hin? Zum Highschool-Prom?" Und nach einem Blick auf meine misslich gebundene Krawatte setzte er hinzu: "Hat dir niemand gezeigt, wie man eine Krawatte bindet?"

Zu den Anderen gewandt  sagte er: "Jungs, ich glaube er braucht ein kleines bisschen Hilfe. Jetzt steht nicht so sinnlos in der Tür rum!"

Mit geübtem Handgriff lockerte er die Krawatte und ließ sie auf einen Stuhl fallen.

"Diese Hose ziehst du sofort wieder aus.", befahl er mir gespielt streng, "Ich such dir was Ordentliches raus."

"Naja, viel Auswahl gibt es hier ja nicht.", seufzte er kopfschüttelnd als er in meinen Schrank blickte. Doch bald wurde er fündig und zog eine Jeanshose heraus. Diese zog ich an. "Schon viel besser. Mach die obersten zwei Hemdknöpfe auf, keiner läuft so zugeknöpft herum."

Und gleich darauf trat er an mich heran und krempelte meine Ärmel soweit hoch, dass sie nun knapp unter meinen Ellenbogen endeten. "So siehst du immerhin einigermaßen ordentlich aus. Obwohl man bei dir noch einiges rausholen könnte, so ein hübscher Typ wie du bist...", ein Zwinkern zierte jetzt sein Grinsen und seine Wangen verfärbten sich leicht rosa.

Auch ich spürte wie mir die Wärme ins Gesicht stieg.

Schnell blickte ich zu Enzo, Lincoln und Alan, die sich allerdings schon wieder anderen Gesprächsthemen zugewandt und nicht hiervon mitbekommen hatten.

"Let's go, boys!", ertönte es jetzt von Deus. Und wir machten uns endlich auf den Weg zum Club.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt