Kapitel 49

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"Bruder..." "Nenn mich nicht so, ich bin nicht dein Bruder, Odin ist nicht mein Vater und Frigga ist auch nicht meine Mutter!", bei der Erwähnung von Frigga schlich sich Trauer in meine Stimme. die ich aber schnell wieder aus dem schneidenden Ton verbannte. "Also versuch nicht, mich aufzuhalten!"

"Ich habe keine Wahl und das weißt du Loki, mach es bitte nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.", bei diesen Worten machte er einen Schritt auf mich zu, doch ich wich sofort zurück und baute einen magischen Schutzschild um mich herum auf.

"Wage es nicht, mir nahe zu kommen!", fauchte ich aufgebracht.

Thor atmete hörbar aus und erhob ergeben die Hände. Er hatte wohl verstanden, dass er mich nicht mit Gewalt zwingen konnte, die Erde zu verlassen. Stattdessen wollte er mich nun überreden. Doch das würde hier nicht funktionieren. Ich hatte gute Gründe hier zu bleiben. Und einer von ihnen lag nur ein paar Zimmer weiter noch im Bett - tief in die Decke eingerollt, die er mir die ganze Zeit weggezogen hatte.

Ein schwaches Lächeln erhellte meinen Blick, doch sofort verbannte ich Deus wieder aus meinen Gedanken. Jetzt brauchte ich einen klaren Kopf.

"Loki... Auf Asgard vermisst man einen Prinzen. Du bist wichtig für unser Volk. Dort hast du alle Möglichkeiten. Was kann die die Erde schon groß bieten? Hier musst du wie ein gewöhnlicher Sterblicher leben in der Tristesse dieser Welt." Verächtlich schnaubte ich nur. Auch Thor wusste, dass mich auf Asgard niemand vermisste, dass das Volk mich nicht als rechtmäßiger Prinz ansah, seit meine Herkunft ans Licht gekommen war.

"Und Mutter. Sie vermisst dich. Seit du sie verlassen hast, ist sie in sich gekehrt, weint viel, isst und spricht kaum noch. Ich weiß nicht, wie lange sie das noch durchhält."

Damit hatte Thor genau den Nerv getroffen, den ich gehofft hatte, verbergen zu können. Das Bild meiner Mutter, die abgemagert und weinend in Asgard im Schloss an ihrem Lieblingsplatz am Fenster saß und auf meine Rückkehr hoffte, traf mich mitten ins Mark und Trauer und Sehnsucht füllten mich aus. Mein bläulich leuchtendes Schutzschild flackerte und erlosch schließlich.

Diesen Moment nutzte Thor, der blitzschnell an mich herantrat und einen Reifen an meinem Oberarm befestigte. Ein Sog durchfloss meinen Körper und ich spürte, wie meine Magie zuerst aus meinen Fingerspitzen und dann aus meinem ganzen Körper verschwand. Ein magiebindendes Artefakt! Ich verfluchte mich innerlich. Wie hatte ich nur darauf reinfallen können!

Eine Leere füllte mich aus, die mir jegliche Kraft raubte. Ich hatte verloren, mit der Magie hatte ich meinen einzigen Vorteil verloren. Ich taumelte und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Das Fehlen der Magie, die sonst ein Teil meines Seins war, bereitete mir Schmerzen, als hätte man mir ein Körperteil entfernt.

Trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Ich konnte nicht alles so einfach verlieren, was ich mir in den letzten Monaten aufgebaut hatte - Freunde, die mich wertschätzten und gerne Zeit mit mir verbrachten, und einen Menschen, für den ich und der für mich tiefere Gefühle hegte.

Ich stolperte rückwärts zum Schrank, da ich wusste, dass irgendwo dort meine Tasche liegen musste. Ohne Thor aus den Augen zu lassen, tastete ich nach dem Dolch, der darin lag. Das kalte, glatte Metall der Klinge gab mir Kraft und Zuversicht. Vielleicht hatte ich doch noch eine Chance, dieser Sache zu entgehen. Einen letzten, verzweifelten Versuch musste ich machen.

Den Dolch hinter dem Rücken verborgen trat ich auf Thor zu. Dieser schien nichts zu ahnen.

"Ich werde mit dir kommen, Bruder." Und mit einem großen Schritt überwand ich den Abstand zu ihm. Blitzschnell zog ich Dolch hinter meinem Rücken hervor und zielte auf seine Bauchdecke nur knapp unter dem untersten Rippenbogen, die seine glänzende Rüstung nicht schützte. Doch Thor musste geahnt haben, was ich vorhatte und hielt meinen Arm auf, bevor ich ihm auch nur einen Kratzer zufügen konnte. 

So war also auch meine letzte Hoffnung gescheitert. Jetzt konnte mich nur noch ein Wunder davor bewahren, mich auf Asgard vor Odin rechtfertigen zu müssen. Doch kein Wunder kam mir zu Hilfe. Wieder lachten mich alle kosmischen Kräfte aus.

Hoffnungslos und weil mich der gescheiterte Angriff aller restlichen Kräfte beraubt hatte, wehrte ich mich nicht mehr, als Thor meine Arme mit Handschellen auf dem Rücken fixierte.

Loki Life - Freedom is life's great lie. (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt