Schmerz

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Langsam kehrten meine Sinne zu mir zurück. Muffiger Geruch penetrierte meine Nase. Es stank nach Grauwasser, nach Schimmel, nach fauligen Wänden, Tapeten, nach alten Matratzen.

Es stank nach Urin und Exkrementen.
Ich schüttelte angewidert meinen Kopf. Mir wurde schlecht und ich merkte wie sich mein Mageninhalt langsam seinen Weg durch meine Speiseröhre suchte.
Ich wollte mich bewegen, doch mein Körper folgte mir nicht.
Ich wollte schreien, doch meine Laute verstummten zu Geräuschen.

Mein Mund war mit Gaffatape verklebt, ich konnte ihn nicht öffnen.
Also versuchte ich alles, was nach oben wollte, hinunter zu schlucken.
Wo war ich nur gelandet?

Panik stieg in mir hoch. Ich atmete so gut ich konnte durch meine Nase, aber sie schmerzte. Jeder Atemzug fühlte sich wie tausende Nadelstiche an.

Wie lange ich bewusst los war wusste ich nicht. Es könnten gefühlt Stunden gewesen sein.

Es war düster um mich herum. Vom fahlen Licht dass durch die kaputten und verschmutzen Fenster kam, erkannte ich nur Umrisse.

Ein alter Krankenhausflur, verschmutz mit verfaulenden Akten und undefinierbaren schwarzen  Deck auf den zerschlagenen Fliesen.

Chaos überall.
Ein verlassenes Krankenhaus?
Eine Irrenanstalt?
Wo war ich nur?
Es musste schon Jahrzehnte leer stehen.

Es sah nicht danach aus als ob hier regelmäßig Menschen durch liefen.
Keine Graffiti, keine Bierdosen.
Ich glaube hier her verschlug es nicht einmal Obdachlose.
Ich hörte Ratten fiepsen.

Irgendwo tropfte Wasser.
Ich hörte nur meinen Atem und meinen Herzschlag.
Wieso war ich nur hier? Was hatte ich getan?

Ich lag fixiert auf einer versifften Liege.
Die Unterlage war feucht und stank.
Die Leder-Riemen schnitten in mein Fleisch.
Ich spürte wie mein kleiner Astronaut sich bewegte. Er lebte.
Sie hatten mir nichts verabreicht was ihn tötete. Was wollten sie nur von mir? Wollten sie mein Baby? Wollten sie Geld?
Was wohl gerade bei Sebastian los war?!

Sebastian....
Er war auf seiner Premiere. Ob er es schon wusste? Ob sie mich suchten?
Aber wo sollten sie anfangen?
Ich spürte wie mich ein riesiger Felsen an Gedanken niederdrückte.

' ... dann passiert dem Baby nichts...' hallte es in meinem Kopf wieder.

Wie kam ich von der Arztpraxis hier her?
Wo waren meine „Entführer?"
Wieso passierte dies alles? Weil ich ein Kind von Sebastian erwartete? Weil ich mein Leben mit ihm teilte?

Mein Leben...

Tränen liefen über mein Gesicht. Ich konnte kaum atmen. Das Gaffatape auf meinem Mund tat weh, ich versuchte alles um es zu lösen.
Endlich bekam ich meine Lippen so weit auseinander,  um das Tape mit meinem Speichel zu befeuchten. Es brannte.

Mit aller Gewalt versuchte ich meinen Mund zu öffnen.
Meine Lippen ließen den starken Kleber des Tapes nicht los. Ich spürte wie sehr sich die zarte Haut meiner Unterlippe dehnte.
'Mmmmmhhhh... AAAAHHHH..." ich schrie auf  als ich es endlich schaffte. 

Ich fühlte wie sich mein Mund mit Blut füllte. Es hatte meine Unterlippe entzwei gerissen als ich das Tape lösen konnte.

Ich spuckte das Blut aus und atmete tief ein.
Meine Lungen füllten sich mit dem muffigen Geruch der mich umgab.

Ich sah mich panisch um.
Auf einmal begann es ein paar Räume weiter zu rumpeln und vibrieren. Dieselgestank erfüllte die Gänge.
Irgendjemand hatte ein Notstromaggregat angeworfen.

„HALLO?! Wer.. wer ist da? Bitte.. bitte helfen sie mir... bitte..." ich fehlte in die Dunkelheit.
Langsam gingen schwere Schritte in meine Richtung.
Im flackernden Licht des Flures sah ich eine Silhouette auf mich zu gehen.

Roadtrip [A Sebastian Stan FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt