Wish you where here

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Nachdem Amanda gegangen war und mir Patricia wieder einmal sagte wie demoliert ich doch aussah wurde es still um mich herum.
Ich glaube es wurde Nacht, meine „Wache" musste jedenfalls eingeschlafen sein, denn aus ihrer Ecke, in der sie die ganze Zeit über saß, kam leises Geschnarche.

~Wish you where here~
{Rednex}

Ich war mit meinen Gedanken bei Sebastian.
Ich wollte seine Lippen spüren, seine Hände, wie sie zärtlich mein Gesicht hielten und seine Augen, die mich voller Leidenschaft ansahen.

Ich würde ihn nie wieder sehen.
Dass hatten mir Mary und Patricia eingehend dargelegt.
Ich wusste alle Einzelheiten.
Amanda sollte mich sedieren und dann einen Kaiserschnitt machen.
‚Zunähen brauchst du sie nicht mehr' sagte sie zu Amanda.
Wenn mich also wirklich irgendwer irgendwann hier finden würde, wäre mein Bauch offen.
Wahrscheinlich würden sich die Ratten dieses Buffett nicht entgehen lassen.
Ich war also sogar noch als Rattenfutter eingeplant.
Mein kleiner Astronaut strampelte etwas. Vermutlich hatte er Hunger, wir hatten schon lange nichts mehr gegessen.

Hoffentlich brachten sie ihn so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.
Er war ja erst 30 Wochen alt.
Und er hatte noch keinen offiziellen Namen.
Sebastian wusste dass mir Jamie gefallen würde. Oder eben James, und als Spitznamen Jamie. Oder Lucas. Aber ich würde nie erfahren wie sie ihn letztendlich nennen würden.

Wahrscheinlich würde Mary ihn Sebastian nennen.
Wo war ich nur gelandet. Ich war doch nur ein einfaches Mädchen aus New York.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein.
Ich erwachte als in einem der Räume reges Treiben stattfand.
Mary und Patricia hatten eine lautstarke Unterhaltung.

„Wie kannst du nur die Babywindeln vergessen Patricia?"

„Soll ich nochmal los?"

„Nein, er wird in Tücher gewickelt bis wir hier weg sind. In meiner Wohnung hab ich alles vorbereitet."

„Wann kommt Amanda?"

„Sie wollte um 07.00 Uhr hier sein, verdammt. Sie ist schon eine halbe Stunde zu spät.."

„Was machst du wenn sie es
sich doch anders überlegt?"

„Ach das wird schon nicht passieren.." lachte Mary.

Amanda sollte schon lange hier sein. Vielleicht hatten meine Worte gestern doch etwas bewirkt. Vielleicht war sie schon bei der Polizei.

Vielleicht stand sie auch nur im Stau.
Ich hatte soviel im Kopf und doch nichts.
Mein, nennen wir es zukünftiges Leichenhemd war durchnässt von meinem Schweiß und der versifften Liege.
Amanda hatte mir so einen OP Kittel angezogen, nachdem sie mich gestern gepflegt hatte.
Ich grub meine Zehen in die zerrisse Schicht der Liege.
Hoffentlich dauerte es nicht lange bis die Betäubung, von der Mary sprach, ihre Wirkung entfaltete.
Und hoffentlich war sie stark genug.

Mary kam zu mir und strich über meinen Verband, der mein Gesicht bedeckte.

„Ach Liebchen, der sieht aber nicht mehr hübsch aus." sie begann ihn langsam und quälend von meinem Kopf zu wickeln.

„Bitte Mary.. lass ihn rum. Ich, ich will nichts sehen. Mir reicht was ich höre. Bitte..." flehte ich sie an.

„Aber Liebchen, du sollst doch hübsch sein wenn sie dich finden. So wie du jetzt aussiehst könntest du auch in „Silent Hill" als Krankenschwester mitspielen." lachte sie und wickelt weiter.

Das getrocknete Blut verklebte die Mullschichten. Immer wieder riss sie ruckartig am Verband.

Ich begann zu weinen.
„Mary bitte. Die Wunden reißen wieder auf. Bitte lass es drauf.."

Roadtrip [A Sebastian Stan FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt