Ich hatte aufgehört zu Atmen. Mein Kopf drehte sich automatisch zur Seite, während er weiterhin zärtliche Küsse auf meine empfindliche Haut verteilte. Meine Arme legten sich wie von selbst um seinen Hals. Berat flüsterte immer wieder meinen Namen, hörte nicht auf mich zu küssen, und drückte seinen Körper gegen meinen, wodurch ich spüren konnte, was sich zwischen seinen Beinen tat. Auch mein Körper reagierte auf diese unerwartete Nähe.
„Ich hab dich so vermisst", stöhnte er.
„Ich dich auch."
Hatte ich das? Vielleicht hatte ich nur seine körperliche Nähe vermisst. Seine zärtlichen Küsse, seine vertrauten, kräftigen Hände, die über meinen Rücken gleiten, oder das Flüstern meines Namens aus seinem Mund. Ich wusste es nicht. In diesem Moment schaffte ich es ohnehin nicht klar zu denken.
Es gab keine Vergangenheit. Keine Schwiegermutter, keinen Schwager, keine langbeinige Frau.
Nur er und ich. Und das Verlangen nach den jeweils anderen.
Berat zog mir mein Top über den Kopf und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Seine Finger öffneten meinen BH. Ich keuchte auf, ein zittriger Atemzug entfuhr mir.
„Berat -"
„Wo ist das Schlafzimmer?"
Unsere Lippen trafen sich. Ich zog ihn am leeren Wohnzimmer vorbei, steuerte auf die Tür am anderen Endes des Flurs hin. Atemlos löste ich mich von seinen Lippen und suchte den Türknauf.
Als er nach meiner Taille griff und mich aufs Bett warf, stöhnte ich auf - vor Schmerz.
„Berat .. meine Rippe."
Er legte sich auf mich und stützte seine Arme links und rechts von mir ab.
„Ich werde ganz sanft sein, versprochen."
Bevor ich überhaupt antworten konnte, lagen seine Lippen wieder auf meinen. Er spielte am Reißverschluss seiner Hose herum, und zog dann mit einem Ruck meine Hot Pants aus...
Da lag ich nun mit geschlossenen Augen, hatte den Kopf auf Berats Brust gebettet und lauschte dem regelmäßigen Takt seines Herzens. Ich hatte es geschafft für eine Weile meine Gedanken abzuschalten. Aber in dieser Stille nahmen die Stimmen in meinem Kopf allmählich wieder ihre Arbeit auf. Von Minute zu Minute wurden sie lauter.
Berat hatte sein Wort gehalten, er war ganz sanft gewesen. Würde er seine anderen Versprechen auch nicht brechen? Die, die er mir ins Ohr geflüstert hatte?
Ich lasse dich nie mehr los. Alles wird wieder so wie früher. Wir werden noch ganz viele Babys machen. Das alles kam aus seinem Mund, während mein Körper von Küssen bedeckt wurde. Vor allem der letzte Satz .. er schmerzte und war gleichzeitig wie Balsam. Alles würde gut werden. Er hatte es Versprochen. Nein, geschworen. Ich hob meinen Kopf und öffnete meine Augen.
Das Licht aus dem Flur fiel auf sein Gesicht und ließ seine Züge engelsgleich wirken. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, streichelte ich seine Wange. Ich schmiegte meinen Körper enger an seinen, versuchte mir einzureden, dass er seine Versprechen halten würde und schlief irgendwann ein.
Ein Handy-Alarm riss mich unsanft aus dem Schlaf. Widerwillig schlug ich meine Augen auf und blinzelte ins helle Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster ins Zimmer fiel. Berat stieß einen Seufzer aus, griff nach seinem Handy und schaltete den Alarm aus.
„Guten Morgen."
Er schenkte mir ein Lächeln und küsste mich auf die Stirn.
„Ich muss leider zur Uni, hab eine Vorlesung", fuhr er fort.
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Seelensplitter
General FictionVerlust. Ein starkes Wort. Es gibt so viele verschiedene Arten davon, aber keine schmerzt so sehr, wie der Verlust des eigenes Kindes - ob ungeboren oder nicht. Die Seele zerbricht und die Splitter bringen die Wunde immer wieder von Neuem zu bluten...