Wieso lässt der mich hier einfach stehen? Was denkt der sich? Nimmt mir erst meinen Koffer ab und verpisst sich dann zu den Betreuern.
Mittlerweile sind die Kieselsteine an der Stelle wo ich stehe so weit zur Seite geschoben das man den Sandboden darunter sehen kann. Ich seufze leise und werfe einen unauffälligen Blick auf die anderen Leute die in etwas Entfernung stehen.
Einige Gruppen haben sich schon gebildet und etwas in meinem inneren beneidet sie darum, wie sie miteinander lachen und reden können. Ohne sich Gedanken darüber zu machen ob sie sich blamieren. Ob sie irgendwas dummes sagen.
Ich gebe ein weiteres leises Seufzen von mir und schaue wieder in die Richtung, in die Simon verschwunden ist. Doch anstatt ihm, kommt einer der Betreuer näher, der auch schon mit uns im Bus saß.
Er ist groß und seine kurz geschnittenen dunkelblonden Haare liegen perfekt auf seinem Kopf. An seinem Kragen hängt eine teuer aussehende Sonnenbrille und das Klemmbrett in seinem Arm wirkt winzig im Vergleich zu ihm.
Er bleibt kurz vor den Tisch stehen, an dem Simon mich eben stehen gelassen hat und pfeift einmal laut.
In einem eintönigen Grummeln bewegen sich die anderen näher an den Tisch heran und eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir ich soll von hier verschwinden. Doch ich stemme meine Füße in den Boden und greife fester um die beiden Koffer.
"Für die von euch die es noch nicht mitbekommen haben sollten, mein Name ist Chris. Das da hinten ist Mark und den Rest lernt ihr auch noch kennen" besagter Marco nähert sich auch dem Tisch.
Er ist fast zwei Köpfe kleiner als Chris und die schwarzen Haare auf seinem Kopf hängen leicht unordentlich in allen möglichen Richtungen. Die Sonnenbrille auf seiner Nase sitzt tief und über den Rand wirft er einen Blick auf jeden von uns bevor er die Arme vor seiner Brust verschränkt und Chris zunickt.
"Also, da vorne sind die Zelte und wenn ihr da schräg hin schaut seht ihr die Lodges. Die Zelt Leute gehen bitte mit Marco mit und die Lodge Leute bleiben hier." Diesmal lässt er auch seinen Blick über uns gleiten und aus der Menge kommt ein zustimmendes brummen, gemeinsam mit einvernehmlichen nicken.
"Zu den Zelten gehen: Lars Angler, Kiara Arndt..." Er liest die Liste bis zum Ende durch und bei jedem Namen lösen sich Leute aus der Menge heraus. Als er zu den Lodges übergeht beginnt mein Herz deutlich schneller zu schlagen.
"... Mira Uhl?"
"Ja, hier"
"Kyle Winslow?" Ich zucke zusammen.
"Kyle? Bist du da?" die Stimme dringt nur dumpf zu mir durch. Mein Herz pocht immer schneller und mein Blickfeld verschwimmt mehr und mehr."Kyle? Haben wir ihn vergessen oder kommt der Extra?" Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, doch es kommt nur ein unhörbares hauchen heraus.
"Entspann dich Chris, Kyle ist da." Ich kenne die Stimme. Langsam klärt sich meine Sicht wieder und ich erkenne jemanden neben dem Betreuer stehen.
Simon. Es ist Simon. Er steht neben Chris und hat eine Hand auf seine Schulter gelegt. Ich schlucke die heiße Galle in meiner Speiseröhre wieder herunter und schüttele kaum merklich mit dem Kopf.
Mit zitternden Händen fahre ich mir durch die Haare und klammere mich danach noch fester an die Koffer, in der Hoffnung das sie mir irgendwie Stabilität geben.
"Hey alles gut bei dir?" Ich zucke ein weiteres Mal zusammen, denn diesmal steht Simon direkt vor mir und betrachtet mich von oben. Ich nicke leicht.
"Mhm ja." Selbst in meinen Ohren klingt meine Stimme heiser und unglaubwürdig, doch Simon fragt nicht weiter nach. Er greift einfach nur nach den beiden Koffern und schaut mich auffordernd an.
"Kommst du mit oder willst du den ganzen Tag dort stehen bleiben? Ich hab Hank so lange bequatscht, das wir zu zweit in eine vierer Lodge können also beeil dich bevor ich mir es anders überlege und dich draußen schlafen lasse." Er lacht leise und ich schüttele ein weiteres Mal mit dem Kopf um mich endgültig loszureißen und ihm zu folgen.
Die Lodges sind weniger Komfortabel als ich erwartet hatte, sie sind einfach nur etwas größere Holzhütten. Ohne richtig abschließbare Türen und Fenster. Eine Mehrfachsteckdose liegt in der Mitte des Raums, an der ein Safe angeschlossen ist.
Rechts und links steht jeweils ein Hochbett und Simon hebt bereits seinen Koffer auf das Obere Bett. Seine Arme spannen sich dabei an und ich muss mich zwingen den Blick davon abzuwenden.
"Willst du deinen Koffer auch nach oben legen? Dann kommen da die Ameisen nicht so schnell dran." Ich schaue langsam wieder zu ihm und nicke dann leicht.
"Ja, gerne." Ich schaue ihm wieder dabei zu wie er meinen viel zu großen Koffer leichtfertig auf das andere Hochbett hebt und sich danach zufrieden lächelnd die Hände reibt.
"Also ich hab jetzt Hunger, du auch?" Er schaut mich erwartungsvoll an und gezwungerermaßen nicke ich und gehe zu meinem Koffer um meinen Becher heraus zu suchen.
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Sweet Little Summer Love
RomanceEs sollte eigentlich ein ganz normaler Sommer werden. Keine großen Veränderungen, einfach nur etwas Entspannung unter der heißen Sonne in Italien. Doch das Camp in das Kyle von seinen Eltern gesteckt wird, bringt ganz andere Erfahrungen mit sich.