Es sieht noch alles exakt so aus wie beim letzten Mal. Die hohen Bäume, in denen Tagsüber die Zikaden ihr unerträglich lautes Zirpen von sich geben.
Doch ohne diese Bäume würde die Sonne alles braten was es auch nur wagt aus dem Schatten zu treten.
Ich verlasse als einer der letzten den Bus und sofort schlägt mir die heiße Sommerluft entgegen. Von den anderen Jugendlichen ist abwechselndes stöhnen und sich über die Hitze beschweren zu hören, doch ich lächele einfach nur breit. Ich habe es tatsächlich vermisst.
Sicher, die Zikaden sind nervig; und ja, auch die Stechmücken können einen auf die Palme bringen, aber ich liebe es einfach. Die leicht nach Harz riechende Luft in Kombination mit der niedrigen Luftfeuchtigkeit hat etwas vertrautes an sich.
"Simon? Kommst du Mal bitte her?" Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und drehe mich in die Richtung aus der die Stimme kommt. Sarah, eine der Betreuerinnen steht winkend in etwas Entfernung.
Ich winke ihr kurz zurück, fahre mir durch meine Haare und gehe dann auf sie zu.
"Hi Sarah. Schön dich Mal wieder zu sehen" ich zwinkere ihr zu als ich direkt vor ihr stehe und sie verdreht lachend die Augen.
"Du hast dich echt nicht verändert, hm?" Sie zieht mich in eine kurze Umarmung die ich erwidere.
"Wie groß willst du eigentlich noch werden? Das letzte Mal das du hier warst, warst du doch gerade Mal halb so groß oder nicht?" Sie stemmt die Arme in die kräftige Taille und trägt ein verschmitzes grinsen auf den Lippen.
"Du das kann gut sein, meine Eltern schnallen mich schließlich jeden Abend auf die Streckbank damit ich wachse" entgegne ich lachend.
In dem Moment geht die Gruppe an Jugendlichen aus dem Bus an uns vorbei und ich halte nach Kyle Ausschau. Er läuft ganz hinten und hat den leicht roten Kopf gesenkt. Hinter sich zieht er einen Koffer, der wie sein Rucksack viel zu groß für ihn wirkt.
Mit einem mitleidigen lächeln auf den Lippen drehe ich mich wieder zu Sarah.
"Ich geh dann auch Mal meinen Koffer holen, wir sehen uns später!" Sie nickt zufrieden und ich drehe Richtung Bus ab, um den einzigen verbleibenden Koffer heraus zu holen und mit ihm zu den anderen aufzuschließen.
Ich tippe Kyle auf die zierliche Schulter als ich neben ihm angekommen bin und er zuckt leicht zusammen. Mit etwas aufgerissenen Augen dreht er seinen Kopf zu mir und als er erkennt das ich es bin ziehen sich seine Augenbrauen zusammen.
"Ach du bist es." Gibt er leise von sich und senkt seinen Blick wieder nach unten. Ich grinse leicht und tippe ihn dann wieder an.
"Was?" Fragt er mit genervtem Tonfall ohne aufzuschauen.
"Findest du nicht das dein Koffer etwas zu schwer für dich ist?" Ich rücke den fast leeren Rucksack auf meinen Schultern wieder zurecht und kicke einen Stein direkt vor mir die leichte Steigung nach oben.
"Wie kommst du bloß darauf?" Die Wörter kommen mit etwas Abstand aus ihm heraus und von der Seite erkenne ich wie seine Atmung hektisch geht.
Ich Seufze hörbar und nehme meinen Rucksack von den Schultern, drücke ihn ihm an die Brust und bleibe stehen, so dass er gezwungen ist auch stehen zu bleiben.
"Was, willst du das ich den auch noch trage? Danke aber ich bin nicht dein Packesel." Auch wenn er den Kopf immer noch gesenkt hat und ihm die Haare wahrscheinlich komplett im Gesicht hängen sehe ich wie angestrengt sein Ausdruck ist.
"Nein Kyle, sollst du nicht. Du nimmst meine Rucksack und ich nehme dafür deinen Koffer. Einverstanden?" Für einen kurzen Augenblick schaut er auf und mustert mich skeptisch.
"Warum solltest du das tun? Du hast davon keinerlei Vorteil." Er schnaubt leise, aber ich kann sehen wie er überlegt.
"Ich brauche nicht immer einen Vorteil um irgendwas zu machen. Und jetzt halt die Klappe und nimm den Rucksack." Ich lasse, ohne ihn antworten zu lassen, meinen Rucksack los und er fängt ihn etwas unbeholfen mit seiner freien Hand.
In dem Moment greife ich nach seinem Koffer und für kurze Zeit berühren sich unsere Hände, so dass ein leichtes kribbeln durch meinen Arm fährt. Aber so kurz dieser Moment war, so schnell ist er auch wieder vorbei als Kyle seine Hand zurück zieht.
Ich wende meinen Blick wieder nach vorne und ziehe nun beide Koffer hinter mir her. Sein fast doppelt so großer Koffer ist tatsächlich deutlich schwerer als ich erwartet hatte und ich Frage mich ehrlich wie er ihn so weit bekommen hat.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie Kyle meinen Rucksack wie ein kleines Baby vor seinem Oberkörper trägt und bei dem Anblick wird mein Grinsen noch etwas breiter.
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Nachdem der Fußweg vom Bus zum eigentlichen Campbereich geschafft ist sammeln sich die meisten anderen unter irgendwelchen Bäumen in deren Schatten und versuchen wieder zu Atem zu kommen.
Ich Stelle Kyle zusammen mit den beiden Koffern in der nähe eines Tisches hin und gehe ohne Umwege Richtung Betreuer Zelt.
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Sweet Little Summer Love
Storie d'amoreEs sollte eigentlich ein ganz normaler Sommer werden. Keine großen Veränderungen, einfach nur etwas Entspannung unter der heißen Sonne in Italien. Doch das Camp in das Kyle von seinen Eltern gesteckt wird, bringt ganz andere Erfahrungen mit sich.