Versuchs ruhig nochmal - Kyle

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Ich bin froh von diesem Tisch weg zu sein. Ich weiß nicht wie lange ich es noch neben Simon ausgehalten hätte ohne irgendwas außerordentlich dämliches zu tun.

Diese Situation vor dem Essen hat etwas in mir angerichtet was ich absolut nicht gut finde. Mit einem seufzen trete ich durch die Tür der Lodge und werfe eine Blick auf die Stelle an der ich vorhin stand.

Um meine Gedanken davon ab zu bringen lasse ich mich auf mein Bett fallen und greife nach meinem Manga, damit ich ihn endlich mal zu Ende lesen kann ohne das mich irgendjemand dabei stört.

Ich mache leise etwas Musik über mein Handy an, so dass nur ich sie hören kann. Draußen vor dem Fenster laufen hin und wieder Leute vorbei und ich sehe Karl mit einem leichten Grinsen auf den Lippen in seiner Lodge verschwinden und kurz darauf wieder heraus kommen.

Er bleibt vor meiner Lodge stehen und wirft einen Blick durch die offen stehende Tür und hebt die Flasche hoch.

"Sicher das du nicht wieder mit rüber kommen willst? Könnte lustig werden." Ich schüttele mit dem Kopf und lächele entschuldigend.

"Nein tut mir leid. Ich... Mir geht's nicht ganz so gut. Aber viel Spaß euch" antworte ich und lächele erneut. Karl nickt verstehend und lässt die Flasche sinken.

"Falls du mal drüber reden willst kannst du mich einfach ansprechen. Ich geb hin und wieder ganz hilfreiche Tips falls du einen brauchen kannst." Er grinst erneut kurz und ich nicke danken, dann winkt er kurz und verschwindet wieder in die Richtung aus der er gekommen ist.

Also nehme ich wieder meinen Manga zur Hand und lese weiter.

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Ich sitze mit angewinkelten Beinen auf dem Bett und lese gerade die letze Seite, als ich ein weiteres nervtötendes piepsen höre und nach der Stechmücke Ausschau halte die mein Blut aussaugen will. 

Im Augenwinkel sehe ich wie sich etwas winziges meinem Arm nähert und ich schlage instinktiv mit der Hand danach.

"Versuchs ruhig nochmal" knurre ich leise und suche weiter nach dem Insekt. Doch ich kann weder das piepsen hören, noch irgend eine Bewegung wahrnehmen also gehe ich davon aus, sie erwischt zu haben.

Seufzend lehne ich mich wieder nach hinten gegen die Wand und starre nach oben auf die Unterseite des Hochbetts. Einige der Federn sind ausgeleiert und hängen nutzlos nach unten durch und ohne darüber nachzudenken strecke ich die Hand aus, um nach einer dieser Federn zu greifen.

Mit einem sanften ziehen habe ich sie aus ihrer Verankerung gelöst und starre jetzt auf das dunkle Stück Metall in meiner Hand. Um es besser inspizieren zu können lege ich den Manga in der anderen Hand auf meiner Matratze ab und ziehe danach an beiden Enden der Feder.

Wie zu erwarten dehnt sie sich auseinander und beim Loslassen zieht sie sich wieder zusammen. Wie ein Regenwurm der sich durch die Erde frisst. Oder eine Raupe die über einen Baum klettert.

Ich gebe ein leises seufzen von mir und spiele in Gedanken verloren weiter mit der Feder. Mal lege ich sie wie einen Armreif um mein Handgelenk, nur um sie danach wieder so weit wie mir möglich auseinander zu ziehen.

Vertieft in dieses Spiel bekomme ich nicht mit wie sich jemand der halb offen stehenden Tür der Lodge nähert und zucke zusammen als sie mit einem quietschen geöffnet wird. Schnell lege ich die Feder ab und hebe den Kopf um der Person zu sagen das sie sich in der Lodge vertan hat, als mich ein definitv nicht mehr nüchterner Simon anstarrt.

Eine gefühlte Ewigkeit lang schauen wir uns einfach nur schweigend an. Keiner von uns bewegt sich und die Zeit scheint still zu stehen. Bis sich Simon räuspert und dann in die Lodge eintritt.

Hinter sich schließt er die Tür und zieht den behelfsmäßig von uns gebauten Vorhang zu, der aus einem Handtuch besteht, das über dem Fenster neben der Tür hängt.

Er tapst leicht schwankend rüber zu seinem Bett und schaltet das kleine Licht daneben an. Danach dreht er sich wieder zu mir und setzt sich, sehr langsam, auf seine Matratze ohne mich dabei aus den Augen zu verlieren.

Mit der einen Hand spiele ich schon wieder mit der Feder ohne es mitbekommen zu haben und ich beiße mir unbewusst auf die Unterlippe, als er ein seufzen von sich gibt.

"Wir sollten reden." fängt er dann an und fährt sich durch die Haare. Ich antworte nicht und starre ihn einfach an und warte darauf was er zu sagen hat. Er mustert mich noch einen Moment, dann seufzt er erneut.

"Das was heute Nachmittag hier war, war dir das unangenehm? Hab ich was falsch gemacht?" Er schweigt einen Moment, in der Hoffnung eine Antwort von mir zu bekommen und schüttelt dann mit dem Kopf.

"Natürlich hab ich was falsch gemacht, was eine Frage. Und das tut mir leid. Ehrlich. Ich hätte da nicht einfach weggehen sollen, das war dir sichtlich unangenehm und ich hab mir einen Spaß daraus gemacht. Das war nicht okay. Verzeihst du mir das?" Er schaut mich hoffnungsvoll an.

Sweet Little Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt