Prolog - Kyle

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"Mum, muss ich wirklich da hin? Ich bin fast achtzehn ich kann doch so lang alleine zu hause bleiben!" mit einem etwas gehetzten Blick, betrachte ich die restlichen, fein säuberlich gefalteten Klamotten und stopfe sie gemeinsam mit dem Rest in meinen definitiv zu vollen Koffer.

"Ich hab doch safe irgendwas vergessen..." murmele ich leise vor mich hin, während ich ein weiteres mal durch die Schubladen meiner Kommode gehe und die Schritte meiner Mum auf den Treppen höre. Mit einem leisen Seufzen bleibt sie in meiner Zimmertür stehen und wirft mir einen leicht amüsierten Blick zu.

"Kyle Schatz, du bist vielleicht fast achtzehn, aber du weißt das Andrew und ich für 3 Wochen weg sind. Und ich bin mir ziemlich sicher, das wenn wir dich so lange alleine lassen du entweder unser Haus abfackeln oder verhungern wirst weil du nicht einkaufen gehen willst." mit einem grinsen tritt sie näher an meinen überquellenden Koffer heran und betrachtet die unordentlich herein geworfenen Teile. Mit nach oben gezogener Augenbraue dreht sie sich zu mir.

"Also das... Ehm. Hat nicht anders rein gepasst? Und Außerdem: Ich kann sehr wohl für mich selbst sorgen. Immerhin war ich schon mal an ein paar Wochenenden allein zu Hause, wo ist denn der Unterschied?" entgegne ich mit verschränkten Armen, um von den mittlerweile wahrscheinlich komplett zerknitterten Klamotten abzulenken. Als Antwort lacht sie leise und zieht die zuletzt herein gestopften Teile noch mal raus. Das T-Shirt mit dem kleinen blauen Dinosaurier wirkt noch kindlicher in ihren Händen.

"Schatz, willst du das wirklich mitnehmen?" sie lächelt mich schräg an und nach einem seufzen schüttele ich mit dem Kopf und lasse die Schublade wieder zu fahren.

"Nein, eigentlich nicht. Aber ich hab nichts anderes gefunden..." sie lächelt noch etwas breiter und wuschelt mir mit ihren langen Fingern durch die Haare.

"Ach Kyle. Drei Wochen und ein Wochenende sind ein ganz schön großer Unterschied weißt du? Lass uns in einem halben Jahr nochmal darüber reden. Aber für jetzt wirst du nach Italien fahren. Und wer weiß, vielleicht lernst du ja jemanden netten kennen?" bei dem letzten Satz wackelt sie vielsagend mit den Augenbrauen und legt das Dino Shirt neben den Koffer um ihn mit einem letzten Ruck zu schließen.

"Mum! Bitte sag nicht sowas!" entgegne ich mit leicht roten Wangen, doch erwidere ihr Grinsen mit einem Blick auf die Uhr.

"Fuck! Mum wir sind schon viel zu spät dran!" sie wirft einen Blick auf die zierliche Uhr an ihrem Handgelenk und reißt die Augen auf.

"Kyle! Warum hast du nicht früher was gesagt!? Andrew!!" sie wuschelt mir noch einmal durch die Haare und verlässt dann wieder mein Zimmer, um nach Andrew, meinem Stiefvater zu suchen. Mit einem leisen Seufzer hebe ich meinen deutlich zu schweren Koffer vom Bett und rolle ihn bis zur Treppe über den Boden. Etwas unbeholfen trage ich ihn die Stufen nach unten und stehe am Ende nass geschwitzt neben der Wand. 

Die schweren Schritte, die auf dem oberen Stockwerk ertönen sind kaum zu überhören und kurz danach stampft Andrew die Treppen herunter. Ich muss mich beherrschen nicht jedes mal zusammen zu zucken, wenn er mit seinem Fuß den Boden berührt. Als er dann unten ankommt und neben mir stehen bleibt um mir eine Hand auf die Schulter zu legen erstarre ich für einen kurzen Moment.

"Kleiner, du nimmst uns das doch nicht übel oder? Du hast mit Sicherheit spaß da unten." seine tiefe Stimme poltert durch den Flur und ich sehe ihn seitlich von unten an. Seine Breit gebauten Schultern passen perfekt zum Rest seines durchtrainierten Körpers und seine kahl geschorenen haare lassen ihn ein ganzes stück unheimlicher aussehen. Wenn er nicht die Intelligenz eines Toastbrots hätte, würde ich mich vermutlich vor ihm fürchten, doch so schenke ich ihm einfach ein leichtes Kopfschütteln.

"Natürlich nicht, Andrew. Ich freu mich eigentlich schon voll auf Italien" lüge ich ihn mit einem lächeln auf den Lippen ins Gesicht. Er erwidert mit einem freudigen Nicken und klopft ein weiteres mal mit seinen riesen Pranken auf meine Schulter, so dass ich all meine Kraft aufwenden muss nicht zusammen zu brechen.

"Das freut mich Junge. Wirklich ja." mit einem viel zu breiten Grinsen im Gesicht geht er weiter Richtung Wohnzimmer zu meiner Mum, die gerade die restlichen Dinge in ihre Tasche packt. Ich schließe für einen Moment die Augen und atme die leicht stickige, warme Luft des Flurs ein, bevor ich meine Schultern etwas straffe und den Koffer die letzten Meter nach draußen zum Auto hin rolle.
Ich lasse meine dürren Finger knacken und hebe den schweren Koffer so elegant wie mir eben möglich in den Kofferraum, ohne dabei etwas kaputt zu machen. Nach einigen Anläufen liegt er quer auf der Ladefläche und sieht etwas verloren zwischen den ganzen anderen Taschen aus.

Ich tapse Richtung Hintertür und lasse mich auf den Sitz fallen, schnalle mich an und krame in meinem Rucksack nach meinen Kopfhörern. Nach viel zu langer zeit und etwas panischem Suchen finde ich sie endlich und stecke mir die kleinen Stöpsel in die Ohren. Kurz darauf ertönt Fancy in in ihnen und ich summe leise zum Text mit, solange ich noch alleine im Auto sitze.

Sweet Little Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt