Kapitel 1

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Y/ns Pov

Schwer atmend wachte ich auf und sah mich erschrocken um.

Ich lag auf meinem Bett, noch immer in meine Decke gehüllt - ebenso wie in einer dichten Schicht Rauch, die den ganzen Raum füllte.

Lichterloh flackerten die Flammen um mich herum und tauchten mein Zimmer in rot und orange.

"Y/n!? Hoseok!? Steht auf, schnell!", drangen die panischen Rufe meiner Mutter zu mir durch.

Unbeschreibliche Angst breitete sich in mir aus und lähmte mich.

Der erstickende Rauch ließ mich in einem Hustenanfall ausbrechen. Verzweifelt schnappte ich nach Luft; doch das ließ mich nur noch stärker husten.

Wieder hörte ich meine Eltern schreien: "Y/N! Y/N, wo bist du!?"

Die Panik in ihrer Stimme holten mich aus meiner Starre und ich sprang hastig aus dem Bett.

"Mom! Dad! Hoseok!", schrie ich verzweifelt in Richtung Flur.

Die unglaubliche Hitze und der Mangel an Sauerstoff zwangen mich in die Knie; sodass ich nur noch krabbeln konnte.

Tränen liefen mir in Strömen das Gesicht runter, als ich wieder die Schreie meiner Eltern vernahm.

Schluchzend folgte ich dem Klang, blind vor Angst und Rauch.

Auf einmal hörte ich ein gewaltiges Krachen hinter mir. Vor Schreck schrie ich auf und fing an, zu rennen.

Plötzlich verlor ich den Boden unter meinen Füßen und rollte ungehindert die Treppe hinunter.

Mehrfach stieß mein Kopf auf den Stufen auf, bis ich irgendwann durch einen besonders heftigen Aufschlag das Bewusstsein verlor.

Das letzte was ich wahrnahm, waren die Schreie meiner Eltern, welche fast vom Knistern der Flammen um mich herum verschlungen wurden; bevor der stechende Schmerz an meinem Hinterkopf mich in Dunkelheit hüllte...

Mit einem entsetzten Keuchen richtete ich mich auf.

Mein Herz schlug wie verrückt in meiner Brust. Zitternd legte ich meine Hand darauf, um mich zu beruhigen.

'Es war ein Traum, Y/n, nur ein Traum', redete ich mir in Gedanken ein. Doch für mich war es mehr als das:

Als ich neun Jahre alt war kam es mitten in der Nacht bei uns Zuhause zu einem Brand. Als die Feuerwehr eintraf, fanden sie mich bewusstlos am Fuße der Treppe liegen.

Die Leiche meines älteren Bruders wurde nicht gefunden; die meiner Eltern schon...

Neben dem Angstschweiß, der sich zuvor auf meiner Haut gebildet hatte, wurden meine Wangen nun auch von Tränen befeuchtet.

Auch heute, elf Jahre nach dem Tod meiner Familie nagten die Erinnerungen an mir.

Das Klappern von Geschirr drang zu mir durch. Seufzend rappelte ich mich auf und schlurfte leicht zitternd ins Bad.

Erst als das warme Wasser auf mich hinab rieselte, überkam mich endlich die Erleichterung darüber, dass es sich wieder nur um einen Traum gehandelt hatte.
Es war, als würde meine Angst mit dem Schweiß und den Tränen hinfort gespült werden.

Dennoch verspürte ich eine leichte Anspannung.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, betrat ich die kleine Küche, wo mein Freund Carter bereits das Frühstück vorbereitete.

Leise pfiff er eine Melodie. Da es immer die selbe war, war es fast schon wie sein eigenes Lied.
('Whistle' von Blackpink)

Sein Pfeifen hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Lächelnd schlang ich meine Arme um seinen kräftigen Oberkörper.

"Hey mein Schatz", erklang seine tiefe Stimme. "Bist du bereit für den großen Umzug?"

"Mhm", bestätigte ich; mein Gesicht in seinen Rücken gedrückt.

Carter und ich hatten eigentlich ein gutes Leben hier in Gwangju, aber nun hatte er von seinem Chef ein einmaliges Angebot bekommen: ihm wurde eine Stelle als oberste Berater im Finanzamt angeboten. Jedoch befand sich diese in Seoul - also auf der anderen Seite Südkoreas. Dafür war aber die Bezahlung um einiges besser als bei seinem jetzigen Job.

Anfangs war sich Carter noch unsicher, ob wir wirklich so weit weg ziehen sollten, doch ich konnte ihn überzeugen. Schließlich gab es hier in Gwangju niemanden, der mir noch was bedeutete.
Niemand außer Carter.

Dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl, mit ihm hier zu sitzen, an diesem kleinen, runden Küchentisch mit dem Blick auf die kleine Kochnische an dem Kaffee zu nippen und zu wissen, dass dies das letzte Frühstück in unserer alten Wohnung sein wird.

Schon in wenigen Minuten würden wir die beiden Teller und Tassen spülen und diese in den noch offenen Karton mit Geschirr einräumen und uns auf die lange Reise begeben...

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt