Kapitel 8

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Das Gebäude war riesig; die Eingangshalle prächtig. Ehrfürchtig schritt ich Carter hinterher. "Uhm Carter... bist du sicher, dass wir uns das hier leisten können?", musste ich mich erst einmal bei ihm versichern. 

"Selbstverständlich! Ansonsten würde ich dich doch nicht hierher einladen" Er klang empört, dass ich sein Vermögen angezweifelt habe. Daher zog er mich nach der Anmeldung an der Rezeption direkt zu unserem Zimmer und schickte mich mit dem Outfit, welches er zuvor für mich zusammengestellt hatte ins anliegende Badezimmer.

"Schatz, ich warte auf dich schon am Tisch", hallte Carters Stimme nach ein paar Minuten gedämpft durch die Tür. Ich hingegen war zu sehr damit beschäftigt, die vor mir liegende Kleidung anzustarren.

Knallpinke Unterwäsche, die unmöglich IRGENDWAS von meinem Körper bedecken konnte, ein weißes, enges Kleid, welches ich erst für ein Top hielt und beigefarbene High Heels. Je länger ich die Sachen anstarrte, desto unsicherer wurde ich. Sollte ich das wirklich anziehen? Hatte Carter vielleicht nach den falschen Sachen gegriffen?

Zögernd schlüpfte ich in die Sachen und stylte meine Haare noch ein bisschen, bevor ich mich auf den Weg in den Esssaal machte. 'Wo zum Teufel muss ich denn jetzt lang?', verzweifelte ich langsam bei den ganzen Gängen und Fluren. 

Zehn durchsuchte Etagen später kam mir dann endlich mal in den Sinn, dass die Restaurants in den Hotels so gut wie immer im Erdgeschoss waren. 

Meine Füße schmerzten unendlich in diesen Schuhen. "Warum laufe ich nicht direkt auf Zahnstochern? Würde sich zumindest genauso anfühlen", murrte ich auf den Weg nach unten.

Tatsächlich fand ich Carter schon ungeduldig an einem Tisch in der Mitte des Saals sitzen; sich ständig nach mir umschauend. "Hier bin ich", lächelte ich noch immer nervös bezüglich dieses kleinen Stück Stoff welches sich auch Kleid nannte.

"Du siehst so geil aus", kommentierte Carter als ich mich setzte. Röte stieg mir ins Gesicht und ich murmelte ein leises "Danke". 

Und da war sie wieder: diese unangenehme Stille zwischen uns. Carter lenkte sich mit der Speisekarte ab, als wäre sie das spannendste Buch, dass er jemals gelesen hatte und würdigte mich keines Blickes. Daher tat ich es ihm gleich und griff nun auch zur Karte.

Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, meine Augen fielen mir beim Anblick der Preise aus dem Kopf. 35 Euro allein für einen einfachen Salat?! Fast schon verzweifelt suchte ich nach einem nicht allzu teuren Gericht; noch immer nicht wagend, etwas zu sagen.

Die Erlösung kam mit einem kleinen Notizblock und einem Kugelschreiber heran geschritten und fragte: "Darf ich dem Pärchen schon etwas anbieten? Zur Zeit kann ich Ihnen die Grillplatte mit drei Fleischsorten und Beilage sehr empfehlen". Carter lächelte der - übrigens ziemlich attraktiven, weiblichen - Bedienung charmant zu und sprach: "Wenn das so ist, dann nehme ich das zusätzlich mit einer gekühlten Flasche Champagner" 

Fragend blickte sie kurz mich an bevor sie sich wieder meinem Freund zuwandte. "Und deine Begleitung?", fragte sie IHN anstatt mich. Und als wäre das nicht schon schlimm genug antwortete er auch noch für mich, weiterhin ohne mich anzusehen. "Einen Salat und ein Glas für den Champagner. Das wärs"

War das sein scheiß ernst?! Einen Salat? Ich gehörte nie zu den Mädchen, die sich nur von einem Salat ernähren konnten - und er wusste das ganz genau!

Ich blickte ihn vorwurfsvoll an und räusperte mich, als er meinen Blick nicht bemerkte. "Ist was, Schatz?", fragte er besonders unschuldig.

"Weißt du, ich hätte auch selbst sprechen können. Du hättest das nicht für mich erledigen müssen", bemühte ich mich es sachlich zu formulieren. Verwirrung spiegelte sich auf seinem Gesicht. "Was war denn daran so schlimm? Die Bedienung hat mich gefragt, also habe ich für dich bestellt", erwiderte er vollkommen von seinen Handlungen überzeugt.

Resigniert seufzte ich. Mir fehlte es an Kraft, jetzt eine Diskussion anzufangen; zumal ich wusste, dass es ohnehin nichts bringen würde. Das war eine seiner Macken: er verstand es manchmal nicht, was er falsch gemacht hatte, selbst wenn ich ihn noch so geduldig darüber aufzuklären versuchte. 

"Ist ja auch egal", begann ich ein neues Gespräch. "Wie läuft es momentan bei der Arbeit?", fragte ich das einzige, was ihn inzwischen zu einem ausführlichen Gespräch bringen konnte.

"Es läuft einfach nur fantastisch! Diana und ich sind ein super Team. Im Gegensatz zu meinem früheren Sekretär in der alten Firma ist sie sehr fleißig und kümmert sich um alle meine Bedürfnisse. Erst letztens haben wir......"

Er erzählte und erzählte, aber ich hörte kaum zu. Selbst wenn ich es wollte, konnte ich mich einfach nicht mehr auf seine Worte konzentrieren. 

Während seines nie endenden Monologs kam das Essen. Ich aß dieses kleine Häufchen, welches als 'Salat' verkauft wurde.

"Also", began Carter überraschenderweise beiläufig ein Gespräch. Seine Augen zeigten dieselbe Lust wie bei der Kellnerin. "Wie wäre es jetzt mit dem Nachtisch?"

Ich ahnte, worauf er hinaus wollte. Er wollte es also wirklich hier mit mir tun?

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt