Der Ältere schüchterte mich sehr sein, weshalb ich auf meine Hände sah, während ich ihnen die gesamte Geschichte auftischte. Nur Dank Officer Jeon fühlte es sich nicht ganz so unangenehm an.
"...und nun liege ich hier", beendete ich die Erzählung. Jeons Augen hatten sich im Laufe noch weiter geöffnet - falls das mit seinen ohnehin riesigen Augen noch möglich war. Nur Kang hatte sich dabei Notizen gemacht und zwischendurch ein paar Fragen gestellt.
"Vielen Dank, Miss Jung. Ich denke wir hätten dann genug für eine Anzeige", sagte Kang, sobald er mit seinen Notizen fertig war. "Ich hätte da noch eine Frage", setzte ich zögernd an. "Fragen Sie"
"Wie wird es jetzt weitergehen? Ich meine, was passiert in der Zeit, bis Carter bestraft wird?", äußerte ich meine Unsicherheit. "Es wird folgendermaßen ablaufen: wir geben jetzt ihre Anzeige auf. Damit kommt direkt eine einstweilige Verfügung im Gange, laut der Ihr Freund sich Ihnen auf fünfzig Meter nicht nähern darf. Bedeutet auch für Sie, dass Sie in der Zeit nach einer anderen Unterkunft suchen sollten. Der Fall geht dann vor Gericht, wo Sie beide dann Ihre Aussagen machen werden. Wenn die Beweise dann für den Richter ausreichen, wird Ihr Freund schuldig gesprochen und verurteilt"
Das hörte sich soweit ganz gut an. Eine Sache störte mich trotzdem: "Werde ich die Aussage vor Carter machen müssen?" "Leider ja. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben". Was? Carter würde also dabei sein, wenn ich aussagte? Das konnte ich nicht. Niemals wollte ich ihn wiedersehen. "N-nein. Das kann ich nicht! Ich kann vor ihm nicht aussagen! Gibt es keinen anderen Weg?"
Kang seufzte. "Nur, ihn frei laufen zu lassen, aber glauben Sie mir, wenn ich sage, dass keiner in diesem Raum das will. Also bleibt nur noch die Verurteilung durch einen Richter. Das geht aber auch nur dann, wenn Sie aussagen", versuchte er mir zu überzeugen. Mich machte es nur noch verzweifelter. Gerade als ich dachte, ich müsste sein Gesicht nie wieder sehen, durfte ich erfahren, dass dem nicht so ist.
"Dürfte ich vielleicht etwas Zeit zum Nachdenken bekommen?", piepste ich hervor. "Wir haben Ihre Erklärung schon aufgeschrieben. Sie wissen jetzt ja, nach welchem Namen Sie fragen müssen, sobald Sie sich für die Anzeige entschieden haben". Er klang zuversichtlich, dass ich früher oder später sehr wohl gegen Carter vor Gericht ziehen würde - deutlich zuversichtlicher als ich es selbst war.
Er ging schonmal in Richtung Tür. Dort drehte er sich nochmal zu mir um. "Ich spreche noch kurz mit deinem Arzt. Officer Jeon bleibt solange bei Ihnen". Danach zog er die Tür hinter sich zu.
Ich blickte den verbliebenen Polizist an. Er blickte zurück. Bedächtig kam er weiter auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Ich würde Ihnen ja gerne Platz machen, aber jede Bewegung schmerzt höllisch", durchbrach ich das Schweigen. Das war nicht einmal gelogen. Sogar atmen konnte ich nicht, ohne von diesem Schmerz begleitet zu werden.
"Schon in Ordnung, ich nehme mir einen Stuhl", sprach er zum ersten Mal, seit er ins Zimmer kam. Seine Stimme klang harmonisch und doch männlich. Nicht so tief wie die von Taehyung, aber auch nicht so hoch wie die von Jimin.
Freundlich aber verlegen lächelte er mich an. "Ähm... wie lange arbeiten Sie schon als Polizist?", fragte ich aus dem Nichts. "Heute ist mein erster Tag auf Streife, seit ich die Akademie verlassen habe". Wow, dann lag ich mit meiner Vermutung wohl vollkommen richtig, dachte ich.
"Ist es so offensichtlich?", unterbrach er meine Gedanken. Er rieb sich beim Reden mit der Hand den Nacken. "O-oh! Tut mir leid! Habe ich das etwa laut gesagt?"
"Mhm. Aber ist nicht schlimm", lächelte er wieder. "Ich verstehe, warum Sie wegen Ihrem Freund so viel Angst vor einer Anhörung haben, aber wenn Sie diese Aussage nicht machen, wird er weiter frei herumlaufen können. Was wäre, wenn er Sie findet? Was wäre, wenn er sich andere Frauen sucht, die er so schlimm verletzen kann?"
Auf diesen Themenwechsel war ich nicht vorbereitet. Überfordert schnappte ich einmal tief nach Luft - und bereute es augenblicklich, da ein starker Schmerz meinen Brustkorb durchzog. "Alles in Ordnung? Muss ich einen Arzt holen?". Mein schmerzverzerrtes Gesicht verunsicherte mein Gegenüber offenbar sehr.
"Nein, es geht schon. Ich darf nur nicht zu tief einatmen. Das ist alles", beruhigte ich ihn.
Er öffnete gerade seinen Mund, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. "DU VERDAMMTES MISTSTÜCK. HAST DU AUCH NUR DEN HAUCH EINER AHNUNG, WAS DU ANGERICHTET HAST?"
Carter.
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The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...