Kapitel 32

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"Y/N!", riefen zwei Stimmen neben mir, während ich unsanft wachgerüttelt wurde. Als wäre ich mit eiskaltem Wasser überschüttet worden, richtete ich mich blitzschnell auf; fast gegen Jimins Kopf stoßend. Beide saßen direkt vor mir, die Besorgnis tief in ihre Gesichter geschrieben.

"Alles gut, es war nur ein schlechter Traum", versicherte Jimin mir, mit der Hand beruhigend meinen Rücken hoch und runter fahrend. Er wechselte einen Blick mit Taehyung, bevor dieser kurzerhand aus dem Zimmer ging und mich mit Jimin allein ließ. 

"Hey, erzähl mir von deinem Traum! Es auszusprechen hilft dir eher, es zu verarbeiten", versicherte er mir mit einem Lächeln. Unentschlossen schaute ich zu ihm auf. 

"Du weißt ja jetzt, dass ich einige Zeit im Waisenhaus gelebt habe", setzte ich langsam an. "Ja, du bist dort aufgewachsen", erinnerte Jimin sich an meine vorherigen Erzählungen. "Das ist nicht die ganze Wahrheit gewesen", gestand ich nervös.

Die Sorge in seinem Augen ist dem Ausdruck absoluter Überraschung gewichen. Zunächst setzte er nochmals richtig auf und atmete einmal tief durch. "Okay und das bedeutet was?"

"Ich habe die ersten neun Jahre meines Lebens mit meiner Familie verbracht. Wir waren zu viert: meine Eltern, mein älterer Bruder und ich. Der Grund, warum ich ins Heim geschickt wurde, war der Brand, bei dem alle außer ich ums Leben kamen", fasste ich es kurz zusammen. 

Jimin sah mich noch einen Moment schweigend an, schien die neuen Informationen zu verarbeiten. "Wow, das tut mir leid, mit deiner Familie", begann er. Ich nickte bloß. 

"Also sind diese Träume Trauma bedingte Albträume von dem Brand?"

"Ich vermute". 

Wieder schwieg er kurz und überlegte. "Damals im Hotel", setze er erneut an. "Du hattest von dem Feueralarm eine Panikattacke, weil das Trauma wieder hochgekommen ist, nicht wahr?"

So schnell konnte er die Ereignisse miteinander verknüpfen? Nur mit dieser kurzen Erzählung? Verlegen schaute ich auf meinen Schoß, denn ich schämte mich für meine Schwäche.

Eine dritte Hand bewegte sich in mein Sichtfeld und schon fühlte ich seine Wärme auf meinem Knie. Seine zweite Hand hob meinen Kopf wieder an und verweilte an meiner Wange. Sofort begann es in meinem Bauch zu kribbeln und mein Herz beschleunigte sich schlagartig. 

"Du hast viele schreckliche Dinge miterleben müssen. Erst der Verlust deiner Familie und jetzt das mit Carter. Angst ist keine Schwäche, Y/n. Erst recht nicht, wenn sie durch ein Trauma entstanden ist. Wage es ja nicht, dich dafür zu schämen. Sei lieber stolz, wie du trotzdem weitermachen kannst, denn das schafft längst nicht jeder. Du bist so ein netter Mensch, du darfst dich diesen schrecklichen Erinnerungen nicht hingeben. Verstehst du mich?"

Dies bejahte ich im leisen Flüstern, welches ihm ein Lächeln entlockt, das die Schmetterlinge nur noch stärker flattern ließen. Du bist so ein netter Mensch. Diesen einfachen Satz wiederholte ich wie ein Mantra in meinem Kopf, doch auch die restlichen Worte bewirkten etwas bei mir. 

Wir saßen eine Weile still, seine Hände noch immer an meinem Gesicht und meinem Knie. Jimins Blick wanderte zu meinen Lippen, wo er kurz verharrte, bevor er erneut tief in meine Augen schaute. Weder richtig denken noch atmen konnte ich in dem Moment. Es schien nichts länger von Bedeutung zu sein, solange diese Augen die meinen fixierten.

"Ich will euch ja eigentlich nicht vom küssen abhalten, aber da ist ein Typ an der Tür, der nach dir fragt, Y/n". Erschrocken sprang ich aus dem Bett und drehte mich abwechselnd von Taehyung, der seinen Kopf durch die Tür gesteckt hatte, zu Jimin, der wiederum meinem Blick auswich.

"Offizier Jeon?", fragte ich überrascht, als ich den Mann an der Haustür wiedererkannte. "Hi Miss Jung", sagte er. "Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um Sie zu bitten, bald die Anzeige zu machen. Ich möchte Sie ja eigentlich nicht unter Druck setzen, aber ich bin nur über Ihre Sicherheit besorgt... außerdem sagten Sie, dass Mr. Davidson noch Beweise versteckt hat. Je länger Sie warten, desto mehr Zeit hat er, sie zu vernichten, verstehen Sie?", fügte er hastig hinzu. Ein schwerer Seufzer verließ meine Lippen. "Okay... danke für Ihre Fürsorge, Officer Jeon. Ich ähm.. ich werde die Anzeige aufgeben", sagte ich entschlossener als ich mich fühlte. Doch es war das Richtige, das war mir mehr als bewusst.

"Super! Sie müssen auch keine Angst haben, Miss Jung. Wir, die Polizei sind für Ihre Sicherheit da", teilte er mir eifrig mit. 

Ich musste es tun - und zwar jetzt sofort. Nachdem ich den Jungs Bescheid gegeben hatte, stieg ich zu Officer Jeon in den Wagen. Natürlich bestanden Jimin und Taehyung zuerst darauf, mich zu begleiten, doch ich lehnte dankbar ab. Dies musste ich alleine tun, so sehr ich die beiden auch liebte. 

"Sind Sie gar nicht im Dienst?", fragte ich verwundert. "Ähm ich habe heute frei". Gedanklich schlug ich mir die Hand an die Stirn. Officer Jeon trug weder Uniform, noch war er in einem Streifenwagen hier. Im Stillen verfluchte ich mich selbst, laut sagte ich nur ein "Stimmt", bevor er los zur Wache fuhrt.

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt