"Officer Jeon?", fragte ich noch immer etwas schüchtern, ihn anzusprechen. Seitdem ich ihn so wütend mit Carter gesehen hatte, hatte ich ein wenig Angst vor ihm. „Jungkook", erwiderte er sofort.
„Wie bitte?"
„Ich bin nicht als Polizist hier, also nenn mich ruhig Jungkook"
„Okay, Jungkook"
„Also was wolltest du fragen?", hakte Jungkook neugierig nach. „Gehst du immer privat zu Leuten hin um sie zu überreden, eine Anzeige zu machen?". Ich hielt gespannt die Luft an, doch musste sie vor Schreck sogleich wieder als ein Keuchen ausstoßen. Meine Frage hatte ihn wohl so sehr überrumpelt, dass er einen Moment gelähmt war - ziemlich ungünstig wenn man eigentlich ein Auto steuern sollte. Zum Glück fing er sich aber und konnte noch gerade so ein Unglück verhindern.
„Ich ähm", stammelte er nervös. „Tut mir leid, ich weiß diese Situation kommt dir komisch vor. Weißt du, ich habe ja noch nicht so viel Erfahrung und ich wusste nicht, wie ich dir sonst helfen könnte."
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Er wollte also wirklich nur helfen? "Ähm, nur wenn du gefragt wirst, warum du ausgerechnet jetzt zur Polizei gehst, sag denen bitte nicht, dass ich dich überredet habe. Sonst heißt es noch, ich hätte dich nur beeinflusst", fügte er noch hinzu, bevor er den Wagen relativ nah am Gebäude einparkte.
"Keine Sorge, ich verpetze dich schon nicht", lachte ich, inzwischen deutlich entspannter als zu Beginn. Diese gab mir die nötige Kraft, die Wache zu betreten und dem Polizist am Empfang zu schildern, weshalb ich dort war.
Jungkook sagte, er würde lieber im Auto warten, sodass ich allein auf Officer Kang warten musste. "Miss Jung? Hier entlang bitte", rief eine Polizistin, die mich anschließend zu Officer Kangs Büro führte.
"Ah, Miss Jung. Setzen Sie sich doch", empfang er mich deutlich weniger streng als im Krankenhaus letztens. "Sie haben sich also doch für die Anzeige entschieden?", begann er direkt, kaum das ich auf dem Stuhl gegenüber platzgenommen hatte. "Das ist richtig", antwortete ich knapp.
"Ich bin neugierig. Was hat Ihre Meinung so plötzlich geändert?", stocherte er weiter. "Ehrlich gesagt haben die Worte von Ihnen und Jungk- Officer Jeon mir Mut gegeben. Außerdem bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass wir Carter somit mehr Zeit geben, Beweise zu vernichten", erklärte ich, nervös mit den Fingern spielend.
Officer Kang nickte nur und besprach noch ein paar Sachen mit mir, bevor er mich mit einem "Wir melden uns" entließ. Wie erwartet saß Jungkook noch im Auto und wartete auf mich. Allerdings schaute er nach unten, sodass er mich nicht kommen sah. Beim näheren Hinsehen erkannte ich, dass Jungkook nicht den Fußraum betrachtete, sondern tatsächlich eingedöst war.
Leise schlüpfte ich auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Gott, sah er niedlich aus. Ich kicherte vor mich hin. So gern ich ihn auch schlafen ließ, musste ich allmählich wieder nach Hause. Daher beugte ich mich so weit wie möglich zu ihm vor und rief mit verstellt tiefe, strenger Stimme: "Jeon, schlafen Sie etwa während dem Dienst!?".
Sofort schreckte Jungkook auf und nahm eine gerade, sitzende Position ein."N-nein, Sir!", erwiderte er panisch. Der Schock in seinen Augen ließ mir nichts anderes übrig als laut loszuprusten. Mein Gegenüber brauchte allerdings noch einige Momente, um das eben Geschehende zu verarbeiten. "Du bist gemein! Weißt du eigentlich, dass ich deinetwegen fast einen Herzinfarkt bekommen hätte?!", empörte er sich irgendwann; stimmte aber dann doch in meinem Lachen ein.
Während der Rückfahrt redeten wir nicht viel; erst sobald wir angekommen waren, lud ich ihn noch ein, kurz reinzukommen, sodass er mithören konnte, wie es mit Officer Kang gelaufen war. Glücklicherweise hatten Jimin und Taehyung nichts dagegen, sondern boten ihm sogar ein Getränk an. Ich sprang auf und holte Getränke für alle, bevor Jungkook auch nur antworten konnte.
Wieder zurück im Wohnzimmer herrschte eine unangenehme Stille. "Weißt du was?", wandte sich Taehyung auf einmal an Jungkook. "Was denn?", fragte dieser zurück, erleichtert, dass endlich gesprochen wurde. "Du erinnerst mich an einen Hasen", sagte Taehyung mit solch einer Ernsthaftigkeit, die mich erneut zum Lachen brachte. Bei Jungkook sah man die Fragezeichen förmlich überm Kopf schweben.
"W-wieso das denn?", die Unsicherheit bei Jungkook war mehr als offensichtlich. "Du hast so riesige Augen und wenn du grinst, hast du kleine Hasenzähnchen", erklärte Taehyung, als würde er Jungkook Aktien verkaufen und nicht ihn mit einem Tier vergleichen würde.
Da dank ihm die Stimmung schlagartig gelockert wurde, erzählte ich endlich vom heutigen Ereignis. Jimin, der sich seitdem wir wieder da waren auffällig ruhig verhalten hat, teilte seine Erleichterung mit. Auch die anderen beiden äußerten sich positiv.
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The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...