...
"Was ich mit 'zurücklassen' meine? Das fragst du mich?" War das gerade sein Ernst!?"Schatz... ich habe dich nie zurückgelassen"
Ich konnte ihn nur schockiert anstarren. Die einzige Erklärung war, dass er sich beim Rennen den Kopf angeschlagen hatte.Um meine Nerven zu beruhigen musste ich einmal tief durchatmen.
"Carter... du bist einfach weg gerannt und hast mich im Hotelzimmer alleingelassen. Wegen deinen Handschellen kam ich nicht weg! Wenn das nicht 'zurücklassen' ist, was dann?!"Sein Gesicht zeigte nicht die geringste Reaktion. "Schatz, du reagierst über. Ich hatte die Schlüssel vergessen mitzunehmen und musste also was holen, womit ich dich losmachen kann. Aber ich wurde mit nach draußen getrieben. Einer der Feuerwehrmänner hat mir aber mitgeteilt, dass sie die Räume durchgehen. Also blieb ich hier bei den anderen und habe auf dich gewartet"
Okay, das klang schon logischer. Dennoch gefiel mir irgendwas and seiner Formulierung nicht.
"Aber jetzt wo du darüber redest....", begann Carter unerwarteter Weise das Gespräch. "Wie kannst du es nur wagen, mir zu unterstellen, dass ich dich einfach so im Stich lassen würde!? Ist das die Art, wie du von mir denkst!? Ich hätte echt mehr von dir erwartet..."
Bis auf den letzten Satz hatte er mir alles fast ins Gesicht geschrien.
Darauf war ich Null vorbereitet gewesen. Hatte er möglicherweise recht? Hatte ich ihn wirklich beschuldigt, mich nach all den Jahren, in denen er für mich da war so im Stich zu lassen? Ja, das hatte ich.Ein schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Sofort entschuldigte ich mich bei Carter.
Zum Glück verzieh er mir und beschloss, mit mir nach Hause zu fahren.Dort schauten wir noch einen Film und beschäftigten uns einzeln. Mir war das mehr als recht; schließlich brauchte ich erst einmal Ruhe um all die ganzen Geschehnisse zu verarbeiten. Am Ende schnappte ich mir einfach ein Buch und zog mich zum Lesen auf das Sofa im Wohnzimmer zurück.
Nach diesem Vorfall lief wieder der gewöhnliche Alltag ab. Carter und ich standen zu unterschiedlichen Zeiten auf, arbeiteten zu unterschiedlichen Zeiten und kamen zu unterschiedlichen Zeiten wieder nach Hause. Wir lebten zusammen und doch getrennt.
Zudem kam es öfters vor, dass er mit Freunden abends noch 'ein Bierchen' trinken geht. Er war nicht komplett besoffen, aber durchaus angetrunken - zumindest in den meisten Fällen. Ab und an taumelte er auch ziemlich benommen ins Bad, wo dann würgende Geräusche zu hören waren.
Heute war wieder so ein Abend. Ich war schon am Schlummern als das Knallen der Wohnungstür mich aufschrecken ließ. "Schaaaaaaatz, wo bleibt das Esseeeeeen", rief er durch das Apartment. Seufzend stand ich auf, mit dem Ziel ihn einfach ins Bett zu bringen.
Sobald ich in die Küche schritt, fiel mir sofort Carters Verfassung ins Auge: Seine Krawatte hatte sich fast gelöst, seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, das weiße Hemd war zur Hälfte geöffnet. Gerade kramte er im Kühlfach nach weiterem Alkohol.
"Wooooo ist mein Whiskeyyyyyyyy? Hasdu ihn gredrunkeeeeeeen?", lallte er weiter. "Vielleicht ist er ja im Bett. Sehen wir mal nach", wollte ich ihn zum Schlafen überzeugen.
Er ergriff eine Wasserflasche aus Glas und setzte zum Trinken an. Wann seine Leber wohl zuletzt Wasser gesehen hatte? Ich wusste es nicht. Heute würde sie dass sicher nicht; immerhin spuckte Carter die Flüssigkeit sofort aus, sobald der erste Schluck seinen Mundraum füllte.
Angewidert betrachtete er kurz die Flasche in seiner Hand, bevor er sie spontan nahm und mit voller Wucht auf meine Halsbeuge schlug. Der plötzliche Schmerz in meiner Schulter ließ mich aufschreien. Die Flasche war durch den Aufprall mit meinem Schlüsselbein zerbrochen und dem Schmerz und der warmen Flüssigkeit, die sich gerade ansammelte zu urteilen, hatte sich wohl die ein oder andere Scherbe in meine Haut gebohrt.
Unbewusst darüber, was um ihn herum passiert war, schaute er sich verwirrt um. Sein Blick bliebt an mir hängen, wie ich mit schmerzverzerrten Gesicht auf die Wunde drückte. "Schatz, du bisja verletst. Warum bisdu verletst?", lallte er noch immer verwirrt. "Komm, wir gehen ins Krankenhauss". "N-nein, du kannst so nicht fahren. Weißt du was? Ich rufe Taehyung an", presste ich so gerade eben hervor. Hastig lief ich zurück ins Schlafzimmer, wo mein Handy am Ladekabel angeschlossen war.
Glücklicherweise ging Taehyung ans Handy und sagte, er wäre gleich da. Wenige Augenblicke, die sich wie eine Stunde anfühlten klingelte es bereits an der Tür. Carter öffnete sie und beschimpfte Taehyung lauthals, aber dieser drängte sich wortlos an ihn vorbei und eilte auf mich zu.
"H-hey Tae", murmelte ich. "Oh Gott Y/n. Was ist nur passiert? War ER das?!" Seine Besorgnis wandelte sich zum Ende hin immer mehr in Zorn um. Meine Verletzung zwang ihn aber, dieses Gespräch nicht länger hier im Apartment fortzuführen.
Er legte einen Arm um meine unversehrte Schulter und führte mich genauso eilig wieder hinaus zu seinem Auto. Tae warf mir auf der Fahrt immer wieder einen besorgten Blick zu und fragte immer wieder, ob ich es noch aushalten würde. Schmerzlich war es natürlich, aber ich bezweifelte, dass ich weder aufgrund von Blutverlust noch wegen der Schmerzen bewusstlos werden würde.
"Konzentriere dich ruhig aufs Fahren, Tae. Es geht mir gut", versuchte ich ihn zu beruhigen - na ja, wenn man das Hineinwerfen von einem Mentos in eine Colaflasche als 'beruhigen' bezeichnen könnte...
"Es geht dir gut?! Y/n, ich weiß nicht, ob du es gesehen hast, aber deine komplette Schulter ist voller Blut!" Ich seufzte. Danach schwiegen wir, bis wir am Krankenhaus ankamen.
DU LIEST GERADE
The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...