Kapitel 2

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"Schatz bist du wach? Schatz?", weckte mich Cartes Stimme. Murrend rieb ich mir meine müden Augen und streckte mich in meinem Sitz.

"Wir sind da, Schatz". Dieser Satz ließ mich vor Aufregung aus dem Auto springen. Sofort schlug mich Seouls Stadtluft entgegen, welche ich tief einatmete. Das vertraute Rauschen des vielen Verkehrs und das ein oder andere Hupen klang in diesem Moment wie Musik in meinen Ohren.

Carter und ich standen vor einem modernen Hochhaus in einem schicken Viertel. Da wir beide von der langen Reise erschöpft waren, hatten wir beschlossen, zunächst nur das nötigste einzuräumen. Fürs erste schnappte ich mir also einen Karton mit Klamotten und betrat die kleine Lobby des Gebäudes.

Hinter mir kündigten Schritte die Anwesenheit meines Freundes an. Ein Blick über die Schulter bestätigte meine Vermutung.

Auch er trug Kartons in seinen muskulösen Armen und spazierte zielstrebig an mir vorbei in Richtung Aufzug.

'Gott sei Dank müssen wir nicht noch Treppen steigen', dankte ich gedanklich denjenigen, der den Aufzug hier eingebaut hatte und stellte mich neben Carter hinein.
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Wann immer ich ihn sah, spürte ich, wie meine Laune sank.
Wann immer ich ihn hörte, verspürte ich das Verlangen, mit einem Baseballschläger auf ihn einzuschlagen....

Die Rede war von meinem Wecker...
Diese kleine, sadistische Uhr, die mich aus meinen süßen Träumen riss.

Unmotiviert schälte ich mich aus meinem kuscheligen Pjama und tapste zu einem der Kartons mit der Aufschrift 'Klamotten Y/n'.

Heute war es so weit: mein erstes Vorstellungsgespräch.
Zum Glück hatte ich mich in Gwangju auf solche Ereignisse eingestellt, sodass meine schöneren Sachen ganz oben im Karton lagen.

Dennoch seufzte ich. Es war eine Woche vergangen seit Carter und ich in Seoul angekommen waren und trotzdem hatten wir keine Motivation dafür gefunden, uns hier häuslich einzurichten.

Genauer gesagt fand ich diese Motivation nicht. Mein heißgeliebter Freund fing direkt am Tag nach unserer Ankunft an, zu arbeiten. Das hieß für mich: morgens ohne ihn aufwachen und bis zum Abendessen allein zu sein.

Damit war aber von nun an Schluss!
Ich gehörte nicht zu der Sorte Frau, die Zuhause allein in Hausarbeit versank. Stattdessen verbrachte ich viel Zeit mit der Jobsuche.

Und jetzt machte ich mich für mein erstes Vorstellungsgespräch bereit:
Meine Haare ließ ich offen und kämmte sie bloß kurz mit meiner Bürste durch. Dann schlüpfte ich in eine Jeans und streifte mir eine weiße Bluse über. Schlichtes Makeup sowie eine Kette und Ringe vollendeten meinen Look.

Es war noch immer schwer für mich, mich hier in Seoul zurechtzufinden. Zur heutigen Zeit war es Dank der Technologie aber ein Kinderspiel, die passenden Verkehrsmittel zu finden.

"Google regelt schon", murmelte ich während ich online die Fahrpläne der Busse und Bahnen studierte.

Halleluja, ungefähr 5 Minuten Gehweg trennte mich von der nächsten Haltestelle einer Straßenbahn, die mich pünktlich zu meinem Ziel bringen würde.
Besser konnte es doch gar nicht laufen, oder?

Mit zügigen Schritten eilte ich also zur Haltestelle und erwischte die Straßenbahn auf die Sekunde genau. 'Puh, das war knapp! Nächstes Mal laufe ich definitiv ein paar Minuten eher los', schoss es mir nur so durch den Kopf.

In der Bahn versuchte ich meine Aufregung zu regulieren und mich stattdessen mental auf das folgende Gespräch vorzubereiten.

Schneller als erwartet trat ich auf den gepflasterten Geweg und lief in Richtung Modehaus, bei welchem ich auf eine Anstellung hoffte.

Mit klopfendem Herzen lief ich direkt auf einem der Angestellten im Laden zu und sprach ihn lächelnd an.
"Entschuldigung, ich habe jetzt ein Vorstellungsgespräch bei euch. Wo genau muss ich mich melden?"

Der junge Mann strahlte mich an und legte die Hemden beiseite, die er gerade Falten wollte.
Er war wirklich attraktiv und um ehrlich zu sein war ich überrascht, dass ein Mann hier arbeitete.
(Nicht das ich mich beschweren würde hehe)
"Komm mit, ich bringe dich zum Personalbüro", sagte er und spazierte mit meinem Handgelenk in seiner großen Hand in Richtung einer Tür im hinteren Bereich, auf der 'Staff only' geschrieben stand.

Bevor er jedoch die Tür öffnete tippte er mir mit einem quadratischen Lächeln auf die Schulter und fragte: "psst, wie heißt du eigentlich?"
"Ich bin Jung Y/n", strahlte ich zurück.

"Hallo Jung Y/n, ich bin Kim Taehyung, dein zukünftiger Chef"

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt