Diese Nacht fiel ich in einen traumlosen Schlaf - ein Segen im Vergleich zu all den Nächten, in denen ich mit einem Alptraum erwachte.
Die morgendlichen Sonnenstrahlen weckten mich. Überraschenderweise fühlte ich mich um einiges besser, auch wenn meine Seite nach wie vor noch höllisch schmerzte. Wenn man bedachte, dass ich eine schwere Prellung im unteren Bereich des rechten Brustkorbs hatte, war das auch nicht sonderlich außergewöhnlich.
Die Diagnose erhielt ich kurz nach dem Röntgen und der Anamnese; also dem Gespräch über die Entstehung der Verletzung.
Es klopfte an der Tür und ohne auf eine Antwort zu warten, lief die eine Krankenschwester von gestern herein. Sie schob einen kleinen Wagen mit sich mit. Ich erinnerte mich zunächst nicht an ihren Namen, aber das war zum Glück nicht nötig; das Namensschild an ihrem blauen Oberteil gab mir die Auskunft, die ich brauchte. 'Angelique H.'
"Guten Morgen, Liebes. Wie geht es Ihnen?", strahlte sie mich fröhlich an. Sie hatte mittellanges, braunes Haar, blauen Augen und leicht gebräunte Haut. Ich bräuchte nur einen Prozent ihrer guten Laune allein zum überleben.
"Mir geht es gut. Apropos, Sie müssen mich nicht siezen, wenn es Ihnen lieber ist", wiederholte ich dasselbe, was ich zuvor schon zu Doktor Kim sagte. "Liebend gerne, dann duze mich doch auch".
Sie wandte sich ihrem Wagen zu und zog aus der unteren der beiden Ablageflächen ein paar medizinische Gerätschaften hervor. "Vor dem Frühstück gibt es noch einen kleinen Gesundheitscheck, okay Liebes?", erklärte sie mir. Automatisch wollte ich mich aufsetzten, doch Angelique hielt mich schnell zurück. "Nicht so hastig, Liebes! Wofür haben wir denn die Krankenbetten?". Damit griff sie neben die Matratze, wo sich die Fernbedienung für das Bett befand.
Mit einem leisen Summen setzte es sich auf Knopfdruck in Bewegung und brachte mich langsam in eine aufrechtere Position. Dennoch berührte sie mich sanft aber entschieden und half mir, mich auf die Bettkante zu setzen.
Auch jetzt erledigte sie ihre Arbeit schnell und präzise. Dabei gab sie mir nicht nur Anweisungen, sondern führte zudem das ein oder andere Gespräch mit mir.
"Sooo Liebes, hier dann dein Frühstück". Das Tablett beförderte sie vom Wagen auf die Ablage am Bett. Es waren Früchtetee, Brot mit Marmelade und einen Pfirsich-Marracuja-Jogurt. "Danke Angelique", sagte ich matt. "Lass es dir schmecken, Liebes".
Sie war schon fast aus der Tür raus, als sie sich ein letztes Mal an mich wandte: "Eine Sache noch. Zwei Polizisten wollten gleich in den nächsten paar Minuten zu dir kommen und mit dir reden - nur damit du dich dann nicht erschreckst".
"Okay, danke dir", verabschiede ich mich. Sie winkte noch kurz, bevor sie zu den anderen Patienten ging.
Seufzend starrte ich auf das Essen. Es war ja nicht so, dass ich nicht essen wollte; ich konnte es einfach nur nicht. Fürs erste machte ich mich an dem Tee zu schaffen, der würde schließlich nicht so schnell wieder hochkommen.
Bevor ich ihn ganz austrank, versuchte ich mich noch am Brot, gab es nach dem ersten Bissen jedoch wieder auf. Ob ich den kleinen Jogurt vielleicht schaffen konnte? Am besten sollte ich es dabei belassen.
Tatsächlich wurde mir bald sehr, sehr langweilig, weil ich weder über Handy, Bücher oder sonstigen Beschäftigungen verfügte. Na toll, und was nun?
Zwanzig Minuten später - die sich wie zwanzig Stunden anfühlten - klopfte es erneut an der Tür. Diesmal klang es viel harscher. "Herein", rief ich, da derjenige, der um Einlass bat nicht sofort die Tür öffnete.
Kaum hatte ich die Bestätigung ausgesprochen, marschierten die zuvor angekündigten Polizisten auf mich zu. Die beiden Männer wirkten komplett verschieden: sie waren fast gleich groß, aber der eine war etwas älter und besaß eine strenge, kalte Aura. Die Schultern seiner Uniform waren jeweils mit drei Sternen geschmückt; die linke Brust wies einige weitere, kleine Abzeichen auf. Eindeutig ein erfahrener Polizist.
Der andere hingegen sah so aus, als käme er jetzt gerade frisch aus der Akademie. Seine Augen waren groß, fast schon zu groß. Sie zeigten pure Freundlichkeit und auch Neugierde. Er hatte schwarze, kurze Haare und einen betont männlichen Körperbau. Abwärts seines Ärmels konnte man an seiner rechten hat viele Tattoos erkennen. Das wunderte mich schon ein wenig, da ich immer dachte, Beamte durften weder Tattoos, noch Piercings aufweisen.
"Guten Tag Miss Jung. Ich bin Officer Kang, das ist Officer Jeon", stellte der ältere sie beide knapp vor. "Wir wurden herbestellt, weil Sie Verletzungen aufweisen, die durch äußere Gewalt zugefügt worden sein könnten. Als erstes sollten Sie wissen, dass Sie nicht dazu gezwungen werden, auszusagen und Anzeige zu erstatten", führte Kang fort.
Dies war nun der Moment der Wahrheit. Konnte ich es wirklich übers Herz bringen, Carter anzuzeigen?
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The Fire of your Desire
Hayran KurguJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...