Sanft rieb ich meine inzwischen schmerzenden Handgelenke. Die Handschellen hatten tiefe Abdrücke hinterlassen, nachdem ich so viel an ihnen gezerrt hatte.
Der Feuerwehrmann kam mit Klamotten aus meiner Tasche zurück an mein Bett, wo ich noch immer mit seiner Jacke bedeckt gegen das Kopfende des Bettes gelehnt hockte.
"Danke dir", murmelte ich und nahm ihm die Sachen ab. Stumm wandte er sich ab, damit ich mich ankleiden konnte. Ich hatte nur noch eine Jeans und eine helle Bluse, sowie Unterwäsche dabei, sodass die Auswahl nicht sehr groß war.
Fertig angezogen setzte ich mich mit meinem Retter zurück ins Bett. Die Enttäuschung über Carters Verschwinden als ich ihn am allermeisten brauchte schwirrte mir noch immer im Kopf herum.
"Hey uhm", setzte er an. "Ich denke mal, so wie du ähm... da gelegen hast, warst du nicht allein hier... willst du darüber reden?". Seine Frage brachte mich komplett aus dem Konzept. WAS wollte er wissen!?
"WIE BITTE?! WAS ICH IM BETT SO ALLES TREIBE GEHT DICH JA WOHL KAUM WAS AN! PERVERSER!", rief ich gleichermaßen aus Scham und Empörung. Zum jetzigen Zeitpunkt war mein Gesicht komplett rot angelaufen.
Abwehrend hob er seine Hände und antwortete mit der selben Intensität in der Stimme: "W-WARTE! SO MEINTE ICH DAS NICHT, ICH SCHWÖRE!" "Ach nein? Was meintest du dann? Hm?!", konterte ich diesmal nicht ganz so laut.
"I- ich meinte, warum du allein warst, als ich ankam. Ich wollte wissen, wo deine Begleitung hin ist". Während er das sagte, rieb er seinen Nacken.
Oh, wie peinlich! Seufzend schlug ich meine Hand gegen die Stirn. "Entschuldige, ich hätte dich nicht so voreilig beschimpfen sollen" "Nein nein, ist schon gut. Jetzt wo du es sagst, klingt meine Frage wirklich unangemessen und falsch. Deine Reaktion ist nach all dem Stress vollkommen verständlich", sagte er wieder sanfter.
Ein weiteres Seufzen verließ meine Lippen bevor ich zu erzählen begann: "Mein Freund und ich sind vor kurzem hierher gezogen. Er hat mich heute als besonderen Anlass für ein Abendessen plus Übernachtung in dieses Hotel eingeladen. Nach dem Essen sind wir aufs Zimmer gegangen und wir ... ja egal. Dann irgendwann hat uns der Feueralarm unterbrochen. Er ist einfach weggerannt und ich wollte ihm folgen, aber ich konnte nicht. Na ja und den Rest der Geschichte kennst du ja..."
Die ganze Zeit, als ich sprach, blickte er mich aufmerksam an. Auch sobald ich fertig war, hielt er kurz inne, bevor er antwortete. "Er hat dich einfach gefesselt zurückgelassen?", platzte er plötzlich ungläubig heraus.
"N-nun ja also... er wollte bestimmt nur Hilfe holen...", versuchte ich Carter zu verteidigen. "Ach ja? Hilfe wobei? Er ist doch wahrscheinlich derjenige, der die Schlüssel hatte. Und selbst wenn er Hilfe für dich holen wollte, warum ist er bis jetzt noch nicht hier? Bis gerade wimmelte es nur von meinem Kollegen auf den Gängen und jetzt sind immer noch ein paar unterwegs, die genau wie ich nach Gästen gucken, die vielleicht nicht nach draußen geflohen sind"
Seinen analytischen Fähigkeiten entging auch nichts. Eine Eigenschaft, die einen Feuerwehrmann ausmacht. Immerhin musste er als solcher in lebensgefährlichen Situationen wichtige Entscheidungen treffen können. Trotzdem beeindruckte seine schnelle Auffassung mich ein wenig, denn leider hatte er mit jedem Wort recht. Warum war Carter noch nicht zurück? Wieso hatte er mich nicht selbst befreit?
Ich überlegte verzweifelt nach einer plausiblen Erklärung, doch ich gab es nach kurzer Zeit auf. Was auch immer der Grund war, Carter würde es mir sagen, sobald er zurück ist.
"Du solltest nach Hause gehen", brachte er mich zurück aus meinen Überlegungen. "Nach Hause? Aber was ist mit meinem Freund? Ich kann nicht einfach ohne ihn gehen!" Meine Bestimmtheit verwirrte und beeindruckte ihn gleichzeitig. Letztendlich seufzte er leise.
"Okay, wie du willst. Ich warte solange hier" "Das brauchst du ni-" "Doch. Ich warte mit dir hier. Keine Diskussion" Nun war ich an der Reihe leise zu seufzen.
Tatsächlich saßen wir keine zehn Minuten mehr in diesem Raum, bis ich beschloss, doch schon mal alle Sachen zusammen zu packen und mit dem Gepäck nach draußen zu gehen. Hier standen die ganzen Gäste, sowie das Hotelpersonal und einzelne Mitglieder der Feuerwehr. "SCHATZ", rief eine vertraute Stimme voller Erleichterung aus der versammelten Menge. "Dir geht es gut, Gott sei Dank"
Carter lief mir direkt entgegen und fasste meine beiden Oberarme. Der Feuerwehrmann war zu diesem Zeitpunkt dabei, sich irgendwas auf einem kleinen Block aufzuschreiben. Sobald er uns zusammen sah, musterte er mein Gegenüber gründlich.
Jedoch ignorierte ich es und konzentrierte mich nur auf Carter. Er musste mir noch immer erklären, warum er nicht zurück kam um mir zu helfen.
"Uhm Carter?", begann ich. "Ja Schatz?", fragte er zurück. "Warum hast du mich zurückgelassen?"
"Was meinst du mit 'zurücklassen'?"
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The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...