Kapitel 14

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"Hey Carter", grüßte ich ihn zurück. Erwartungsvoll setzte er sich an den Esstisch. "Noch nicht gedeckt?", kommentierte er. "Tut mir leid, ich musste hier aufpassen, dass das Essen nicht anbrennt", antwortete ich monoton, mit der Kelle im Topf rührend. 

"Was? Ich dachte, du wärst schon fertig mit Kochen wenn ich nach Hause komme. Sonst warst du doch auch schon fertig wenn ich ankomme", merkte er an. Anstatt darauf einzugehen, schaltete ich den Herd aus und stellte den Topf mitsamt Untersetzer in die Mitte des Tisches, bevor ich mich daran machte, den Tisch zu decken. 

Sobald wir mit dem Essen fertig waren, wollte Carter schon ins Wohnzimmer verschwinden, doch ich rief ihn zurück. "Könntest du mir einen Gefallen tun? Der Wäschekorb mit den nassen Sachen ist zu schwer zu Tragen mit einer verletzten Schulter", bat ich lächelnd.

"Wie?! Die Wäsche ist noch nicht trocken?! Ich brauche diesen einen Anzug für ein Meeting morgen!", rief er auf einmal laut. Verwirrt trat ich einen Schritt zurück. Was konnte ich dafür, dass ich meine Schulter nur eingeschränkt bewegen durfte.

"Aber wie soll ich das denn mit-", setzte ich an. Ich hätte diesen Satz auch zu Ende gesprochen, hätte sein plötzlicher Schlag in mein Gesicht mich nicht unterbrochen. 

Carter ließ mir nicht einmal Zeit, zu blinzeln bis er mich grob an den Oberarmen packte und mit wutverzerrten Gesicht anstarrte. "WAS KANNST DU EIGENTLICH!? DU HATTEST NUR DREI AUFGABEN! DREI!! IST ES ZU VIEL VERLANGT, DASS DU KOCHST, PUTZT UND DIE WÄSCHE MACHST? HM?! SO VIEL FREIZEIT UND DU SCHAFFST GAR NICHTS! DAS ESSEN WAR NICHT FERTIG! DIE WÄSCHE IST NICHT GEMACHT! UND GEPUTZT HAST DU BESTIMMT AUCH NOCH NICHT! DU BIST FAUL WIE SCHEIßE", schrie er direkt in mein Gesicht.

"WOFÜR HÄLST DU MICH EIGENTLICH? ICH BIN NICHT DEIN HAUSMÄDCHEN. ICH BIN DEINE FESTE FREUNDIN. GLAUBST DU WIRKLICH, DU KANNST MICH SO WIE DRECK BEHANDELN", konterte ich, am Ende mit den nerven. 

Falls ich dachte, sein Blick könne nicht noch finsterer werden, so hatte ich mich getäuscht. Inzwischen war er komplett rot angelaufen, der Kiefer war fest zusammengepresst und die Adern an seinem Hals stachen hervor, wie Drahtseile.

Es folgte eine weitere Ohrfeige, die mich zu Boden stolpern ließ. Aufstehen konnte ich nicht - zumindest nicht bevor ich ein dumpfen Schmerz in meiner Seite verspürte. Er hatte mit seinem Fuß ausgeholt und mich getreten. 

Einmal, zweimal, dreimal. Jedes Mal schrie ich leicht auf. Was passierte hier? Warum tat Carter das? War das was hier passierte wirklich real? War es nicht doch ein Albtraum, aus dem ich bald erwachen konnte? Nein, es war kein Traum. Die Scherbe, die meine Schulter durchbohrt hatte, war real. Die Hände, die mir ins Gesicht geschlagen hatten, waren real. Sogar der Fuß, der mir in die Rippen getreten hatte, war real. 

 Weinend hatte ich mich zu einer Kugel zusammengerollt. "Du bist ein Nichts. Wage es ja nicht, auch nur zu denken, du wärst was besseres als ich. Ich zeige dir noch deinen Platz, Schlampe", zischte er mir noch zu. Das Letzte, was ich noch vernahm, war der Klang seiner Schritte, die sich von mir entfernten. 

Ich blieb noch etwas liegen, bevor ich wagte, ins Badezimmer zu schleichen. Carter saß mit einem Glas Wodka vorm Fernseher. Ob er mich nicht bemerkte oder mich einfach nur nicht beachtete wusste ich nicht. Genau genommen war mir das egal, solange er einfach fern von mir blieb. 

Im Bad angekommen fiel ich mit den Knien voran vor die Toilette auf den Boden. Erneut rannten die Tränen über meine Wangen, jedoch traute ich mich diesmal, etwas lauter zu schluchzen.

Mit zittrigen Fingern kramte ich mein Handy aus der Hosentasche. Dabei rutschte es mir aus den Händen und landete mit dem Display nach unten neben mir.

Teilnahmslos streckte ich meine Hand danach. Allerdings hielt ich kurz inne, als der Zettel, den ich hinter die durchsichtige Handyhülle geklemmt hatte meine Aufmerksamkeit erregte.

Langsam holte ich ihn hervor, drehte ihn und las ihn durch. Sobald ich diese Schrift sah, schoss mir ein irrwitziger Gedanke durch den Kopf.

Sollte ich das wirklich tun? War es nicht ein bisschen zu komisch?
Ich wusste es nicht. Taehyung war mein bester Freund, aber ich wollte ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten.

Ansonsten hatte ich aber niemanden zum Reden.

Erst einmal tief einatmen. Dann entsperrte ich mein Handy und schrieb ihm eine Nachricht.
Hoffentlich antwortete er mir....

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt