Kapitel 3

26 6 0
                                    

Überrascht starrte ich ihn an. ER war mein neuer Chef!? Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Taehyungs lachen holte mich aus meiner Starre und ich konzentrierte mich wieder auf seine Worte.

"Keine Angst, ich bin harmlos. Du brauchst mich auch nicht siezen", versicherte er mir augenzwinkernd. "Und nun komm herein und lass uns über deine Bewerbung sprechen". Etwas zuversichtlicher folge ich ihn durch das Lager bis zu seinem Büro und nahm dort platz. 

"Soo, dann wollen wir mal", sagte Taehyung während er sich an seinem Schreibtisch niederließ. "In deiner Bewerbung steht, du hast zuletzt als Kassiererin in einem Supermarkt gearbeitet, bis du kurzfristig gekündigt hast. Darf ich fragen, wie es zu der plötzlichen Kündigung kam?", fragte er mit einem Blick auf meine Bewerbungsunterlagen. 

"Nun, ich war eigentlich ganz zufrieden mit meinem Job, aber mein Freund wurde befördert und dafür mussten wir beide von Gwangju nach Seoul ziehen", erzählte ich ihm. "Oh du kommst also aus Gwangju? Dann lass mich der erste sein, der dir das sagt: Herzlich willkommen im wunderschönen Seoul"

Es war wirklich faszinierend wie er es schaffte, sich sofort in mein Herz zu stehlen. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht das Gefühl, ich würde mit einem Geschäftsleiter sprechen. Eher unterhielt ich mich mit einem Freund - einem verdammt attraktiven Freund.

"Danke, du bist tatsächlich der erste", strahlte ich glücklich. Bei seinen nächsten Worten bröckelte mein Lächeln jedoch.

"Deine Eltern sind noch in Gwangju geblieben?", fragte er beiläufig als er sich wieder den Unterlagen zugeworfen hatte. Die Frage erwischte mich eiskalt. Natürlich machte ich Taehyung keine Vorwürfe; er konnte es ja nicht wissen. Zumal ich meine Familie in meiner Bewerbung nicht erwähnt hatte.

Als ich nicht antwortete, blickte er wieder zu mir auf. Sobald er meinen Gesichtsausdruck sah, weiteten sich seine Augen. "Es tut mir leid, falls ich was falsches gesagt habe. Bitte weine nicht", fügte er hastig hinzu. 

Ich hatte gar nicht realisiert, dass mir eine Träne das Gesicht heruntergelaufen war. Schnell wischte ich sie weg und schenkte meinem Gegenüber ein schwaches Lächeln. "Schon gut, du kannst es ja nicht wissen. Tut mir leid, ich werde eigentlich nicht so schnell emotional ich weiß auch nicht, was jetzt mit mir los ist", entschuldigte ich mich.

Er mustere mich einen Moment. "Kein Grund, sich zu entschuldigen. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, sag es mir nur", sprach er, tief in meine Augen blickend. Dankbar nickte ich ihm zu. Bisher hatte ich nicht viele Freunde und außer Carter wusste niemand von meiner Vergangenheit. Auch wenn ich Taehyung erst seit ein paar Minuten kenne, fühlte ich mich bei ihm unglaublich wohl und geborgen.

Nachdem wir das Thema nun beendet hatten, sprachen wir wieder über meine Bewerbung. Taehyung hatte beschlossen, mich einzustellen und unterschrieb mir sofort einen Arbeitsvertrag. Ich hatte zwar noch keine Erfahrungen in der Modebranche, aber er versicherte mir, dass ich bei ihnen gut eingearbeitet werden würde. 

Wir redeten noch ein bisschen über Gott und die Welt, bevor ich mich von ihm verabschiedete. Am Ende tauschten wir noch Nummern aus und er bat mich, ihn Tae zu nennen. 

Ja, dieser Job war ein absoluter Glücksfall. Voller Freude schlenderte ich noch ein wenig durch die Stadt und sah durch einige Läden. Auf dem Weg fiel mir ein, dass ich ja noch für das Abendessen einkaufen musste und machte eine Tour durch den nächstgelegenen Supermarkt. 

Zwei gefüllte Einkaufstüten später machte ich mich auf den Weg nach Hause. Zurück Zuhause wurde ich bereits von einem etwas angespannt wirkenden Carter empfangen.

"Hey Scha-" "Wo warst du so lange!? Ich habe auf dich gewartet", fuhr er mich genervt an. Völlig perplex stellte ich die Einkaufstüten auf der Arbeitsfläche in der großen Küche ab und wendete mich ihm zu.

"Ist was passiert oder warum bist du so-", setze ich nochmal an. "Wo du gewesen bist, habe ich gefragt?!", schrie Carter fast schon. "I- ich hatte doch ein Vorstellungsgespräch. Erinnerst du dich nicht mehr? Und danach war ich einkaufen. Dabei habe ich wohl die Zeit vergessen", erklärte ich immer noch verwirrt von seinem plötzlichem verhalten. 

"Die Zeit vergessen? Was soll das denn bedeuten?! Mit wem warst du zusammen? War es ein Typ?", bombardierte er mich förmlich. Eingeschüchtert erzählte ich ihm ausführlich von meinem Tag. Nur Taehyung erwähnte ich lieber nicht. Stattdessen log ich, dass mein Chef eine Frau wäre.

Ich hasste es zu Lügen, aber Carters verhalten verunsicherte mich so sehr, dass ich es für das beste hielt.

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt