Kapitel 5

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Wir liefen ungefähr eine halbe Stunde bis wir einen grasbewachsenen Hügel hinter einen kleinen Waldstück erreicht hatten. An der Spitze des Hügels blieben wir kurz stehen. "Da ist es", sagte Taehyung. Ich folgte seinem ausgestreckten Finger und so entdeckte ich die kleine Halle, die am Fuße des Hügels stand.

Im Inneren erwartete uns eine alte Lagerhalle mit hohen Regalen an den Wänden und überall lag Staub und Dreck. Taehyung lief schnurstracks weiter bis zu einer Metalltür. Davor vollführte er eine halbe Pirouette. "Ich präsentiere: mein Geheimversteck"

Mit Schwung öffnete er die Tür und ich musste sagen, ich war begeistern. Der Raum war relativ groß, aber es gab keine Fenster. Überall hingen Lichterketten und an einer Wand stand eine schwarze Ledercouch mit einem kleinen Holztisch. In einer anderen Ecke stand eine Pflanze und die Wand gegenüber der Couch war komplett leer.

"Woah, das ist voll schön hier. Was ist das hier für einen Ort?", fragte ich ihn mit großen Augen. Ein Arm um meine Schulter gelegt trat er neben mich und sprach voller Stolz mit dem Blick auf den Raum vor uns gerichtet: "Das ist mein geheimer Rückzugsort. Die Halle hat meinem Vater gehört, aber jetzt steht sie leer, weil seine Firma pleite ging. Niemand wollte sie haben, also kann ich mich hier ausleben - und jetzt komm, das Essen wird kalt"

Beim essen blickte ich mich immer wieder im Raum um. Es war einfach unglaublich, wie in einer leeren, alten Lagerhalle ein kleines Paradies entstanden war. Bloß die karge Wand könnte noch überarbeitet werden.

Taehyung schien meinen Blick bemerkt zu haben. "Ich weiß. Die Wand ist noch nicht fertig", meinte er kauend.

"Oh tut mir leid. Ich wollte nicht-", setze ich an, doch er unterbrach mich sofort. "Alles gut", lachte er auf. "Genau genommen dachte ich, wenn der Ort dir hier gefällt, dass wir diese Wand vielleicht zusammen fertigstellen?". Sein schief gelegter Kopf und seine Welpenaugen machten es mir unmöglich, nein zu sagen.

"Lass uns das machen! Aber nicht heute, dafür bin ich zu müde", schmollte ich. Er warf ein Blick auf seine Armbanduhr und lächelte verlegen. "Ups, kein Wunder. Es ist ja auch schon sieben Uhr"

Sieben Uhr, also noch nicht so spät. Warte... Sieben Uhr morgens!? Ich musste nach Hause bevor Carter aufwachte und bemerkte, dass ich nicht Zuhause bin. Taehyung war von meiner Panik sichtlich verwirrt, kommentierte aber nichts sondern packte mit mir den Müll von unserem Essen ein. 

"Komm, gehen wir", murmelte er, die Lichter hinter uns ausschaltend. Sobald wir am Gebäude ankamen, verabschiedet wir uns voneinander und ich beeilte mich, in Carters und mein Apartment zu kommen. Leise, um Carter nicht zu wecken schlich ich in Richtung Schlafzimmer, doch zu meiner Verwunderung war das große Doppelbett leer.

"Ich weiß, dass du dich ausgeschlichen hast, du brauchst dich nicht anzuschleichen", erklang eine kalte Stimme hinter mir.  Carter stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Fenster. Beim Näherkommen fiel mir auf, dass das Fenster direkt auf die Straße vor dem Eingang des Gebäudes gerichtet war.

Er hielt den Blick weiter darauf gerichtet, die Tasse so fest in der Hand, dass seine Knöchel weiß hervortraten und den Kiefer fest zusammengepresst. Seine Haltung verunsicherte mich so sehr, dass ich lieber Abstand zu ihm einhielt.

"Carter, ich schwöre es ist nicht-", versuchte ich ihn zu beschwichtigen, doch er wollte es nicht hören. "'Es ist nicht so, wie es aussieht'?! Ist es das, was du sagen wolltest? Hältst du mich etwa für SO blöd?!", rief er mit Wut in seinem Gesicht. "Ich wache auf und du bist auf einmal nicht mehr bei mir. Ich habe Stunden darauf gewartet, dass du wiederkommst oder du mir zumindest eine Nachricht schicken würdest. STUNDEN!" 

Er machte eine kurze Pause, in der er mich nur zornig anstarrte. Meine Beine zitterten sichtlich und ich wagte es nicht, etwas zu sagen.

"Und dann sehe ich aus dem Fenster". Seine Stimme wurde plötzlich ruhig - gefährlich ruhig. "UND WAS MUSS ICH DANN SEHEN?! HM?!", explodierte er förmlich. Das Krachen von Porzellan, welches mit Wucht zu Boden geschleudert wurde, ließ mich heftig zusammenzucken. Eine Lache aus Kaffee breitete sich rund um die Scherben der Kaffeetasse aus, die Carter soeben zertrümmert hatte.

"DANN SEHE ICH MEINE FREUNDIN MIT EINEM FREMDEN MANN SO FRÜH MORGENS NACH HAUSE LAUFEN!?" Furcht und Verwirrung lähmten mich weiterhin. 

Da ich den Blick inzwischen nur noch auf seine Füße gerichtet hatte, traf mich der Schlag ins Gesicht umso unerwarteter 

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt