Ganz langsam setzte ich mich weiter auf. "Es ist ziemlich kompliziert", murmelte ich noch. "Ich bin mir sicher, wir können dir folgen", konterte Taehyung. Ernsthaftigkeit war etwas, was man bei Taehyung selten zu sehen bekam. Wenn Taehyung aber einmal richtig ernst wurde, war sofort klar, wie ernst die Situation sein musste.
Erneut erzählte ich die Geschichte, die ich zuvor schon den Polizisten geschildert hatte. Bei Jimin und Taehyung fühlte ich mich allerdings so wohl, dass ich sogar von dem Fremden erzählte, sowie die Briefe, welche ich im Nachhinein für ihn geschrieben hatte.
Sobald ich von dem Zettel berichtete, den ich Taehyung beim Kündigungsgespräch geben wollte, sprang Taehyung wütend von seinem Stuhl auf und tigerte durch den Raum. Allgemein wurde sein Blick immer finsterer, je weiter ich fortfuhr. Jimin erging es ähnlich, doch noch hatte er seine Kontrolle nicht verloren.
Meine Erzählung endete mit dem Moment, wo die beiden Polizisten Carter aus diesem Patientenzimmer zerrten. Es war verrückt; einerseits fühlte ich die Last schwerer auf meinen Schultern, weil die ganzen Erinnerungen immer und immer wieder hochkamen. Andererseits verspürte ich eine Leichtigkeit, da ich nun nichts mehr vor meinen Freunden verheimlichen musste, sondern endlich offen über die ganzen Erlebnisse reden konnte.
"Ach Y/nnie", sagte Taehyung mit purer Traurigkeit in der Stimme, während er seine Arme sanft um mich legte und mir einen Kuss auf den Scheitel drückte. Jimin schloss sich der Umarmung an und legte seine Stirn an meine Schläfe. Diese Wärme und Geborgenheit hatte ich lange nicht mehr gespürt - zu lange.
Zunächst merkte ich gar nicht, dass ich weinte. Erst als sich heftige Schluchzer anbahnten, wurde mir bewusst, wie dringend ich das hier jetzt brauchte. Ich legte jeweils einen Arm um beide; sie näher zu mir ziehend.
Ihre Köpfe dicht an meinem verharrten wir drei für eine Weile so und genossen einfach diese Umarmung. "Hey Y/n", sprach Jimin nach einigen Minuten. "Wem genau gehört euer Apartment eigentlich?". "Carter. Er sagt, das Gebäude gehört seinem Onkel und hätte ihm dieses Apartment überlassen", erwiderte ich mit leicht zittriger Stimme.
"Wenn das so ist, was haltet ihr beide davon, dass du, Y/n, zu uns ziehst?", platzte Jimin hervor. "Natürlich nur vorerst, wenn du später woanders hin möchtest", fügte er verlegen hinzu. Wir lösten uns nun komplett voneinander, um uns besser ansehen zu können. "Wäre das wirklich okay?", fragte ich unsicher. "Ob das okay wäre? Y/nnie, wenn dein Freund nicht wäre, hätte ich dich schon viel eher zu uns geholt", schmollte Taehyung erneut.
"Aber was ist mit meinen Sachen? Alle mein Zeug liegt noch bei Carter in der Wohnung. Ich kann da doch nicht einfach hingehen und sagen 'Hey Carter, ich wollte mal eben meine Sachen abholen'. Er würde mich niemals einfach so gehen lassen" "Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass wir dich jetzt nach allem allein zu seinem Apartment gehen lassen!?", rief Jimin empört.
"Genau, wenn dann gehen wir zu dritt", stimmte Taehyung mit ein. "Am besten nehmt ihr noch einen Polizisten mit", mischte sich jetzt auch Angelique ein. Lächelnd kam sie auf mich zu. "Zeit für deine Medikamente und die Untersuchung, Liebes", wechselte sie das Thema. Streng stemmte sie die Hände in die Hüften. "Und dafür müsst ihr beide rausgehen", wandte sie sich an meine besten Freunde. Jimin lief mit Taehyung im Schlepptau aus dem Raum - genau genommen zog er ihn hinter sich her, wie ein Elternteil ein störrisches, kleines Kind.
Angelique kicherte leise. "Schon verrückt, diese Jungs", lachte sie, sobald die beiden verschwunden waren. "Ja, aber dafür liebe ich die beiden so sehr", lächelte ich auch. "Uuuuund?", fragte sie verschwörerisch. "Mit welchem der beiden läuft da was? Oder sind es beide?".
Mit riesigen Augen starrte ich sie an. "WAS?! Da läuft nichts zwischen Jimin und mir!!!!", rief ich fast schon panisch. "Jimin? Ich habe von beiden gesprochen. Aber wenn du bei so einer Frage sofort an ihn denkst, wird das ja wohl schon was heißen...". Diese Frage brachte mich ins Grübeln. Stimmte das etwas? Fühlte ich mich zu Jimin mehr hingezogen, als mir zum jetzigen Zeitpunkt lieb war?
Na ja, Jimin war wirklich SEHR attraktiv. Ich betitelte selten Männer mit dem Adjektiv 'schön', doch bei ihm passte es wirklich. Auch hat er einen guten Charakter. Er war freundlich und witzig - auch wenn nicht so chaotisch wie Taehyung -, aber auch sanft und ernsthaft. Eine perfekte Kombination für eine Bezieh- stop!
Ich war gerade noch mitten in der Trennungsphase von Carter, da dachte ich schon an andere Männer?!
Verwirrt redete ich mit Angelique über Carter und Jimin. Sie seufzte und sagte dann: "Okay, hör jetzt einmal ganz genau zu, Liebes. Ich verstehe total, warum du dich nach Jimin sehnst - immerhin ist er sowas von heiß! - aber du brauchst Zeit. Zuerst musst du all diese schrecklichen Erlebnisse mit Carter verarbeiten. Dann musst du Jimin erst besser kennenlernen und ihm vertrauen können. Nach dieser toxischen Beziehung ist es schwer, zu vertrauen. Besonders anderen Männern. Daher nimm dir lieber alle Zeit der Welt und dränge dich nicht selbst direkt in die nächste Beziehung. Rede am besten auch noch mit einem Psychologen. Es ist keine Schande, nach Hilfe zu fragen".
Diese Worte bewirkten etwas in mir. "Du hast recht. Danke für den Rat, Angi", sprach ich.
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The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...