Gegenwart; Y/ns Sicht
"Fuck! Diese dreckige-! AAARGHH", hörte ich Carter fluchen. Danach poltere er aus dem Raum. Jetzt oder nie!
Ich stieß die Schranktür auf und befreite mich von dem Bettlaken. Er würde sehr schnell merken, dass das nicht mein Körper war, der dort unten im Hinterhof lag, daher musste ich mich beeilen. Die Türen waren ja kein Problem mehr, da Carter in solch einer Situation nicht im Traum daran denken würde, abzuschließen.
Um nicht die Wege mit Carter zu kreuzen, nahm ich kurzerhand die Treppe - keine gute Entscheidung; mein Körper war total geschwächt, wodurch ich schon nach wenigen Stufen komplett außer Atem war. Jedoch wäre eine Pause zum jetzigen Zeitpunkt fatal.
Durch das Glas der Eingangstür dieses Gebäudes konnte ich Carter sehen, wie er in meine Richtung stürmte. Nochmal sammelte ich meine gesamte Kraft und beschleunigte soweit es nur ging.
Mit voller Wucht schmiss ich mich gegen die Tür - und zwar im perfekten Moment. Carter wurde durch den Zusammenprall nach hinten geschleudert, wo er das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Ich stolperte auch etwas, fing mich aber schnell wieder.
"HEY, DAS WIRST DU BEREUEN. KOMM SOFORT ZURÜCK, DU DRECKIGE SCHLAMPE!! HÖRST DU MICH?! KOMM ZURÜÜÜÜCK", brüllte Carter aus vollem Halse, kaum dass er die Situation begriffen hatte.
Er wollte mir zwar hinterher, doch da er vorhin die Tür genau ins Gesicht geknallt bekommen hatte, musste er zunächst gegen den Schwindel ankämpfen. Dadurch hatte ich einen guten Vorsprung. Der war aber auch mehr als nötig, denn unter normalen Umständen käme mein geschwächter Körper nicht gegen einen muskulösen, trainierten Carter an - nichtmal wenn es um die Geschwindigkeit ging.
Darum wurde ich immer verzweifelter, als ich spürte, wie meine Kraft mich nach und nach verließ und ich immer weniger Luft bekam. Die unbändige Angst fütterte meinen Adrenalinspiegel, ohne welchen ich niemals hätte weiterlaufen können.
Mein Ziel war eigentlich kein bestimmtes, doch trugen mich meine Füße zu einem mir nur allzu gut bekannten Ort. Durch einen kleinen, aber dichten Wald, den steilen Hügel hinauf und direkt wieder hinunter. Dort war das perfekte Versteck. Nie im Leben würde Carter hier nach mir suchen: die verlassene Lagerhalle von Taehyungs Vater.
Ich hielt erst an, als ich unseren kleinen Geheimraum erreicht hatte. Es wunderte mich sehr, dass ich es trotz meiner körperlichen Verfassung hierher geschafft hatte - dass ich aber das Bewusstsein verlor, sobald ich mich auf die Couch setzte, wiederum aber nicht.
Es war unmöglich zu sagen, wie lange ich ohnmächtig gewesen war. Ich richtete mich vorsichtig auf, da mir der Kopf noch schwirrte und ich mich nicht übergeben wollte. Na ja, viel zu übergeben gab es ja nicht gerade, dachte ich bitter.
Ein ungewöhnliches Rauschen schallte durch meinen Kopf. Bei genauerem hinhören stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass es sich bei dem vermeintlichen Rauschen um Stimmen von außerhalb des Raumes handelte.
Ich wollte schnell aufspringen, das Licht ausschalten und mich verstecken, doch mein Kreislauf machte mir da ein Strich durch die Rechnung. Daher rutschte ich lediglich bis ans Ende der Couch und kauerte mich hinter der Armlehne auf den Boden zusammen.
Die Tür schwang auf und jetzt bekam ich auch die hitzige Diskussion mit:
"Nein, du verstehst es einfach nicht! Irgendwas ist da komplett falsch! Sie hat seit ihr komischer Freund mir das Kündigungsschreiben vorbeigebracht hat nicht mehr geantwortet! Und warum sollte dieser Typ und nicht Y/n selbst die Kündigung einreichen?!"
"Aber du sagtest doch, Y/n wäre danach zu dir in den Laden gekommen und hätte selbst unterschrieben!"
"Und auch da war ihr Freund dabei. Er guckte sowohl mich als auch Y/n unheimlich an. Die Begründung, warum sie gekündigt hat, war zudem mehr als komisch"
"Ach ja? Was sagte sie denn?"
"S-sie meinte, es wäre nur eine Überbrückung für sie gewesen"
Anfangs waren beide Personen ziemlich lautstark am reden, aber der letzte Satz war von Traurigkeit gefüllt. Die Stimme, das Gesprächsthema und allein die Tatsache, dass er von diesem Ort wusste, sagte mir bereits, dass einer der beiden Männer Taehyung sein musste.
Seufzend schmiss sich einer von ihnen auf die Couch, rutschte dann aber weiter in meine Richtung, damit der andere Mann auch Platz nehmen konnte.
"Nach allem, was ich bisher von ihr weiß, würde sie dich niemals als 'Überbrückung' ausnutzen", tröstete der andere Mann ihn. Jimin.
Unsicher hob ich den Kopf und linste über die Armlehne hinauf. Keinem der beiden war meine Anwesenheit bisher aufgefallen. Alles in mir schrie, daran etwas zu ändern.
Ich kroch langsam um die Armlehne. Noch immer fühlte ich mich total kraftlos, also ließ ich einfach nur mein Kinn auf Taehyungs Oberschenkel ruhen. Er hatte anscheinend null damit gerechnet, da er leicht zusammenzuckte.
Seine geweiteten Augen trafen meine halb geschlossenen. "Y/N!?", kam es von Jimin.
"Ich könnte dich nie und nimmer ausnutzen, Taetae", brachte ich leise aber verständlich hervor.
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The Fire of your Desire
FanfictionJung Y/N und ihr Freund ziehen wegen seines Jobs zusammen nach Seoul. Alles scheint perfekt: Y/N ist mit ihrer Liebe zusammen, sie beide haben einen Job, eine tolle Wohnung... Doch das Glück hält nicht lange an, als ihr Freund sich auf einmal abnor...