Kapitel 23

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Carters Sicht

Endlich war ich auf dem Weg nach Hause. Diana und Tiffany konnten nicht genug von mir bekommen - und ich nicht genug von ihnen. Ich grinste in mich hinein, während ich meinen Haustürschlüssel aus der Hosentasche kramte. Sie konnten mir so viel mehr geben als diese egoistische, faule Schlampe, die nachts in meinem Bett schlief.

Diesmal hatte ich das Miststück im Schlafzimmer eingesperrt. Es gefiel mir gar nicht, wie sie immer durchs Apartment schlich, geschweige denn außerhalb.

Nein, nein, nein. Sie hatte da zu bleiben, wo ich sie haben will. Pfeifend spazierte ich aufs Schlafzimmer zu und schloss den Raum auf. Was das kleine Miststück gerade wohl tat? Bestimmt heulte sie den ganzen Tag herum, weil sie sich nicht mehr von anderen Typen flachlegen lassen konnte. 

Wenn ich ihr nicht gut genug war, war auch kein anderer für sie geeignet. Das würde sie schon bald verstanden haben...

Im Zimmer war sie nicht, also dann vielleicht im Bad. Ungeduldig stürmte ich hinein. Ich hatte allmählich riesigen Hunger, also sollte sie rauskommen und endlich was kochen. Aber auch hier war sie nicht? Wo steckte das Miststück denn dann?

Zurück im Zimmer spürte ich kühle Luft, welche vom Fenster ausging. Es war offen. Davor lagen Hausschuhe. Noch einmal ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Dann entdeckte ich den Brief auf dem Bett. Verwirrt las ich ihn mir durch:

'Lieber Carter, 

wenn du das liest, bin ich schon längst tot. 

Warum? Ich konnte all die Schmerzen, die du mir bereitet hast, nicht länger ertragen. Alles begann mit dem Umzug und deinem neuen Job. Du wolltest nichts mehr hören, außer dich selbst. Ständig haben wir uns gestritten, weil du mich wegen den kleinsten Dingen angeschrien und mir furchtbare Sachen vorgeworfen hast. 

Und dann hast du das getan, was ich von dir am wenigsten erwartet hätte: du hast mich körperlich verletzt - sowohl während du betrunken warst, aber auch vor allem im nüchternen Zustand.

Jetzt fängst du auch noch an, mich einzusperren. An diesem Punkt ist es für mich einfach zu viel. Daher sah ich keine andere Möglichkeit mehr, als mich durchs Fenster in den Tod zu stürzen.

Ich hoffe, du lernst hieraus, dass das was du getan hast einfach nur grausam gewesen ist.

Auf das wir uns nie wieder begegnen

Y/n' 

Verdammt, hatte diese Schlampe sich wirklich umgebracht? Schnell sprang ich auf und schaute aus dem Fenster der vierten Etage. Tief unten auf dem Boden sah ich etwas - oder jemanden - auf dem Boden liegen. Weiß und blau umgeben von ganz viel rot...

"Fuck! Diese dreckige-! AAARGHH", schrie ich wütend und stürmte los um zu der Stelle zu gelangen, wo ihre Leiche lag. Das Fenster zeigte zur gegenüberliegenden Seite von der Vorderseite des Gebäudes hinaus, sodass ich sie bei meiner Ankunft noch nicht entdecken konnte.

Im Hinterhof, wo auch die Müllcontainer und Garagen zum Abstellen von Krimskrams standen, erblickte ich dann ihren Körper - oder das was ich zunächst für ihren Körper hielt. 

Gottverdammtes Miststück...

Y/ns Sicht

Den Geräuschen nach zu urteilen, kam Carter nach Hause. Endlich war es so weit.

Schnell korrigierte ich meine Position und zupfte die Klamotten über mir zurecht. Bei mir angekommen wanderte er zwischen Schlafzimmer und Badezimmer hin und her. Oh bitte lass ihn nicht in den Kleiderschrank schauen, betete ich stumm.

Tatsächlich schien mein Plan zu funktionieren.

Rückblende

Entschlossen öffnete ich das Fenster. Sofort schlug mir ein sanfter Windhauch entgegen. Jedes Kleinkind wusste, dass niemand einen Sprung aus solch einer Höhe überleben würde und genau deswegen war das die perfekte Möglichkeit.

Dies war mein einziger Weg aus dieser Hölle, also zögerte ich nicht länger und tat, was ich tun musste.

Also nahm ich mir ein längliches Kissen und stülpte ein weißes T-Shirt darüber. Dann kramte ich eine ältere Jeans aus meinem Schrank und füllte die Hosenbeine mit Socken und weiteren Kleidungsstücken. Die Enden knotete ich zu, den Bund füllte ich mit der Unteren Hälfte des Kissens und befestigte das Ganze noch mit einem Gürtel. Zum Abschluss suchte ich noch ein dunkelrotes Kleid heraus, welches ich ebenfalls an dem nun bekleideten Kissen anbrachte. 

Besonders das rote Kleid durfte während des Falls nicht wegfliegen. Daher wartete ich ab, bis es so gut wie komplett windstill war und ließ diese schräge Konstruktion aus dem Fenster zu Boden segeln. 

Gespannt starrte ich hinunter. Wenn man nicht wusste, dass es bloß ein Kissen mit Klamotten war, sah es schon so aus als läge dort unten jemand in einer Blutlache. Doch würde Carter dasselbe denken? Ich konnte es nur hoffen.

Nur noch eben aus den Hausschuhen raus schlüpfen, dann konnte ich mich schon in mein Versteck begeben. Ich würde mich aber nicht einfach stumpf in den Kleiderschrank setzen, sondern zog mich in die kleinstmögliche Ecke zurück. Dort streifte ich mir ein dünnes Bettlaken über und schloss die Schranktür, sodass Carter mich auch nur dann bemerken konnte, wenn er aktiv den Schrank durchwühlte. 

Jetzt hieß es, abwarten bis Carter zurückkehrte.  

The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt