Kapitel 13

15 4 0
                                    


Taehyung wartete außerhalb des Behandlungszimmers während der Arzt mir die Splitter aus der Schulter zog. Abgesehen von einer länglicheren, schmalen Scherbe waren es nur kleine Splitter, die nicht genäht werden mussten. Nur die eine Wunde benötigte drei Stiche.

Sobald ich aus dem Raum trat, sprang Taehyung sofort auf. "Und!? Was sagt Dr. Kim? Wie schlimm ist deine Verletzung!?", sprudelte es nur so aus ihm raus. Ja, er kannte den Arzt, der mich behandelt hatte. Sein Name war Kim Seokjin und er war ein Freund von Taehyungs Familie.

 Abwehrend hob ich meine Hände "Eine Stelle musste genäht werden. Ansonsten nur oberflächliche Verletzungen", beschwichtigte ich ihn.

"Okay, immerhin nichts allzu schlimmes", murmelte er erleichtert, auch wenn die Sorge in seinem Augen nicht ganz verschwunden war. "Hey Y/nnie, möchtest du jetzt erst einmal zu mir? Dein Freund ist bestimmt noch nicht wieder zu Besinnung gekommen" "Klar, ich schreibe ihm aber trotzdem, damit er Bescheid weiß. Er macht sich sonst Sorgen um mich"

Tae hob misstrauisch eine Augenbraue, sagte aber nichts dazu. Auf der Fahrt hielten wir noch beim Baumarkt an. Dort führte er mich zu einem riesigen Regal mit Farben und Sprühflaschen. Fragend blickte ich zu ihm auf.

"Für die Wand", beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Sofort hellte mein Gesicht sich auf. Er hatte also wirklich vor, sein Geheimversteck mit mir zusammen zu verschönern. 

Da wir trotzdem noch keine Ahnung hatten, wie genau wir das machen wollten, nahmen wir weiße und schwarze Farbe in Eimern sowie alle möglichen Farben an Sprühflaschen mit.

Die Farben ließen wir im Auto, da wir diesmal zu Taehyungs Haus fuhren. "Übrigens, ich hatte es dir noch nicht erzählt, aber ich wohne nicht allein", erklärte er während wir vor seiner Haustür standen. Mit gespielt empörtem Blick stemmte ich die Hände in die Hüfte. "Wie bitte?! Du bist vergeben? Warum hast du mir das nicht erzählt?! Ich dachte, ich bin deine beste Freundin", tadelte ich. 

Die einzige Reaktion war ein Lachen über mein schmollendes Gesicht. "Och Y/nnie, jetzt schmoll doch nicht. Du wärst die erste, die ich anrufen würde, wenn ein süßes Mädchen auch nur in meine Richtung atmet", lachte Taehyung. "Nein nein, ich habe keine Freundin. Ich sprach von meinem Mitbewohner und besten Freund", ergänzte er.

"Ach sooooo. Upsi", stammelte ich verlegen. "Wie ist er denn so?" "Jimin? Er ist ein Engel. Ich könnte mir keinen besseren Mitbewohner wünschen", schwärmte Taehyung. 

Lachend folgte ich ihm ins Haus. Es war zwar klein, aber liebevoll eingerichtet; und wenn doch nur zwei Leute hier drin wohnten, reichte der Platz mehr als aus. Wir liefen direkt in die Küche, da wir uns was trinken wollten. Ich schritt an den Kühlschrank heran.

Dabei fiel mir ein Zettel ins Auge, der mithilfe eines Magnets an der Kühlschranktür befestigt war 'Hey Tae, übernachte bei Freunden. Bis morgen :)'

Ich nahm zwei Flaschen Cola aus dem Getränkefach und watschelte mitsamt des Zettels ins Wohnzimmer. Dort hatte Taehyung schon Gläser platziert. 

Stumm hielt ich ihm den Zettel ins Gesicht. "Sieht aus als hätte dein Engel dich versetzt", ärgerte ich ihn. Daraufhin erntete ich einen Hieb in die Seite von seinem Ellbogen.

Taehyung und ich hatten eine Menge Spaß, auch wenn wir aufgrund meiner Verletzung nicht zu viel herumalbern konnten. Dennoch waren wir nach kurzer Zeit so müde, dass wir uns ein bisschen zusammen aufs Sofa legten und langsam einschliefen.

Am Tag darauf redete ich mit der nüchternen Version von Carter. Natürlich erinnerte er sich an nichts mehr, was zuvor passiert war. Jedoch war der Verband an meiner Schulter und die Scherben auf dem Boden in der Küche Beweis genug. Eine Entschuldigung gab es von ihm allerdings nicht - natürlich nicht. 

Die einzigen Worte von Carter waren: "Ich war betrunken, ich hatte keine Kontrolle, also war es streng genommen nicht ich sondern der Alkohol, der dir das angetan hat" Also seiner Art, sich zu entschuldigen. 

Seufzend nahm ich das so hin. Er würde eh nicht einsehen, dass er auch betrunken für seine Handlungen verantwortlich war. Stimmte das etwa? Ich meine, es stimmte schon, dass man betrunken kaum bis gar keine Kontrolle über seine eigenen Handlungen hatte. 

Der noch immer pochende Schmerz ließ mich aber daran zweifeln. Eine Verletzung ist eine Verletzung. Gewollt oder nicht. Er hatte mir Schaden zugefügt.

Taehyung hatte mich auf Empfehlung von Dr. Kim krank geschrieben, sodass ich mal wieder nichts anderes tun konnte, als Zuhause herumzuhocken. Carter sah darin die perfekte Möglichkeit für mich, das Apartment etwas öfter zu putzen und dafür zu sorgen, dass die Wäsche bereits gewaschen, getrocknet und säuberlich im Schrank eingeräumt war.

Da das generell meine Aufgaben waren, störte es mich nicht sonderlich; zumal es mich irgendwie beschäftigte. Nur das Tragen vom Wäschekorb war für meine Schulter nicht so geeignet, weshalb ich erst einmal das Abendessen vorbereitete. 

"Schatz ich bin zurück", kündigte sich unwissend der nächste Ärger an.    


The Fire of your DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt