Nachdem sie weg waren machten wir uns daran alles wieder aufzuräumen, was in der kurzen Zeit von den Soldaten verwüstet und umgeworfen worden war.
Ich versorgte die Wunden von Pière und Ivàn, die das ganze allerdings nur wieder willig über sich ergehen ließen. Ich hatte keine Ahnung was das gerade war, hatte aber auch nicht viel Zeit darüber nach zudenken, da ich ins Wirtshaus musste, weil ich dort Abends bediente.
Ich meine, mir war klar, dass viele Juden in Arbeitslager gebracht worden sind, aber dass sie so gesucht werden, nur dafür..?
„Mach dir kein Kopf" sagte Anton nur, der für mich einen etwas zu gelassenen Eindruck machte, allerdings versuchte ich auf ihn zuhören. Er gab Lissy und Peter high five zum Abschied und gab mir einen Kuss, was die Schmetterlinge in meinem Bauch sofort wieder Saltos machen ließ. Ich wünschte nur er müsste niemals wieder zurück, ich wüsste nicht ob ich so einen Verlust nochmal überlebte.Ich zog mir ein dunkles, weinrotes Kleid an und flocht mir zwei Zöpfe, die ich hinten zu einem Dutt zusammen steckte. Meine Geschwister brachte ich wieder zu Frau Kuhner, die bereits wartete.
In der Wirtschaft war natürlich schon das Geschwätze groß, da unser Hof wohl nicht der einzige war, der durchsucht wurde und das grade in so einer ländlichen Gegend. Ich hielt eigentlich nicht viel von dem Getratsche, allerdings hatte ich heute wahrscheinlich doch mehr ein Ohr dafür, als normalerweise.
Es soll ein Zug voller Juden abhanden gekommen sein, der auf dem Weg nach Struthof war.
Da heute viel Betrieb war, kam ich erst gegen zwei Uhr Nachts nachhause. Die Kinder schliefen zum Glück bei Frau Kuhner, weshalb ich wenigstens eine Sorge weniger hatte.
Ich fuhr gerade auf dem Fahrrad nach Hause und die laue Nachtluft bließ mir ins Gesicht. Anton schwirrte mir die ganze Zeit im Kopf herum. Ich wollte nicht, dass er geht. Ich will es einfach nicht. Morgen wollte er mich abholen um noch einen letzten Tag miteinander zu verbringen. Die Zeit verging wie im Flug und es war wahrscheinlich die rasanteste, schönste, aufwühlendste und romantischste Woche meines Lebens. Er meinte, dass Morgen eine Überraschung wird... ich hasste Überraschungen und das wusste er, weshalb es mich noch verrückter machte, aber gut.
Als ich endlich zuhause ankam legte ich mich gleich ins Bett und freute mich endlich mal eine Nacht ohne Baby Geschrei annähernd durchschlafen zu können. Ich glaube direkt in dem Moment, als mein Gesicht das Kopfkissen berührte, war ich schon auf dem Weg ins Land der Träume.
Yes I know, schlechtes Kapitel und kurz auch noch aber das nächste wird besser 😏
Sage xx
Ps: mir fallen keine coolen Abschiedssprüche ein 😔