Kapitel 36

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Seit langer Zeit wachte ich glücklich auf. Ich fühlte mich geboren in den starken Amen, die sich um mich schlangen. Ein ruhiger Atem kitzelte meinen Nacken. Ich fühlte mich wohl. Bis es mir plötzlich klar wurde.
Ich hatte mit einem Amerikaner geschlafen. Mit dem Feind. Oh Gott. Oh Gott. Ich habe Anton betrogen. Was hab ich nur getan. Hitze stieg in meinen Kopf und ich fühlte mich plötzlich so, als könnte ich nicht mehr atmen. Ich bekam keine Luft. Ich befreite mich aus dem Griff des Mannes, mit dem ich die ganze Nacht mein Bett geteilt hatte.

Trotz meines panischen Gemaches wurde er nicht wach. Zu meinem Glück. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer und zog die Tür zu. Ich ging ins Schlafzimmer und setzte mich auf das Bett. Ich schaute meinen Geschwistern beim schlafen zu, während mich das schlechte Gewissen fast zerriss.

Ich konnte nicht sitzen bleiben, weshalb ich mir schnell etwas anzog, runter ging und anfing zu putzen. Es war erst 7 Uhr aber ich war nicht mal ein bisschen müde. Warum hab ich das getan? Warum habe ich nicht nachgedacht? Mir schossen einige Fragen durch den Kopf.

Die Zwillinge waren bereits wach und spielten im Garten

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Die Zwillinge waren bereits wach und spielten im Garten. Maria spielte auf dem Küchenboden mit ihren Bauklötzen und ich kochte Marmelade. Ich wollte mich ablenken von den aktuellsten Geschehnissen.

Ich ließ fast einen Schrei los als sich jemand hinter mich stellte, meine Taille mit seinen Händen umfasste und mir „Good morning, beautiful" ins Ohr flüsterte. Aaron. Ich beachte schnell Abstand zwischen uns, weshalb er mich etwas perplex ansah. „Hat es dir letzte Nacht nicht gefallen?" fragte er mich auf englisch. „nein, ich-..." „nein?" fragte er und schaute mich verwundert an. „Das tut nichts zur Sache. Es war ein Fehler. Wir hätten das nicht tun sollen... und vor allem bin ich verlobt." erwiderte ich.

„Ich weiß, dass dein Verlobter tot ist Margo." er schaute mich nun eher bemitleidenswert an. „Ich dachte wir brauchen beide etwas Abwechslung und wenn es sich anbietet...why not?" jetzt war ich es, der ihn perplex ansah. Abwechslung. War ich für ihn etwa nur eine Abwechslung?

Er kam auf mich zu und begann meinen Hals zu küssen. Wütend schubste ich ihn von mir weg.

„Sag mal geht's noch? Ich sag dir grade, dass ich das hier eigentlich gar nicht wollte, bin völlig fertig und du fängst direkt wieder an. Vielleicht warst du derjenige, der meinen Vater getötet hat oder meine Brüder. Geschweige denn Anton. Den einzigen Mann den ich liebe und jemals lieben werde. Ich fühl mich verdammt schlecht wegen dir. Die ganze Situation macht mich fertig. Meine Eltern sind tot. Meine Brüder irgendwo, wenn sie überhaupt noch leben. Ich passe auf Zwillinge und ein ein jähriges Kind auf, die ich großziehe, als wären es meine eigenen Kinder. Obwohl ich selbst erst 19 Jahre alt bin. Ihr Amerikaner kommt hier her, mit eurer furchtbar guten Laune, als wären niemals 6 Jahre krieg gewesen, die mir mein Leben geraubt haben. Ich habe meinen Verlobten verloren und jetzt spring ich mit dem erst besten Mann, der mir über den Weg läuft, wo und nebenbei Jahre lang erzählt wurde, wie schrecklich ihr seid, in die Kiste." ich schrie und kämpfte mit den Tränen aber ich hatte gerade einen Lauf.
„und das aller schlimmste an dieser Sache ist...ist" jetzt liefen mir die Tränen runter. „...dass es mir gefallen hat." der letzte Satz war nur noch ein wispern.

Ich brach zusammen. Heulend saß ich jetzt auf meinem küchenboden. Das Gesicht in meinen Händen vergraben. Meine Haare hatte ich nicht gemacht und meine Locken waren überall. Ich weinte. Es war kein Schluchzen. Es war ein hässliches weinen. Ich wollte weiter reden, doch Aaron setzte sich nur zu mir auf den Boden, nahm mich in den Arm, gab mir einen Kuss auf die Stirn und strich mich sanft durch das Haar.
„Ich will nicht mehr" flüsterte ich leise.
Ein leises „it's okay" bekam ich nur zurück.

Es wär mir eigentlich peinlich vor ihm zu weinen, aber es war mir in diesem Moment wirklich egal. Ich hörte nicht auf damit. Es kam noch nie so richtig raus. Obwohl ich oft weinte, war es immer nur ein trauer weinen. Jetzt war es ein wütendes weinen. Ja, ich war wütend. Auf alles. Alles war mein Leben zerstört hatte.

Ich öffnete die Augen und sah, wie mich Maria aufmerksam anschaute. Sie schrie nicht, was mich nach meinem Anfall wunderte. Ich versuchte mir schnell die Tränen wegzuwischen. Ich wollte nicht, dass sie mich so sieht. Obwohl sie sich wahrscheinlich nicht daran erinnern wird. Sie kam auf uns zu getapselt und viel mir um den Hals. Ich versuchte die Tränen zurück zuhalten.

Es ist nicht gerecht, dass ich mich als Opfer darstelle. Meine Geschwister haben genau so ihre Eltern verloren. Ich hatte wenigstens Zeit mit ihnen, bis ich 18 Jahre alt war. Sie nicht. Aaron Strich mir noch immer durch mein Haar und hielt meinen Kopf eng an seine Brust. Maria hatte ich im Arm.

Es läutete an der Tür, allerdings hatte ich keine Kraft aufzustehen. Ich hörte schwere Schritte. Soldatenschuhe. „Bekommst du Besuch?" fragte ich Aaron. Der schüttelte nur den Kopf.

Wir hörten wie sich die Tür öffnete und jemand in das Haus kam. Ich rappelte mich auf. Als ich sah, wer da auf uns zu kam, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Sie wurden immer größer, bis sie sich erneut mit Wasser füllten und ich wieder auf dem Boden zusammenbrach.

Sage xx

Kann ich dich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt