Kapitel 7

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"Margot Helene Steffe, was für eine Überraschung Sie hier auch zu treffen." rief der, trotz seinem jungen Alters, alt wirkende Mann.
Ich hasste es, wenn man Margot Helene nannte.

Ich begrüßte ihn knapp und verschwand in Tonis Haus, unter dem Vorwand, Marias Windeln wechseln zu müssen. Es hatte wohl doch mehrere Vorteile seine Geschwister groß zu ziehen.

Ich ließ mich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Meine kleine Schwester natürlich noch immer in den Armen. Sie ist glücklicherweise wieder eingeschlafen und auch ich schloss kurz die Augen.

Ich hatte schon Angst Siggi würde doch nachkommen, als ich schwere Schritte hörte, doch es war zum Glück nur Anton. Er setzte sich neben mich und schaute auf das kleine Bündel in meinen Armen.

Er erkundigte sich nach Neuigkeiten von Hermann oder Otto, allerdings gab es von beiden nichts. Schon lange habe ich weder von Otto noch von Hermann Briefe bekommen. Anton sagte, er habe noch ganze 7 Tage Urlaub. Danach muss er wieder an die Front. Diesmal nach Russland.
Wir schauten uns nur in die Augen und verstanden genau, was der andere sagte. Es wäre zu riskant gewesen, so etwas bei der Anwesenheit des Gauleiters laut auszusprechen.

„Wir haben nie über das, was im Baumhaus passiert ist gesprochen..." sagte Anton in die Stille hinein und sprach damit, ein nicht wirklich weniger heckles Thema an. Ich schaute nur starr auf einen Punkt auf dem Boden. Ich hatte dieses Thema verdrängt, obwohl es noch immer ein Platz in meinem Kopf hatte. Ich wollte nicht darüber sprechen. Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich kann es einfach nicht.
Es ist eine Wunde Stelle in meiner Vergangenheit, die sich einfach nicht ganz reinigen lässt, egal was ich mache.

Trotzdem gab ich ihm keine Antwort. Ich starrte auf den Punkt und kämpfte gegen meine Erinnerungen an. Gegen die Tränen. Ich merkte, dass Anton genau mein Gesicht analysierte, jedoch war ich mit meinen Gedanken genug beschäftigt.

Nachdem Siggi bereits zum dritten Mal ansetzte, um von draußen zu fragen, wann ich endlich wieder an den Tisch kommen würde, raffte ich mich auf. Wie ich diesen Mann hasste. Immerhin konnte ich so die unangenehme Stille brechen, oder eher, ihr aus dem Weg gehen.

Ich ging wieder hinaus in den Garten. Anton lief hinter mir, Maria ließ ich drinnen in Ruhe weiter schlafen. Siggi deutete auf den Platz neben sich und somit hatte ich keine Wahl, als mich neben ihn zu setzen. Toni stellte mir, mit einem mitleidigen Blick, meinen Schokokuchen hin. Das einzige was die Situation wohl ein wenig erträglicher macht.

Er redete und redete über den Krieg, die Eroberung der ganzen Welt, was schon bald geschehen wird und über das „Juden Problem". Ab da wurde ich hell hörig. Ich fragte mich schon öfters, was mit ihnen passiert, wenn sie in sogenannte Arbeitslager müssen. Er meinte, dass das Problem schon bald vollkommen gelöst sei. Was das auch immer das heißen mag.

Danach fing er an über seine tollen Taten und seinen vielen Abzeichen zu erzählen, was mich fast zum einschlafen brachte, bis mir Anton auffiel, der rechts neben ihm saß und lauter Grimassen schnitt, weshalb es mir ziemlich schwer fiel, nicht in lautes Lachen zu verfallen.

Siggi merkte wohl nun doch, dass ich abgelenkt war und schaute zu Anton, der schnell wieder einen normalen Blick drauf hatte. Besser war es wohl für ihn.

Siggi stand auf und hob sein Glas Richtung Toni. „Ein Toast, auf unsere Antonia, die heute den Eintritt in ihr Erwachsenen Leben feiert. Möge sie ein langes, erfülltes Leben haben und bald ein Mann finden und ihm viele Kinder schenken. Auf Antonia und Heil Hitler"
Wow. Was für eine Rede. Als wären Frauen für nichts anderes zu gebrauchen. Das Lebensziel wurde hiermit beendet. Furchtbar.

Ich redete noch mit ein paar anderen Schulfreundinnen, bevor ich beschloss mich wieder auf den Heimweg zu machen, um Peter und Lissy von Frau Kuhner abzuholen. Ich weiß, dass es ihr nichts ausmachen würde, länger auf die Kinder zu schauen, allerdings hätte ich sonst ein schlechtes Gewissen. Außerdem wollte ich mich ungern alleine im Dunklen auf den Heimweg machen.

Ich hab mich Immernoch nicht entschieden was ich mit Anton anfangen soll, weil ich ihn irgendwie süß finde, Vorallem zusammen mit Margo. Naja ich schau mal. Ideen??

In a while, crocodile

Sage xx

Kann ich dich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt