Die nächsten Wochen vergingen nur langsam. Ich versuchte viel zu arbeiten, um mich von meinen Sorgen um Anton abzulenken. Immer wenn ich die Post kommen hätte, hoffte ich, es würde ein Brief von Anton dabei sein. Ich hoffte vergeblich.
Es war mittlerweile August und ich hatte weder etwas von Anton- noch meinen älteren Brüdern gehört. Aufgrund des heißen Wetters beschlossen Toni und ich mit meinen Geschwistern ins Schwimmbad zu fahren. Toni hatte ihre beiden jüngeren Cousinen dabei, die auch ungefähr in dem Alter der Zwillinge waren.
Es war ein schöner Tag und die Ablenkung tat mir gut, allerdings konnte ich nicht wirklich glücklich sein. Ich konnte nicht frei sein. Ich erlaubte es mir nicht. Warum darf ich mich amüsieren, während andere Menschen gerade sterben oder Höllenqualen erleiden. Obwohl ich versuchte mir davon nichts anmerken zu lassen, bemerkte Toni es natürlich trotzdem.
"Wir können nicht unser ganzes Leben in Sorge sein oder trauern. Das bringt uns nichts und den anderen genauso wenig" das war das einzige was sie sagte, bevor sie mich in den Arm nahm, da mir schon wieder die Tränen in den Augen standen."Er wird schon wieder heim kommen" meinte sie noch leise, allerdings war ich mir nicht sicher ob sie mit er Anton meinte, oder jemand anderen.
Sie hatte allerdings recht, auch wenn ich es nur schwer zugab. Ich kann nicht nur in Trauer und Sorge um Anton und meine Brüder sein. Das wäre kein Leben und das würde auch keiner von ihnen wollen.
Ich beobachtete Maria, die auf einer dünnen Decke auf dem Bauch auf der Wiese lag und ihr Köpfchen in die Höhe streckte. Sie war so groß geworden. Manchmal kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass sie wirklich einmal so winzig war.
Ich beeilte mich an den Feldern vorbei zu laufen, da ich schon von weitem Onkel Brunos Traktor in unserem Hof stehen sah. Wir befanden uns auf dem Heimweg und hatten uns bereits von Toni verabschiedet. Ich schob Maria im Kinderwagen und hatte Lissy Huckepack genommen, da sie nicht mehr laufen wollte. Peter lief tapfer neben mir.
Ich fragte mich was Bruno um die Uhrzeit noch wollte. Die Sonne ging bereits unter und strich ein wunderschönes Rosa an den Himmel. Es sah aus wie ein Gemälde. Was Anton wohl gerade für einen Himmel über sich hat? Es kam immer noch kein Brief von ihm an, was mir noch mehr Sorgen bereitete, doch vielleicht hat er einfach keine Zeit. Ich müsste mich, egal was ich machte gedulden und abwarten, denn eine andere Wahl hatte ich sowieso nicht.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil ich plötzlich Tante Helga in unserem Hof stehen sah, zusammen mit ihrem Mann und ihren vier Kindern. Ich war etwas verwirrt, da sie eigentlich in Mannheim lebt. Sie hatten Koffer dabei und andere Sachen, die auf einen Viehwagen gestapelt waren. Vorne dran waren zwei Pferde, die ziemlich fertig aussahen gespannt. Jedoch sahen nicht nur die Pferde erschöpft aus, sondern alle. Mir schwirrten einige Fragen im Kopf herum. Waren sie etwa den ganzen Weg aus Mannheim hier her gelaufen? Sie müssen mehrer Tage unterwegs gewesen sein und noch viel wichtiger war, warum sind sie aus Mannheim hier her gelaufen.
New chapteeeeer
Sage xx