Kapitel 31

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Ich wusste nicht was mich erwartete. Was würde passieren, wenn der "Feind" einzieht?
Stimmt das, was uns jahrelang von den nazis ein gepredigt wurde? Wie konnte ich die Kinder schützen? Wie konnte ich mich schützen?

Ich lief mit dem Kinderwagen auf der Straße. Bei jedem Hügel oder kleinen Steinchen machte der Kinderwagen einen kleinen Hops.

Diese Straße könnte man auch mal neu machen, dachte ich mir. Ich war abwesend mit meinen Gedanken. Lissy und Peter rannten vor mir und spielten fangen. Sie waren glücklich.

Ob die beiden realisierten, was gerade vor sich ging. Was für Zeiten kommen würden. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht waren sie einfach nur gut im ausblenden. Ja- vielleicht war das eine Gabe, die Kinder besaßen. Auszublenden.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich Stimmen hörte und dazu Schritte die auf uns zu kamen. Mein Herz blieb fast stehen, als ich 4 Amerikanische Soldaten auf mich zukommen sah.

Die Zwillinge sind nun auch stehen geblieben und schauten die Männer, die auf uns zu kamen aufmerksam an.

"Peter, Lissy kommt her." Rief ich. Die beiden kamen daraufhin zu mir gerannt. Peter blieb neben mir stehen und hielt sich am Kinderwagen fest. Lissy versteckte sich hinter meinem Kleid. Ich lief auf die Seite und ging so schnell ich konnte weiter. Den Blick nach vorne gerichtet.

"Ma'm" hörte ich ein paar der Soldaten sagen und sag aus dem Augenwinkel, wie sie sich leicht nach vorne beugten. Irritiert stockte ich in meiner Bewegung und schaute kurz auf. Einer der Männer war der, der mich bereits nach der Kirche durchsucht hatte. Ein leichtes Grinsen umschmeichelte seinen Mund. Es hatte etwas von einem kleinen Jungen, doch die Uniform die er trug, sowie die Narben, die sein Gesicht verzieren, brachten mich von diesem Vergleich wieder ab.

Ich lief weiter. Als ich bemerkte, dass die Person die neben mir den Wagen schob Lissy war und nicht mehr Peter schaute ich mich in leichter Panik um.

"Peter?" Rief ich. Ich entdeckte meinen kleinen Bruder, der bei den Amerikanern stand. Mein Herz rutschte mir in die Hose.

"Lisbeth, heb den Wagen." Sagte ich und ging in die Richtung, aus der ich soeben erfolgreich geflüchtet war. Mein Puls war vermutlich gerade auf 390.

Zu meiner Überraschung waren sie am lachen und Peter schob sich, wenn mich nicht alles täuschte, ein Stück Schokolade in den Mund.

"Peter du sollst auf mich hören, weißt du was alles hätte passieren können? komm mit, wir gehen jetzt nach Hause." Schimpfte ich.

Ich schaute nach oben und schaute dem Mann, der mich bereits durchsucht hatte in die Augen. Es war nur ein kurzer Augenblick. Er hatte schöne blaue Augen. Meine Gedanken gingen bei diesem Anblick sofort zu Anton. Eine Welle der Traurigkeit überrollte mich und da ich aufgrund der aktuellen Situation sowieso schon angekratzt war, rang ich mit dem Tränen.

Er könnte ihn getötet haben. Er könnte meinen Verlobten getötet haben, sowie meine Brüder. Ich zuckte zusammen. Ich spürte, wie mein Blick anfing zu verschwimmen.

Ich drehte mich, mit Peter an der Hand um und lief schnellen Schrittes wieder zu meinen Schwestern.

Ich verlangsamte mein Tempo erst, als ich keine Schritte mehr hören konnte. Als wir endlich zuhause angekommen waren, ließ ich mich erschöpft auf einen Küchenstuhl sinken. Unser Kater Tiger kam und schmuste sich an mich. Ich war am Ende. Physisch sowie Psychisch. Wieder stiegen Tränen in meinen Augen auf.

Ich hatte keine Ahnung wo Onkel Bruno war. Meine Brüder waren entweder in Gefangenschaft oder tot und jetzt soll auch noch ein Amerikaner, ein Feind, bei uns einziehen. Es war kein anderer Mann in der Nähe. Er könnte tun was er wollte..

Eine Kinderstimme riss mich aus den Gedanken. "Margo kannst du uns das vorlesen?" Meine kleine Schwester stand mit einem Buch in der Hand vor mir.

"Tut mir leid Lissy aber jetzt nicht. Geht doch in Hof und spielt etwas." Schlug ich ihr vor.
"Das ist aber langweilig." Erwiderte sie trotzig.

"Dann versucht das Buch selber zu lesen, ich hab gerade keine Zeit, vielleicht heute Abend. Und bleibt bitte im Hof, wenn ihr doch raus geht" rief ich ihr hinterher.

Ich fing an das Zimmer meiner Geschwister aufzuräumen. Solange der Soldat hier leben würde, würden sie im Schlafzimmer meiner Eltern, gemeinsam mit mir schlafen.

Die wenigen Bilder, die im Zimmer standen nahm ich mit und platzierte sie im Flur.
Den Rest ließ ich stehen.

Alle Dialoge die auf deutsch geschrieben sind, sind ggf. eigentlich auf englisch geführt, aber mir ist es zu kompliziert alles auf englisch und dann wieder auf deutsch zu schreiben.

Sage xx

Kann ich dich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt