Kapitel 22

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*Flashback letzte Woche*

Nachts war es am schlimmsten.
Ich fühlte mich einsam. Alleine.
Jede Nacht spürte ich wie mein Kopfkissen nass wurde.
Mein Gesicht von Tränen überlaufen.

Die einzige Erinnerung die ich im Moment an ihn hatte war der Ring, der an meinem linken Ringfinger steckte.

Es tat so weh. So unglaublich weh. Alles in mir zog sich zusammen. Es fühlte sich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen.

Ich rang nach Luft. Rannte so leise wie möglich nach draußen auf den Hof. An den Ställen vorbei, Richtung Schopf. Ich kletterte auf das Dach und merkte wie die kalte morgen Luft langsam wieder meine Lungen füllte.

Die Tränen liefen jedoch weiter und ich setzte nichts daran es zu verhindern. Still liefen sie hinunter, während ich meinen Ring umklammert hielt.

Wie lange soll das noch so weiter gehen? Von meinen Brüdern hatte ich eine Ewigkeit nichts mehr gehört, genau wie von meinem Verlobten. Seit 3 Wochen kam kein Brief mehr. Ich machte mir Sorgen. Würde mir dieser Krieg etwa alles nehmen?

Meine Eltern, meine großen Brüder, meine Liebe, sowie meine Kindheit, meine Jugend.

Meine Hände krallten sich in mein Nachthemd. Ich hatte so viel Wut in mir. Wut auf Deutschland, Wut auf die anderen, Wut auf die Welt. Auf einfach alles.

Ich wollte schreien. Wir hatten bereits den nächsten Morgen, denn ich merkte wie es anfing zu dämmern.

Ich biss mir in die Hand um keine lauten Geräusche von mir zu geben. Als sie anfing zu bluten hörte ich auf und noch mehr Tränen, wenn dass überhaupt noch möglich war, liefen meine Wangen hinunter.

Die Tränen vernebelten meine Sicht, weshalb ich auch nicht mitbekam, wie sich jemand die Leiter hoch schlich.

Mein Herz hatte einen kleinen Aussetzer, als Ivàn plötzlich neben mir saß und mich bemitleidenswert ansah. Er sagte nichts. Er nahm mich einfach nur in den Arm und hielt mich fest. Halt. Das war es was ich im Moment brauchte und nicht wusste, woher ich diesen bekommen sollte. Hier hatte ich ihn nun.

Mir war es egal, dass ich nur im Nachthemd vor ihm saß. Er hielt mich fest. Es tat gut. Irgendwann drückte er mich leicht von sich, zog seine Jacke aus und legte sie mir über die Schulter. Ich war am zittern. Es hatte bestimmt nur ein paar Grad über null.
Er legte seinen Arm um mich und ich legte meinen Kopf an seine Schulter.

Wir sprachen die ganze Zeit über nicht ein einziges Wort. Die Geste zählte.

Ich stellte mir vor wie es jetzt wäre neben Anton zu lehnen. Seinen Duft einzuatmen. Seine Wärme, die er ausstrahlte zu spüren.

Ich glaubte auch Ivàn dachte an jemand anderen. Er musste sein Zuhause schrecklich vermissen. Seine Familie. Seine Freunde. Seine Frau?

Erst jetzt wurde mir bewusst wie wenig ich über ihn überhaupt wusste und nun tat er mir unglaublich leid.

Als ich die Kälte nicht mehr aushielt und bereits merkte wie meine Lippen eine bläuliche Farbe annahmen, beschlossen wir rein zu gehen.
Es kamen keine Tränen mehr. Ich war wie leer. Obwohl ich noch lang nicht fertig war.

Ich setzte heißes Wasser auf und machte uns einen Tee. Noch immer saßen wir schweigend da und schauten unsere Tassen Tee an. Noch immer sagte keiner ein Wort. Es war eine angenehme Stille. Keine bedrängende. Wir gingen beide unseren eigenen Gedanken nach.

Als der Hahn krähte fuhren wir beide etwas hoch. Wie lang sind wir schon hier gesessen?
Ich ging nach oben und zog mich um.
Iván machte sich auf den Weg in den Stall.

Wowowow schon wieder neues Kapitel Freunde!!!!
Bald bin ich hoffentlich bei der eigentlichen Story, die ich von Anfang an schreiben wollte 🙌🏻🙌🏻🙌🏻
Sage xx

Kann ich dich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt