Corbin #40

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Ich nahm ihm vorsichtig seine leere Schüssel aus seinen zarten Fingern und breitete eine Decke über ihn. Ich hatte zwar lange nicht mehr so gut gegessen, der Zimt hatte dem Ganzen eine leichte Note Süße und Weichheit verliehen, aber dennoch hatte ich die Hälfte stehen lassen. Mein Gewissen quälte mich immer noch wegen dem üppigen Frühstück. Ich schob ihm ein Kissen unter den Kopf, stellte den Fernseher ab und warf den Rest weg, wobei es mir beinahe ein genauso schlechtes Gewissen bereitete. Verärgert fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über meine Lippen, die begonnen hatten zu bluten. Ich hatte wieder angefangen zu kauen.Ich seufzte und sah auf die Straße. Sie lag dunkel und verlassen da, obwohl es noch gar nicht so spät war. Ich hörte ihn im Schlaf etwas murmeln und wie er sich auf die andere Seite drehte. Er war so süß... Schnell ging ich zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Stirn, und trug ihn in mein Bett. Vielleicht war es nicht optimal ihn in Jeans schlafen zu lasse, aber ich traute mich nicht sie ihm auszuziehen. Ich wusste, dass ich noch nicht schlafen konnte und ich hatte nicht den Kopf dazu, heute nicht, mich neben ihn zu legen und ihm zuzusehen, wie er schlief. Wenn ich Glück hatte könnte ich das noch den Rest meines Lebens. Ich zog den Korken aus der Rotweinflasche und schenkte mir ein halbes Glas ein. Aus Gewohnheit stellte ich mich auf den Balkon. Die Luft war kühl aber nicht unangenehm. Sie wirkte erfrischend. Normalerweise würde ich jetzt rauchen... Ich zuckte erschreckte zusammen als mein Handy klingelte. Ich hatte schon vollkommen vergessen, dass ich überhaupt eins besaß. Als ich es aus meiner Hosentasche fischte vibrierte und summte es immer noch. Auf dem leuchtenden Bildschirm stand Psychofuzzi. Während mein Kopf nich darüber nachdachte, ob ich ran gehen sollte, hatte mein Daumen sich schon selbstständig gemacht und auf die grüne Taste gedrückt. Ich seufzte und hielt es mir ans Ohr. "Wo warst du die letzten drei Wochen?" Seine Stimme klang verärgert. "Ich hatte viel um die Ohren." entgegnete ich schwach, aber ich hörte selbst wir unehrlich es klang. "Corbin! Ich hab mir verdammt nochmal Sorgen gemacht!" Und seine Stimme klang tatsächlich danach. Ich schwieg. "Irgendetwas Weltbewegendes, weshalb du nicht kommen konntest? Wurdest dduvon einem radioaktiven Käfer gebissen?" Ich seufzte. "Es war eine Spinne." "Ach, ja...  Natürlich...", sagte er etwas verstreut und ich wusste, dass er es innerhalb der nächsten zehn Minuten wieder vergessen hätte. "Ich hab einen Freund.", sagte ich schnell, die Worte schienen mir aus dem Mund zu purzeln. Ich merkte wie ich mit meinen Fingerspitzen das Weinglas auf den Tisch hin und her schob, während mein Blick über die Hauswände huschen, in denen bloß ein paar Fenster erleuchtet waren. "Wow. Das hatte ich nicht erwartet." Wie konnte man seine Stimme bloß so ehrlich klingen lassen? Ich kannte ihn zwar schon seit beinahe drei Jahren und dennoch vertraute ich ihm noch nicht ganz. Was wenn dieses freundschaftliche Getue bloß Show war, um mich aus meiner Reserve zu locken? "Ich hatte gedacht du seist niemand, der es auf Beziehungen abgesehen hatte. Hast du ja auch oft genug erwähnt." Das Lachen klang sogar ehrlich. Oder tat ich ihm Unrecht? Ich atmete genervt aus und schloss die Augen. Immer musste ich mir über diese Nichtigkeit den Kopf zerbrechen. "Davon war ich auch augegangen.... Es ist einfach passiert." Ich konnte sein Lächeln hören. "Die Liebe ist unergründlich. Aber du hast vom Thema abgelenkt. Kommst du übernächste Woche?" Ich nickte und erinnerte mich dann erst daran, dass er es ja nicht sehen konnte. "Ja. Wahrscheinlich..." Er hatte daran gedacht, dass ich Ferien hatte und es nicht mochte in den Ferien zu kommen... Ein kurzes Schweigen lag einen Moment in der Leitung, aber es war nicht unangenehm. "Wann hast du es das letzte Mal gemacht?" Seiner Stimme ließ sich anhören, dass dies seine letzte Frage sein würde. "Drei oder vier Tage.", entgegnete ich matt und versuchte die unsichtbare Kraft zu ignorieren, dir mir den Brustkorb zudrückte. "Du wirst besser. Liegt es an ihm?" Sanftheit lag in seiner Stimme, wie sich Tau auf die Blätter am frühen Morgen legt. "Ich weiß es nicht..." Ich hatte mir schon darüber Gedanken gemacht. Ob er der Grund dafür war, dass es mir besser ging. Dass er die Medizin war, die ich so lange vergeblich gesucht hatte. Aber der Gedanke machte mir Angst, bedeutete er doch bloß noch mehr Abhängigkeit von ihm. Ich hörte das Geräusch eines Seufzers. "Bis übernächste Woche. Und sei pünktlich." Damit legte er auf und das Tuten drang durch die Leitung. Ein unangenehmes Kribbeln stieg meine Beine und Arme empor. Wieso hinterließ er immer dieses merkwüridige Gefühl, das ich nicht einmal richtig definieren konnte? Ich tapste in die Wohung, zog mir meine Jeans aus und putzte mir die Zähne. Langsam brannten meine Augen und alles was ich wollte war neben ihm einzuschlafen, mit dem Duft seiner Haare in meiner Nase. Ich schlüpfte unter die Bettdecke und kuschelte mich an ihn. Die Wärme und die nackte Haut seiner Beine jagten mir einen Schauer über den Rücken. Er musste aufgewacht sein, hatte seine Hose ausgezogen und war wieder eingeschlafen. Ich war ihm so nah. So unendlich nah... Ich hörte seinen Herzschlag und seinen regelmäßigen Atem und spürte seine Körperwärme, die sich unter der Decke angestaut hatte und mich umgab, wie etwas Lebendiges, das sich an meinen Körper schmiegte und über meine Haut strich. Ich wollte gerade von hinter meine Arme um ihn legen, als er sich zu mir umdrehte, seine Arme um mich schlang und sein Gesicht an meiner Brust verbarg. Ich fühlte mich ihm so nahe, wie noch nie und doch spürte ich einen feinen Schmerz in meinem Herz. Ich wollte ihn so viel näher wissen. Der Geruch seiner weichen Haare, die ich sanft an meinem Kinn spürte stieg mir in die Nase und es war als sei mein Kopf mit einem Mal leer. Als wären all die Gedanken, die darin einander sonst so jagten und mich kaum zur Ruhe kommen ließen wie weggewischt. Und alleine durch das Gefühl seine Arme um mich zu fühlen und ihn in meinen liegen zu haben, gab mir das Gefühl angekommen zu sein. Hier war der Ort, an den ich gehörte. Ich fühlte mich so unglaublich geborgen, dass ich nicht anders konnte, als ihn noch näher an mich heran zu ziehen. Aber ich hätte nicht sagen können, ob ich das tat, um ihn festzuhalten und sicherzugehen, dass er nicht einfach verschwand und als wunderbaren Sehensuchtstraum herausstellte oder ich ihn einfach bloß näher bei mir spüren wollte. Aber eins wusste ich. Dass ich an keinem anderen Ort der Welt lieber gewesen wäre.

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt