Ich hatte keinen Bock auf Sport. Ich wusste zwar, dass es mir danach wenigstens ein wenig besser gehen würde, aber ich hätte lieber alleine trainiert, als mit diesen ganzen Vollpfosten. Und darauf Chris zu sehen konnte ich erst recht verzichten. Bei ihm wusste man nie wie er drauf war und ob er einen in die Arme schloss oder umbringen wollte. Aber ich schwang meine Tasche über meine Schulter und stieg ins Auto, dessen Schlüssel ich aus der Waschmaschine gewurstelt hatte. Der erste Teil des Nachmittags war totale Scheiße gewesen. Ich hatte über Mathe gesessen, nichts verstanden, weil wir heute in der Zeit in der ich nicht da gewesen war etwas Neues behandelt hatten und ich hatte nicht einmal jemand anrufen können, der es mir hätte erklären können. Wie alleine und einsam man doch sein konnte... Egal, wie viele Leute mir Hi sagten, egal wie viele Leute sich darum reißen würden, mit mir auf eine Party zu gehen (auch wenn ich selbst dieses Phänomen nicht ganz verstand), wenn es darum ging mit jemand zu reden, der mich verstand und trösten konnte, wenn ich einfach eine Schere nehmen und alles beenden wollte hatte ich nicht. Ich konnte mich auch nicht daran erinnern jemals sojemand gehabt zu haben. Ich war schon immer ein Einzelkämpfer gewesen. Und wahrscheinlich würde sich das auch nie ändern. Ich würde alleine mit meinen drei Hunden und meinen sieben Katzen in einem riesigen Haus leben und alle würden mich für verrückt halten. Waren diese Pläne nicht total toll? Ich drehte Slipknots "People = Shit" so laut es ging ohne das meine Trommelfelle platzten auf und fuhr ein wenig zu schnell. Es würde mir gerade in dem Moment wirklich rein gar nichts ausmachen, wenn ich einen Unfall bauen sollte. Sollte ich halt sterben. Es wäre aber auch genauso geschickt, wenn ich einfach ins Koma fallen und aufwachen würde, wenn alles besser wäre. Diese ganze Scheiße vorbei und ich glücklich. Das wäre toll... Aber was hieß schon glücklich? Mit dreißig in einem Krankenhaus aufwachen, mit vergiblten Wänden und angeschlossen an piepsende Geräte und niemanden neben meinem Bett zu finden, der meine Hand hielt und betete, dass ich wieder aufwache. Dann käme ich zu meiner Wohnung, um entweder festzustellen, dass sie nicht mehr mir gehörte oder aufzuschließen und das Skelett meines Katers zu finden. Meine Laune wurde echt immer schlechter. Wenigstens fand ich einen Parkplatz direkt am Sportplatz. Ich schnappte meine Tasche, meine Sportsachen hatte ich ja schon an und schloss das Auto ab. Ich ging um den Zaun herum, der an den beiden Stirnseiten das Spielfeld begrenzte und dort standen auch schon alle aus meinem Team. Nur der Trainer fehlte noch. Chris grinste mich höhnisch an als er mich sah und sagte etwas zu den anderen, was ich jedoch nicht verstand ohne seinen Blick von mir zu wenden. Diejenigen die auf dem Boden gesessen hatten standen auf, alle drehten sich in meine Richtung. Alle sahen mich an. Was war hier los? Hatte ich irgendetwas verpasst? Wollten sie mir irgendetwas mitteilen?
Chris, der in der Mitte stand sah mich herausfordernd an. "Na, Schwuchtel? Tauchst du hier auf, um uns sexy Boys beim Spielen auf den Arsch schauen zu können?"
Ich starrte ihn fassungslos an. Mein Blut sackte von meinem Kopf irgendwohin, das unterhalb meiner Knie lag. Mir wurde schwindelig und ich hatte da Gefühl, dass ich umkippen würde, wenn ich mich nicht irgendwo festhielte. Ich konnte nicht denken. Das einzige was in meinem Kopf herumschwirrte war ein Wort. Schwuchtel. Das hier war ein Déjà-vu von etwas, das ich mir geschworen hatte nie wieder erleben zu müssen. Mir nie wieder gefallen zu lassen. Und jetzt stand ich doch wieder da und hatte innerlich einen Zusammenbruch, während Chris und seine Primatenkumpel mir dabei zusahen. Wieso war ich so schwach? Wieso konnte ich mit solchen Situationen nicht umgehen? Ich legte meine Tasche ab und tat so als sei nichts. Wenn ich es auch bloß halb so schlecht hinbekam, wie ich mich fühlte, würde es mir nicht einmal ein taubstummer Blinder abnehmen. "Was meinst du?' Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich war so erbärmlich... Chris grinste bloß und machte einen Schritt auf mich zu. "Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Du müsstest es ja eigentlich am besten wissen, weil du schließlich mit diesem Jungen rumgeknutscht hast, der sich benimmt wie ein präpubertärer Vierzehnjähriger." Ich starrte ihn fassungslos an. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand in meinen Magen geschlagen. Darauf wollte er hinaus...
Du Dummkopf. Wie hattest du dir einbilden können, dass es niemand gesehen hatte?, warf mir eine kleine Stimme in meinem Kopf vor.
"Hast du noch nie mit einem Jungen rumgeknutscht? Einfach um mal auszuprobieren wie es ist?" Er sah mich an. "Doch. Aber da war ich so sturzbesoffen, dass ich es bloß glaubte, weil ein Kumpel von mir es aufgenommen und mir das Video gezeigt hat." Ich versuchte nicht weiter darauf einzugehen. "Sind wir hier, um über mein Leben zu beratschlagen, weil euer eigenes zu langweilig ist oder um zu spielen?"
Er grinste mir mehrdeutig zu und passte mir den Ball, den er sich unter den Arm geklemmt hatte. "Du bist ganz schön speziel, Captain."
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Oh, my life...
RomanceCorbin & Jonas. Jonas schwärmt schon lange für Corbin. Aber als er sich endlich traut, ihn anzusprechen, lässt Corbin ihn eiskalt abblitzen. So schwört Jonas nicht aufzugeben und Corbin für sich zu gewinnen. Boy & Boy. Homophobe oder Leute...