Oh, my life...

Jonas #27

Ich spürte die Blicke der anderen auf uns ruhen. Aber es war mir egal. Ich zog Corbin näher an mich heran und versuchte den Kuss zu vertiefen, aber er drückte mich sanft und bestimmt von sich und sah mir in die Augen. Er lächelte mich leicht an. Wollte er mich nicht küssen? Die Wärme in meiner Brust mischte sich mit leiser Enttäuschung. Ich lächelte zurück. Ich wollte es genießen. Dieses Lächeln, das allein mir galt. Er löste sich behutsam aus meiner Umarmung und sah sich um. Ich bemerkte es, auch wenn er versuchte er unauffällig zu tun. In seinem Blick lag etwas Besorgtes. "Hey?" Er warf mir einen Blick zu. "Was?" "Ist alles in Ordnung?" Er sah mich an, als habe ich ihn bei etwas Unerlaubtem ertappt. Dann lächelte er. "Natürlich." Ich verschränkte meine Finger mit seinen. "Dann mach nicht so ein bekümmertes Gesicht." Er lächelte immer noch, aber eine Spur Traurigkeit hatte sich herein geschlichen und er wich meinem Blick aus. "Du weißt, dass du jeder Zeit mit..." "Jaja." Er zog mich hinter sich her. "Gehen wir langsam zum Klassenzimmer." Ich folgte ihm und zu meiner Zufriedenheit hatte er keinen Blick für die Menschen, die ihn grüßten. Ein paar warfen uns neugierige oder angeekelte Blicke zu. Es war mir egal. Hauptsache er war bei mir. Hauptsache er verabscheute mich nicht. Hauptsache wir waren zusammen. Chris lehnte an der Wand vor seinem Zimmer und mit verschränkten Armen. Die blauen Flecken waren weg und er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Man muss auch mal egoistisch sein". Mal? Sein Kumpel, der ihm so gut wie überall hin folgte, Nick, redete auf ihn ein und sogar ein Blinder sah, dass er bloß halbherzig zuhörte. Als er uns sah, wurden seine Augen groß und er legte eine Hand auf Nicks Mund. Seine Augen folgten uns und ich sah seinen Kiefer arbeiten. Es machte Spaß ihn zu provozieren. Ich blieb stehen. Corbin drehte sich um. "Was ist los?" Ich ging auf Zehenspitzen und gab ihm einen kleinen Kuss auf seine Lippen. Chris' Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig von entsetzt zu stinksauer und er wurde bleich. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, damit ich nicht grinste oder ihn lauthals auslachte. Dann ging ich mit federnden Schritten weiter, Corbin im Schlepptau. Er sollte auch nichts dagegen haben Chris zu ärgern. Ich stellte mich mit dem Rücken an die Wand. Corbin blieb mit in den Hosentaschen versenkten Händen vor mir stehen. Er wirkte angespannt. Was war los? "Wir sollten so was vielleicht nicht so öffentlich machen...", gab er mit gesenkter Stimme zu bedenken. Ich starrte ihn an. "Was meinst du?" Er senkte seinen Kopf und wurde so leise, dass ich mich anstrengen musste ihn zu verstehen. "Das mit dem Küssen und so..." Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. "Wieso?" Er schüttelte den Kopf. "Vergiss es." Er probierte sich an einem aufmunternden Lächeln, das aber kläglich scheiterte. "Nein! Was meinst du? Wieso? Ist es dir peinlich mit mir gesehen zu werden." "Das ist es nicht... Ich meine bloß..." Er wurde von der Schulglocke unterbrochen und unser Lehrer kam die Treppe hoch. Es hatte den Anschein als atme Corbin erleichtert auf. Wir folgten ihm ins Klassenzimmer und ich setzte mich neben ihn. Wir begrüßten unseren Lehrer und setzten uns. Ich legte meine Hand auf seine, als sie auf dem Tisch lag. Ich hörte von ein paar Seiten Getuschelt. Unsere Lehrer nahm es anscheinend auch wahr. Er schob die Brille auf seinem Nasenrücken hoch und sah ernst in dir Runde. "Anscheinend haben wir ein neues Paar an der Schule." Er lächelte uns offen an. Ich spürte wie meine Ohren rot anliefen. "Das ist aber kein Grund für Gerüchte. Wir sind doch alle tolerant?" Er warf den Klatschtanten unserer Klasse einen ernsten Blick zu, dann fuhr er mit dem Unterricht fort. Die Wärme von Corbins Arm kroch langsam meinen hoch und breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Aber die kleinen kalten Nadeln der Bedenken pieksten und ließen nicht zu, dass ich mein Glück voll und ganz genießen konnte... Das hier war doch das was ich mir immer gewünscht hatte. Also was war los?