Corbin #3

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Diese paar simplen Worte, "Könntest du dir vorstellen mit einem Jungen zusammen zu kommen??", ließ alles wieder hochkommen. Die ganzen Gedanken und Erinnerungen, die ich so lange versucht hatte zu vergessen, oder zumindest zu verdrängen, füllten meinen Kopf und sprangen in ihm herum wie Flummis. Sie stießen gegen die Innenwände meines Schädels und verursachten mir furchtbare Kopfschmerzen. Ich zupfte unruhig an dem Saum meines Pullovers rum, der eigentlich viel zu warm für dieses Wetter war. Aber ich fühlte mich wohler in oversize Pullovern. Nichts von meinem Körper sehen zu müssen. Nicht meine hässliche Haut, meine Narben, die frischen Wunden. Einfach alles verschwand unter einen flauschigen angenehmen Stoffschicht. Was wollte man mehr? Ich konnte mich nicht auf meinen Englisch Essay konzentrieren, den ich übermorgen zweiseitig abgeben müsste, von dem ich jedoch erst eine halbe Seite geschafft hatte und an dem ich morgen definitiv nicht weiterarbeiten konnte, da ich morgen Mathe Hausaufgaben erledigen, für Bio lernen musste und noch anderthalb Stunden Training hatte. Egal, wie unordentlich mein Haus und wie unübersichtlich mein Terminkalender für Außenstehende aussah, bei mir war alles akribisch genau durchgeplant.

Dieses Jahr musste ich mein Zeugnis und die Versetzung einwandfrei schaffen. Allein schon, um mein Ego zu beruhigen.

Und da konnte ich nun wirklich keine grünen Augen gebrauchen, dir mir in meine Gedanken hereinfunkten und für diese stechenden Kopfschmerzen verantwortlich waren.

Sollte sich dieser "J"-Junge doch mit jemand anderem anfreunden.

Ich klappte seufzend mein Mac Book zu und suchte in meiner Medizinschublade die Kopfschmerztabletten.

Als ich sie gefunden hatte, spülte ich eine ganze mit einem Liter Sprudel herunter und blätterte eine Zeitschrift durch, die etwas  zerfleddert auf dem Wohnzimmertisch lag, bis die Wirkung endlich einsetzte.

Am Wochenende müsste ich hier auch mal wieder aufräumen und durchputzen. Ich sah auf die Uhr.

16:30 Uhr.

In zwei Stunden müsste ich schon wieder los, um meine Abendschicht in einem Pub, in dem ich bediente anzufangen.

Ich musste mich wirklich am Riemen reißen und diesen Essay fertig bekommen.

Besonders, da er die Hälfte der mündlichen Halbjahresnote ausmachte und bei unserem Englisch Lehrer das Mündliche und Schriftliche  fifty fifty zählte.

Ich hatte das Gefühl ich musste unbedingt etwas machen. Denken. Meinen Kopf bloß nicht ausruhen lassen. Bloß nicht leer werden lassen.

Denn dann würde ich nachdenken. Die zerbrochenen Augen wieder sehen. Alles was ich vergessen wollte. Obwohl die Tablette noch nicht angeschlagen hatte, setzte ich mich wieder an den Laptop.

Alles war besser als nachzudenken.

Selbst wenn es hieß mit Kopfschmerzen drei Seiten herunterzuschreiben.

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt