Corbin #30

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Mein Atem verwandelte sich vor meinen Lippen in weißen Dampf. Die Kälte kroch meine Arme herauf und die Schnitte begannen zu brennen, als wollten sie mich daran erinnern, was für ein erbärmlicher Versager ich war. Ich zitterte und bemerkte erst, als meine Wangen auskühlten, dass mir Tränen darüber liefen. Ich stapfte einfach weiter. Ich hatte mich weder verabschiedet noch bedankt. Meine gute Laune war verraucht und ich fühlte mich einfach scheiße. Jonas hatte wieder seinen angeschossenen Reh Blick aufgesetzt und ich verstand ihn. Aber ich konnte ihm das nicht alles erzählen. Die Gefahr war viel zu groß, dass er mich danach so verabscheute, wie ich mich. Ich wollte ihn nicht verlieren. Und Mitleid wollte ich erst recht nicht. Wieso hatte ich eigentlich aufgehört zu rauchen? Verärgert wischte ich die Tränen mit meinem Handrücken weg und fragte mich, ob er mir schon seit er mich das erste Mal angesprochen hatte, so wichtig gewesen war und ich es bloß ignoriert hatte. Wut staute sich in meiner Brust an. Was für ein Idiot ich doch war. Ich zuckte erschrocken zusammen als sich zwei Arme um meine Hüfte schlangen. "Ich lass dich so nicht gehen.", nuschelte er gegen meinen Rücken. "Vergiss es." Sein warmer Atem drang durch meine Jacke an meinen Rücken und mir lief ein Schauer darüber. "Jonas... Lass das." Meine Stimme brach fast. Ich drehte mich mühsam zu ihm um. Dafür dass er so zierlich aussah, war er ganz schön stark. "Hast du mir gerade nicht zugehört?" Er sah zu mir auf, mit diesen Augen... Ich antwortete nicht. "Ich lasse dich so nicht gehen." Er ließ mich aber los und stellte sich hin. Er hatte sich zu dem T-Shirt und der Jeans bloß Schuhe angezogen. Ich schlüpfte aus meiner Jacke und gab sie ihm. "Du holst dir noch den Tod." Er lächelte mich leicht an und nahm meine Jacke. "Die ist noch ganz warm!", schwärmte er und strahlte mich an. Ich seufzte. "Was willst du noch?" Ich wusste, wie unhöflich und undankbar das war, aber ich brauchte echt Ruhe. Er schlang wieder seine Arme um mich. "Ich will mit dir reden." "Worüber?" Er sah mir fest in die Augen. "Dich." "Jetzt? Auf der Stelle? Sofort?" Er nickte und mir wurde schwummrig. "Nicht jetzt, Jonas. Bitte..." Seine Augen bohrten sich in meine. Dann senkte er seinen Blick und drückte sein Gesicht an meine Schulter. "Corbin? Ich liebe dich. Pass auf dich auf..." Ich spürte das Kribbeln in meiner Nase, das die aufsteigenden Tränen ankündigte. Corbin! Du wirst jetzt nicht aus Rührung flennen! Ich blinzelte schnell und starrte an eine Stelle. Meine Finger zwirbelten an ein paar seiner Haarsträhnen. Ich gab ihm einen Kuss auf seine Haare, die nach Zimt rochen. "Ich dich auch...", flüsterte ich gegen seinen Kopf. Jonas lugte zu mir hoch und ich erkannte das glückliche Strahlen in seinen Augen. "Und wenn du nicht auf dich aufpasst übernehme ich das." Er löste dich von mir und trat einen Schritt zurück. "Du bekommst nochmal eine Gnadenfrist, aber du wirst es mir noch erzählen!" Er stieß mir seinen Finger vor die Brust während er sprach. "Sonst bekommst du deine Jacke nicht wieder!" In seinen Augen lag so viel Ernst, dass ich lächeln musste. Wie undenkbar das hier doch alles war. "So. Und jetzt gute Nacht und tu dir nichts an." Er gab mir einen Kuss auf die Lippen und eilte zurück zum Haus, während ich ihm noch hinter her starrte. Dieser Junge war ein Geschenk des Himmels...

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Ein furchtbar kurzes Kapitel, das auch noch furchtbar lange auf sich hat warten lassen. Vergebt mir!

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt