Corbin #35

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Ich schlug meine Augen auf. Ich lag in meinem Bett, aber es roch anders und da war noch etwas... Ich sah mich um und es überraschte mich beinahe als ich Jonas an mich gekuschelt fand. Ich runzelte die Stirn und wagte einen Blick unter die Bettdecke. Der Schlaf vernebelte noch meine Gedanken. Wir hatten beide Kleider an. Gut... Ich bekam es irgendwie hin, mich aus seiner Umarmung zu winden, ohne ihn aufzuwecken und tapste in die Küche. Ich brauchte einen Kaffee, um wieder auf Trab zu kommen. Ich schaute verschlafen aus dem Fenster ohne an irgendetwas zu denken. Ich versuchte das Gefühl zum einen zu genießen und zum anderen zu verdrängen. Dieses Glück, das sich in meiner Brust eingenistet hatte, als ich Jonas schlafendes Gesicht gesehen hatte. Am liebsten wäre ich neben ihm im Bett sitzen geblieben, hätte ihm ein paar freche Haarsträhnen aus der Stirn gestrichen und ihn beobachtet. Er hatte so friedlich aus. Und so jung... Ich biss mir auf die Lippe biss ich den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Gut. Ich hatte eingesehen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Aber es durfte nicht über das gewöhnliche Maß heraus gehen. Auf gar keinen Fall! Ich versuchte mich bloß auf meinen Atem zu konzentrieren, aber ich bekam es einfach nicht hin das leise Stechen in meiner Brust zu unterdrücken, wenn ich daran dachte, dass ich morgen früh wieder ohne ihn neben mir zu finden, aufwachen musste. Ich wollte ihn nie wieder gehen lassen und ich konnte es mir nicht vorstellen, ohne ihn zu leben. Diese Liebe war weder rosa und flauschug noch warm und schön. Sie tat weh... Allein der Gedanke an sie, zog mir die Brust zusammen. Ich vermisste ihn, obwohl er im Raum nebenan lag. War das normal? Höchsstwahrscheinlich nicht. Ich seufzte und in dem Moment schlangen sich zwei Arme um meine Hüfte. Er nuschelte "Moin" gegen meinen Rücken. Ich schaffte es irgendwie mich in seinem Griff zu ihm umzudrehen. Ich sah bloß seinen Scheitel und ich spürte immer noch das feine Pieksen, das meine Augen brennen ließ. "Ich will heute Abend nicht alleine im Bett liegen.", hörte ich mich sagen. Es war mir über die Lippen gerutscht, ohne dass ich darüber nachgedacht hatte. Er spürte die warme Luft als er ausatmete knapp über meiner Brust. "Ich auch nicht." Er klang immer noch so herrlich verträumt und schläfrig. "Aber bald sind ja Ferien...", fügte er hinzu. Ich warf ihm, oder besser gesagt seinem Scheitel, einen verwirrten Blick zu. "Ferien?" Jetzt sah er zu mir hoch, immer noch mit seinem Kinn auf meinem Brustkorb. Um seine Lippen spielte ein leichtes Lächeln. "Nach dieser Woche sind Ferien. Wir haben nur noch zwei Tage Schule." Ich fuhr mir mit einer Hand über die Augen. Er piekste mir in die Wange. "Da können wir jeden Tag etwas unternehmen. Uns Tag und Nacht sehen." Das Leuchten in seinen Augen beruhigte mich. Es ließ mich mir einbilden, dass er sich vielleicht genauso hilflos und schmerzerfüllt fühlte, wenn er mich ansah. Ich lächelte ihn an. "Das wäre schön." Er erwiederte mein Lächeln. "Dann lass uns das machen." Er löste sich von mir und ich hatte das Gefühl ohne seine Arme zu stürzen. Wahrscheinlich lag diese Gefühlsduselei und der Schwindel bloß daher, dass ich noch nicht ganz wach war. Corbin! Reiß dich zusammen! Benehm dich erwachsen! Du bist älter als er! Er grinste, als könne er meine schwachsinnigen Gedanken hören und tapste zurück ins Schlafzimmer. "Ich zieh was von dir an.", rief er und bevor ich widersprechen konnte, hörte ich das Klacken von den Schranktüren die geschlossen wurden. Er hatte sich schon längst etwas genommen. Wieder hörte ich Schritte und er verschwand im Bad. Und in dem Moment, in dem ich die Badtüre sich hinter seinem zierlichen Rücken schließen sah, wurde mir klar, dass ich diesem Jungen vollkommen verfallen war. Ich liebte ihn mit meinem ganzen Verstand und jeder Phaser meines Herzens. So sehr, dass ich das Gefühl hatte fliegen und zerreißen zu mögen. Und doch stand ich bloß da, mit leeren Händen und barfuß, die Badtüre anstarrend. Er war ein Junge, für den Kriege geführt werden würde, dem jeder bis in den Tod folgen würde und der mit einem Lächeln Frieden verbreiten konnte. Und wieso sollte gerade ich ihn verdient haben? Das war wie ein Rabe, der sich in die Sonne verliebt. Ich seufzte und bekam Lust meinen Kopf gegen etwas sehr, sehr Hartes zu schlagen. Es war gut, dass es mir klar gewirden war aber ich sollte darüber nicht so viel nachdenken, sonst käme ich noch auf so schwachsinnige Ideen, wie mir seinen Namen tätowieren zu lassen. Ich beugte mich herunter, ließ meine Fingerspitzen über das Fell der drei Katzen zu meinen Füßen gleiten. Sie schnappten, aber nur nach mir und sahen mich böse an. Verfressene Viecher. Ich fütterte sie, lehnte mich an die Arbeitsfläche und nahm mir vor die Badezimmertüre anzustarren bis er herauskäme. Ich kam mir dabei zwar vor wie der letzte Vollidiot, aber ich hatte sowieso das Gefühl, das die Liebe bloß dafür da war, um genau das aus uns zu machen...

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt