Jonas #6

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Ich wollte von hier einfach bloß verschwinden. Er hatte scheiße ausgesehen, als er die Türe aufgemacht hatte. Total fertig. Seine Haare, die sonst immer so sorgfältig gestylt waren, hatten zu allen Selten abgestanden. Er hatte ein zerknittertes Longsleeve von "Bring me the Horizon" getragen und eine Jeans auf dem Kaffeeflecken und ein Brandloch gewesen waren. Jetzt saß er auf dem Stuhl neben mir. Ich konnte seinen Atem hören. Ich hätte bloß die Hand etwas nach rechts bewegen zu brauchen, um seine Hand zu streifen. So ein winzig kleiner lächerlicher Abstand war zwischen uns. Und doch schien er unerreichbar. Er hatte die Augen geschlossen, schien nichts um sich herum mitzubekommen und atmete vor sich hin. Ich hätte so viel dafür gegeben, bloß für diesen kleinen Augenblick in seinen Kopf sehen zu können und seine Gedanken sehen oder hören zu können. Stattdessen riss ich mich zusammen ihn nicht anzustarren. Was sehr schwer fiel. Er zog meinen Blick an. Und obwohl es wehtat, beobachtete ich ihn die ganze Zeit aus dem Augenwinkel heraus. Wie er seine Augen öffnete. Wie er sich mit einem leichten Seufzen über die Augen fuhr und dann auf seinem Block rumkritzelte. Er schrieb die ganze Zeit ein Wort. "Depp Depp Depp" Ich schob ihm unsicher mein Matheheft mit den Aufschrieben der Stunde zu. "Damit du sie hast.", flüsterte ich kaum hörbar. Das erste mal heute sah er mich wirklich an. Ein wenig überrascht. "Oh..." Mit zitternden Fingern zog er es zu sich und schrieb ab. Er hatte so eine schöne Schrift. Ein wenig holprig und krakelig, aber schön. Ich beobachtete sein Gesicht. Es tat weh, ihn anzusehen, als wäre es ein Abschied. Er schob mir das Heft zurück und lächelte schmal. Aber es sah woanders hin. Seine Gedanken waren irgendwohin hingedriftet. An einen Ort, an den ich nicht folgen konnte, egal wie sehr ich es wollte.

Er sah so fertig aus. Ich wollte verdammt nochmal wissen was los war. Alles wegnehmen und für ihn so viel bedeuten, wie er mir. Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass ich den Eisengeschmack auf meiner Zunge schmeckte. Aber dieser Schmerz tat so viel besser, als das bohren in meiner Brust, bei dem ich mich in eine Ecke verkriechen wollte, weinen und mich so arg zusammenkauern, dass ich nicht mehr das Gefühl hatte, gleich auseinanderzuspringen. In tausend Teile. So wie mein Herz.

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt