Die Türe fiel hinter mir ins Schloss und meine Brust fühlte sich an als würde sie zusammen gedrückt werden. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab, während ich mit der anderen meine Schnürsenkel in den Spalt zwischen Fuß und Schuhe schob. Meine Finger waren kalt und zitterten furchtbar. Als ich die Treppen herunter hetzte, während ich mir meine Jacke anzog, merkte ich wie wackelig sich meine Beine anfühlten. Ich riss die Türe auf, die das Treppenhaus mit der Straße verband und saugte gierig die Luft ein. Mir war es vorgekommen als wäre jeder Milliliter Luft aus meinem Körper gesogen worden. Ich schloss meine Augen und versuche mich auf meine Atmung zu konzentrieren, aber ich öffnete sie schnell wieder, weil sich ein Bild in die Innenseite meiner Augenlider gebrannt zu haben schien. Diese roten Striemen und die Narben und Schnitte die sich über seine blasse Haut zogen... Ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Nicht bloß, weil ich so geschockt war, sondern auch weil ich so wütend über mich selbst war, dass ich so naiv gewesen war, dass ich tatsächlich geglaubt hatte, er hätte es alles alleine auf die Reihe bekommen. Er war von seinem Vater geschlagen und Jahre lang ausgeschlossen worden. Wie hatte ich glauben können, dass er es alleine hätte schaffen können? Dieses ganze Selbstbewusstsein, das er zur Schau stellte, war nichts als ein Schutzschild das aller Welt zeigen sollte, wie gut er alleine zurecht kam und dass er niemanden braucht, bloß um nicht verletzte zu werden. Und jetzt war ich tatsächlich dumm genug gewesen darauf rein zu fallen; es zu glauben. Ich atmete noch einmal tief durch und versuche mich zu fassen. Die Tränen fühlten sich unangenehm kühl auf meinem Handrücken an, als ich sie verärgert wegwischte. Es brachte niemand etwas jetzt über ein Versäumnis zu weinen. Ich musste den ersten Schock verarbeiten und dann wieder zu ihm. Ich konnte ihn nicht nach so einer Situation einfach sitzen lassen. Zum einen weil es ein falsches Bild hinterlassen würde und zum Anderen weil wir einiges zu besprechen hatten. Ich hätte nie geglaubt, dass ich ihn wegen so etwas noch mehr lieben könnte, aber es war so. Die Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit, vom denen diese Wunden zeugten machten ihn noch liebenswerter als seine sonst so einschüchternde Gelassenheit. Die Luft war kälter als ich gedacht hätte und sie stach mir mir kleinen eisigen Nadeln in die Wangen. Sie drang durch meine Jacke und mein T-Shirt und strich mit kalten Fingern über meine Haut. Eine Frau mit Hund kam vorbei und ich lächelte sie leicht an. Sie erwiderte das Lächeln und tappte weiter. Es war ein schöner, aber kalter Morgen. Und beinahe hätte ich das Bild der Wunden auf seinem Arm vergessen können, aber eben bloß beinahe. Als ich mir Mut angeatmet hatte, drückte ich die Türe mit meiner Schulter wieder auf und stieg die Treppe, zwei Stufen aufeinmal nehmend hoch bis zu seiner Türe. War es immer so still dahinter? Ich befreite meine Hände von den Jackentaschen und klopfte leise dagegen. Nichts geschah. Ich klopfte wieder diesmal lauter. Ich hörte ein leises Rascheln und ein Schaben. "Corbin? Es tut mir Leid, dass ich einfach gegangen bin.", redete ich über das unwohle Gefühl, das sich in meinen Bauch geschlichen hatte hinweg. "Ich hab mich so erschrocken und habe frische Luft gebraucht." Schritte. Noch einmal atmete ich tief durch in der Hoffnung, dass meine Beine endlich aufhörten zu zittern. Die Türe ging einen Spalt breit auf, gerade weit genug, dass man sein Gesicht vollständig sah und es erschreckte mich wie kalt und hart seine Züge wirkten. Er wuchs meinem Blick aus, streckte mir seinen Arm entgegen und ich starrte ihm verständnislos an. Da sah ich, dass in seiner Hand etwas lag, das ich anscheinend nehmen sollte. Zögernd und in der Hoffnung, dass er die Türe dann weiter aufmachen würde, griff ich danach. Die kühle und glatte Oberfläche strich über meine Haut und erinnert mich entfernt an etwas. Unsere Finger berührten sich nicht und etwas in meiner Brust begann zu schmerzen. Ich wollte ihn so sehr in die Arme schließen und sagen, dass wir es zusammen machen würden und ich an seiner Seite stand. Doch er ließ den Gegenstand los, ich hatte immer noch nicht genau genug hingesehen um zu wissen, worum es sich schlussendlich handelte und seine Hand war auch wieder in der Wohnung. Ich wollte auf die andere Seite des Holzes. Es kam mir unerträglich vor wie symbolisch sie zu sein schien. Er in seiner kleinen Welt und ich wegen einer blödsinnigen Kurzschlussreaktion ausgeschlossen. Er sah mir in die Augen, sogar um sie schien sich eine Mauer von Abweisung und Kälte gelegt zu haben, nirgends war mehr das liebevolle Glimmen, das sein Glück erahnen ließ, zurück waren die leeren, unergründlichen Löcher, die mir schon beim Frühstück einen unangenehmen Schauer über den Rücken gejagt hatten. Obwohl wir uns nur Sekunden in die Augen sagen, kam es mir vor als wäre die Zeit langsamer vergangen. Und dann, als ich immer noch auf die Stelle starrte, wo unmittelbar davor seine Augen gewesen waren, ging die Türe zu und schien so entgültig zu sein, dass ich in meiner Brust tausend Splitter spüren konnte. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht meine Arme um mich zu schlingen, in die Knie zu sinken, mich so klein wie nur irgend möglich zu machen und zu weinen. Stattdessen zwang ich mich dazu zu atmen, alles erschien mir mit einem Mal unendlich mühevoll, als würde mein Gehirn nicht mehr richtig funktionieren und ich müsste meinen Körper alleine mit meinem Willen dazu zwingen sich zu bewegen. Mein Blick sank auf meine Hand, die immer noch ausgestreckt in der Luft hing und in der ein Handflächen großer Gegenstand lag in dem sich die weiße Decke etwas verzerrt spiegelte. Es war mein Handy.... Ich erinnerte mich wieder wie ich es am vorherigen Abend, als alles noch so schön und ehrlich gewirkt hatte, auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte, weil ich mir gedacht hatte, dass ich die Person mit der ich am sehnlichsten Kontakt haben wollte, direkt neben mir hatte. Ich spürte das Brennen von Tränen und blinzelte es weg. Ich drückte auf einen Knopf und der Bildschirm ging an. Die Anzeige blickte mir entgegen. 2 Verpasste Anrufe. Darüber stand eine Nachricht, die ich zuerst verständnislos anstarren. Unter dem Namen des Kontakts, Dylan, stand zu groß, zu hell, zu präsent "Ich vermisse dich und hoffe dir ist nichts passiert, Liebling." Ich starrte auf die Buchstaben, während mir mein Blut in den Ohren rauschte. Die Worte waren zu weit weg, wirkten zu unreal als dass ich sie erfassen konnte. Sie schienen zu groß, als dass sie in meinem Kopf verstanden werden konnten. Es war lieb von Dylan, dass er sich meldete, weil ich nach dem Geständnis wahrscheinlich gar nicht gewusst hätte, wie ich ihm einfach so unbefangen schreiben könnte. Aber wieso musste er jetzt schreiben? Wieso gerade in diesem Moment? Wieso musste mein Handy dort liegen bleiben? Wieso hatte ich es auf vibrieren gestellt? Und wieso musste er solche Worte schreiben die in so einer sowieso schon explosiven Situation wirkten, als seien wir mehr als Freunde? Mir wurde schlecht als mir bewusst wurde, wie man es auffassen konnte, wenn man sowieso schon auf mich sauer war. Hatte ich Corbin nicht offen genug gezeigt, dass ich ihn bloß haben wollte? Dass ich bloß ihn liebte? Ich stützte mich an der Wand ab und traute mich noch nicht die Treppen herunter zu steigen, aus Angst ich könnte eine übersehen und stürzen. Also stand ich vor seiner Türe, immer noch auf den längst wieder dunkel gewordenen Bildschirm meines Handys starrend und zu kaputt, um mir nochmal den Mut zusammen zu kratzen zu klopfen, alles zu klären und das überfällige Gespräch zu führen. Aber einfach zu gehen bekam ich auch nicht hin. Die Momente und meine Herzschläge zogen sich hin. Was sollte ich tun? Ich konnte nicht einfach gehen und bleiben konnte ich auch nicht. Mein Kopf dröhnte und der dumpfe Schmerz von sich ankündigenden Kopfschmerzen. Erschöpft ließ ich mich auf die oberste Treppenstufe fallen und legte meine Stirn auf meine Knie. Ich wusste nicht was ich tun sollte...
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Endlich kann ich mal wieder mehr schreiben & öfter updaten ❤
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Oh, my life...
RomansaCorbin & Jonas. Jonas schwärmt schon lange für Corbin. Aber als er sich endlich traut, ihn anzusprechen, lässt Corbin ihn eiskalt abblitzen. So schwört Jonas nicht aufzugeben und Corbin für sich zu gewinnen. Boy & Boy. Homophobe oder Leute...