Corbin #24

3.1K 279 7
                                    

Er strahlte mich an und ich bereute schon eingewilligt zu haben. Ich hatte heute zu viele meiner Prinzipien gebrochen. Das konnte nicht gut sein. Ich war zu ihm viel zu nett, ich hatte ihm etwas über mich erzählt und jetzt ließ ich ihn auch noch zu mir nach Hause? Was war in diesem Espresso drin gewesen? Er lief neben mir her und redete. Er wohnte mit drei Typen in einer WG. Ich ließ mich wortlos auf den Fahrersitz meines Autos gleiten und stellte Gabrielle Aplin an. Sobald die Türe hinter ihm zufiel und wir uns alleine in dem engen Raum des Autos saßen, schwieg er. Es überraschte sich. Hatte er nur so viel geredet, um seine Verlegenheit zu überspielen? Ich traute mich nicht das Auto zu starten und diese Atmosphäre zu durchbrechen. Alles wirkte so unschuldig... "Corbin?" Ich sah aus der Windschutzscheibe...und startete den Motor. Sofort riss die Atmosphäre ab. "Ja?" Aber er schwieg. Ich hatte nur geglaubt, dass Liebe falsch sein konnte, und dennoch schämte ich mich dafür, dass ich Jungs liebte und hatte Angst davor, dass mir jemand sagte, er liebe mich. Er schwieg und sah aus dem Fenster. Ich versuchte mich einfach auf die Straße zu konzentrieren. Als ich in meine Straße einbog, merkte ich selbst erst wie nervös ich selbst war. Seit Jahren hatte ich niemand mehr in meine Wohnung gelassen. An den Orten, an denen man lebte, hinter ließ man unbewusst so viele Details und Informationen über sich selbst, die jeder aufmerksamer Besucher lesen und gegen einen Verwenden konnte. Ich war zu fahrig, als ich einparkte und musste viel zu viel rumkurbeln, un in die Parklücke zu kommen. Ich stieg aus, schlug die Türe auf meiner Seite zu und öffnete seine, während sich der vernünftige Teil meines Kopfes fragte, was ich hier überhaupt tat. Ich hatte ihn abhacken wollen. Was hatte er an sich, dass ich ihm nicht einfach klipp und klar sagen konnte, dass er mich in Ruhe lassen sollte? Ich schloss die Wohnungstür auf ohne darauf zu achten, ob er mir folgte. Während er sich noch seine Schuhe auszog, ging ich in die Küche, wobei ich schnell meinen Laptop zuklappte, der auf dem Tisch stand. Er folgte mir auf Socken. "Was ist los? Mach doch nicht so ein finsteres Gesicht..." Vorsichtig sah er sich um. Ich ging nicht darauf ein. "Tee?" Er nickte. Zwei Tassen, zwei Teebeutel. Ich lehnte mich gegen die Arbeitsfläche, während das Wasser kochte. Er lächelte schüchtern und sah auf seine Socken. "Sind die selbst gestrickt?", fragte ich als ich sie auch musterte. Irgendetwas musste ja wohl besonders an ihnen sein, dass er sie anstarrte. Ich ließ meinen Blick wieder zu seinem Gesicht wandern, wobei ich es mir nicht nehmen ließ ihn von oben bis unten zu mustern. Seine Kleider sahen ordentlich, aber nicht zu aufgetakelt aus. Perfekt für den Anlass. Nicht so peinlich wie ich... Er war rot geworden. "Ja. Meine Mutter hat mir Stricken beigebracht. Ich mache das gerne im Winter." Er wurde noch eine Spur röter. "Die hier sind entstanden, während Francesco mir Herr der Ringe vorgelesen hat." Wer war Francesco? Francesco... Hatte er ihn schon erwähnt... Ah... Er lebte mit ihm un der WG. Kein Grund, gleich einen Aufstand zu machen und eifersüchtig zu werde!, tadelte mich eine gehässige Stimme in meinen Kopf. Ich schwieg und nickte. Dann bemerkte ich, dass das Blubbern im Wasserkocher aufgehört hatte. Schnell nahm ich ihn und schüttete das Wasser auf. Ich stellte die Tassen auf ein Tablett mit einem Honigspender und ging voraus in mein Zimmer. Ich stellte das Tablett ab und er folgte mir. Jetzt standen wir zusammen unbehaglich im Raum rum. Klasse! Er lächelte leicht verlegen. "Willst du nicht seine Schuhe ausziehen?", fragte er schüchtern. "Oh... Stimmt." Ich hatte ganz vergessen sie auszuziehen. Schnell lief ich zum Bett, ließ mich auf die Kante fallen und machte mich daran die Schnürsenkel auszumachen. Irgendwie war mir die Situation unangenehm, besonders da ich seinen Blick auf mir spürte. Als ich meine Füße von den Vans befreit hatte wollte ich mich vorbeugen, um sie zu nehmen und kurz weg zu stellen, weil sie den Raum so ungemütlich machten, als er eine Hand auf meine Brust legte, mich so auf richtete, dass ich sein Gesicht sah und sich auf meinen Schoß setzte. Ich bekam bloß noch knapp Luft. Er war zu nah. Was hatte er vor?

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt