Die ganze Bar wirkt eher alt. Besonders durch den alten, massiven Holztresen und all die Staubfänger die in den Ecken rumstehen. Auch die dicken Glasscheiben und die verrauchte Atmosphäre in der Bar unterstützen dieses Feeling. Die Tische stehen auf kleinen Erhöhungen an den Wänden und sind lediglich mit einer einfachen Getränkekarte und einem irgendwie lieblos platzierten, verloren wirkenden Teelicht ohne Halterung, bzw. Glas dekoriert.
Da fällt mir mal wieder auf, wie froh ich sein kann, dass meine Großeltern mir nicht so einen siffigen Schuppen vererbt haben. Na gut, es ist vielleicht nicht gerade dreckig hier, eigentlich sogar im Gegenteil, aber es wirkt einfach nicht sonderlich schön. Geschweige denn gemütlich. Der Boden besteht aus dunklen Holzplanken und die ebenfalls mit Holz verkleideten Wände verleihen dem Gemäuer eine gedrückt wirkende Atmosphäre. Da können auch die gelb schimmernden Lampen an der Decke und die Bilder an den Wänden, welche traditionell japanisch aussehen, nichts mehr retten. Ich meine, ich bin sowieso Nicht-Raucher und bekomme immer schon einen halben Anfall, wenn ich in das Pokerzimmer in meiner Bar muss. Wie hält der Typ es dann den ganzen Tag hier aus? Aber das muss ich Keishin ja hoch anrechnen. Obwohl er offensichtlich Raucher ist, riecht er nicht nach Rauch. Dann hätte ich ihn aber auch nicht mitgenommen, sondern ihn am Straßenrand stehengelassen. Mal erlich, ich finde es gibt nichts abstoßenderes als Zigarettengeruch. ˋKeishin riecht irgendwie… ja wonach eigentlich? Irgendwie nach Sandelholz und Anis… generell irgendwie würzig… Maskulin-würzig. Gott klingt das seltsam. Warum mache ich mir hier überhaupt einen Kopf darum wie der Kerl riecht? Das kann mir ja mal eigentlich sowas von vollkommen egal sein.ˋ
Also verbanne ich auch diese Gedanken aus meinem Kopf und lasse mich neben Ukai, welcher bereits sitzt, auf die Bank fallen. ,,So, ich schreibe den Jungs mal eben, dass wir hier sind. Oder ich schreibe, dass ich hier bin und eine Überraschung für sie habe. Damit lassen die sich bestimmt herlocken.“ ,,Du kannst auch einfach schreiben, dass du ne Runde ausgibst, wenn sie es schaffen in zehn Minuten hier zu sein. Damit sollten die sich doch auch locken lassen oder? Also ich meine, wenn ihr euch schon in einem solchen Laden hier trefft.", gebe ich nur von mir, stelle meinen Ellenbogen auf die Tischkante und stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab, während mein Blick auf dem Blonden neben mir ruht. ,,Nachher bestehen die noch darauf. Die können sich ihr Saufzeug mal schön selbst kaufen.“ ,,Geizhals.“ ,,Hey! Ich bin halt auch nicht gerade der reichste Kerl in Miyagi. Tut mir ja leid.“ ,,Ich mache nur spaß Keishin. Schön, dass du immer noch keinen Sarkasmus verstehst. Du musst nicht reich sein, ich mag dich auch so.“ ,,Achso, du magst mich also ja?“ ,,Ach halt doch die Klappe. Klar, dass du das dann wieder hörst und alles andere vergisst.“, schmolle ich und wende meinen Blick von ihm ab. ,,Ich habe den Jungs jetzt einfach geschrieben, dass sie dringend herkommen müssen.“, erläutert Ukai und holt den Barkeeper mit einem Handwink, um zu zeigen, dass wir bestellen wollen, zu uns an den Tisch.
Da dieser außer uns, keine anderen Gäste zu bedienen hat, jedenfalls nicht soweit ich erkennen kann, steht er auch schon wenige Sekunden später vor unserem Tisch und fragt uns, was wir denn gerne hätten. Da es hier, im Gegensatz zu meinem Izakaya-Lokal oder wie auch immer man meine Bar nennen will, fast ausschließlich alkoholische Getränke und nix zu Essen gibt, bestelle ich einen chúhai, also einen Cocktail mit Grapefruit, shóchú, Soda und Eis. Keishin hingegen bestellt sich Sake und nur wenige Sekunden später ist der ältere Mann wieder verschwunden. ,,Die Jungs kommen auch gleich. Jedenfalls Yúsuke Takinoue und Makoto Shimada. Die anderen haben wohl angeblich keine Zeit.“ ,,Oder sie sind einfach faul oder denken, du veräppelst sie, indem du sie herlockst, selbst aber nicht da bist oder so!“, lache ich ihn aus. ,,Ja, ja, lach du nur. Vielleicht habe ich ja auch geschrieben, dass du wieder da bist und sie haben keinen Bock auf dich.“, kontert er, weshalb ich ihn empört ansehe. ,,Ach, aber auf einmal weiß der gute Herr, wie Sarkasmus funktioniert ja?“
Trocken gibt Ukai nur: ,,Wer sagt denn was von Sarkasmus?“ von sich, weshalb mir der Unterkiefer nach unten klappt und ich ihn mit geöffnetem Mund, mehr als nur ein bisschen empört, anfunkle. Jedenfalls bis ich diesen Schimmer in seinen hübschen brauen Augen wahrnehme, der mir verrät, dass er doch nur scherzt. ,,Also wirklich, werd mal nicht gleich so frech hier! Ich war schon kurz davor dich hier alleine sitzen zu lassen. So und hierhin gehst du also häufiger ja?“, frage ich und sehe mich demonstrativ um. ,,Das hättest du doch niemals übers Herz gebracht und na ja…“ ,,Fordere es nicht noch heraus mein Lieber!“, drohe ich und unterbreche ihn somit, was er jedoch völlig ignoriert und weiter redet: ,,Also häufig würde ich jetzt vielleicht nicht gerade sagen…“ ,,Der ist mindestens vier mal die Woche hier!“, ruft dann plötzlich der Mann, welcher vor wenigen Augenblicken noch unsere Bestellungen entgegengenommen hat.
ˋWie kann der jetzt schon fertig sein? Der muss doch das Zeug irgendwo her geholt und meinen Cocktail gemischt haben? Das macht man nicht innerhalb von ein paar Sekunden… Oder ist das so ein widerliches fertiggemischtes Mistding? Andererseits haben wir doch niemals so lange gebraucht um die paar Sätze zu wechseln?ˋ, frage ich mich selbst skeptisch und betrachte das Getränk, welches vor mir auf dem Tisch steht mit argwöhnischem Blick. ,,Was hast du denn schon wieder? Du siehst aus, als würdest du da Gift drin vermuten.“, fragt Ukai mich verwirrt, während er sich den ersten Schluck von seinem Getränk genehmigt. ,,Mache ich gar nicht. Außerdem stößt man für gewöhnlich vorher an.“, stelle ich mich dagegen und setzte das kühle Glas an meine Lippen. Bevor ich allerdings etwas trinke, lasse ich meine Augen zu Keishin wandern, ohne meinen Kopf oder das Glas zu bewegen, da ich seinen Blick auf mir ruhen spüre. Mit einer kleinen Bewegung gebe ich ihm zu verstehen, dass er mich anstarrt und werfe ihm meinen besten, sofern das aus dieser Position heraus geht, Hast-Du-Ein-Problem-Oder-Suchst-Du-Streit-Blick zu, was dafür sorgt, das er zurück zuckt und sich wieder seinem Getränk widmet. Stolz ihn in gewisser Hinsicht besiegt zu haben, genieße auch ich, noch immer leicht schmunzelnd die ersten Schlucke meines Getränkes, welches zugegebener Maßen wirklich gut schmeckt.
,,Hey Ukai! Huh? Wer bist du denn?“, ertönt, kurz nachdem ich mein Getränk abgesetzt habe, eine junge, männliche Stimme neben mir. ˋHat die Ladenglocke gar nicht gebimmelt oder war ich so beschäftigt damit, mich in meinem Erfolg zu suhlen, dass ich sie einfach nicht gehört habe?ˋ, frage ich , an mir selbst zweifelnd, ehe ich zu dem Mann, nein den beiden Männern vor unserem Tisch schaue. ,,Ich wusste ja gar nicht, dass du mittlerweile eine Freundin hast Ukai! Und so eine heiße noch dazu! Nicht schlecht! Mussten wir deswegen so schnell herkommen? Oder wolltest du sie mir vorstellen? Wie nett von dir!“ ˋIch glaub ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke! Bitte was will der denn?ˋ ,,Also mal ganz davon abgesehen, dass ich hier bin und offensichtlich weder taub noch blind, weshalb ich durchaus merke, dass du mir in den Ausschnitt geierst und ich euch durchaus hören und deutlich verstehen kann, was ist bitte in den letzten sieben Jahren falsch gelaufen, dass du so ein Verhalten an den Tag legst Takinoue? Außerdem bin ich weder mit Ukai zusammen, noch an dir interessiert! Das war ich damals schon nicht und ich wüsste auch keinen Grund, warum sich das in den letzten Jahren geändert haben sollte. Auch wenn du mittlerweile von den Harren her gewisse Ähnlichkeiten zu unserem Schultrainer hier aufweißt, würde ich ich ihn in jedem Fall dir vorz… na ja, ist ja auch schnurtz.“, gebe ich schnaubend von mir und funkle den 26-Jährigen böse an. Wollte ich das gerade wirklich sagen? ,,Huh? Wir kennen uns?“ ,,Natürlich kennt ihr euch. Hallo Shizuka, schön dich nach all den Jahren wiederzusehen. Hast dich ja etwas verändert, aber sag mal, was machst du hier? Du und Ukai hattet doch auch keinen Kontakt in den letzten Jahren oder irre ich mich?“, richtet sich nun der schwarzhaarige Brillenträger Makoto Shimada an mich, welchen auch ich freundlich begrüße. ,,Mo-mo-moment Mal! Shizuka? Nao Shizuka? Unsere ehemalige Managerin?! Du siehst ja total anders aus! Hast dich ja echt krass verändert.“, staunt nun auch Yúsuke Takinoue weshalb ich nur verzweifelt den Kopf schüttle. ,,Bitte nicht! Das habe ich schon mit Keishin durchgemacht. Ja ich habe mich verändert! Ich habe keine Brille mehr, neue Haare und Tattoos. Gut, haben alle genug gestaunt ja? Schön, reicht dann auch wieder. Ich bin kein Zirkustier, was man anstarren kann. Dafür bin ich echt nicht her gekommen. Bestellt euch lieber was zu trinken. Dann wird der Abend vielleicht doch noch erträglich.“, mit diesen Worten lasse ich meinen Kopf, bzw. meine Stirn auf die Tischplatte sinken. ,,Sind wir so schlimme Gesellschaft?“, fragt mich unser damaliger Spieler mit der Nummer 9, also der ohne Brille und lässt sich gegenüber von mir fallen. ,,Das glaube ich kaum, aber ich kann mir vorstellen, das Shizuka weder Lust dazu hat noch deswegen hier ist, also um uns ihre Lebensgeschichte zu ezählen.“, erläutert Shimada, bestellt sich ein Bier und schiebt seine Brille auf seine Nase zurück.
DU LIEST GERADE
Reunion or farewell forever - Haikyu!! (Ukai FF)
FanfictionNao Shizuka. Aufgewachsen in der Miyagi Präfektur muss sie im zweiten Jahr der Oberschule nach Tokio umziehen und auf die Nekoma wechseln. Nicht genug, dass sie ihre Freunde und ihr Volleyballteam, in welchem sie seit Beginn des ersten Jahres Manage...