Der letzte Tag bricht an

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,,Ich… du hast ja irgendwo recht… damals kam es mir eigentlich ganz gelegen, nachdem ich mein Studium abgebrochen habe und dann den Laden übernommen habe, war es mir nur wichtig meine zeit mit Arbeit zu verbringen, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Als meine Großeltern vor knapp vier Jahren verstarben, habe ich es quasi als meine Pflicht angesehen, diesen Laden weiterzuführen, aber vielleicht hast du ja recht und er ist der Grund, warum ich damit nicht abschließen kann. All die Schwierigkeiten in letzter Zeit bringen die ganzen unterdrückten Gefühle wieder hoch. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Als Manabu Naoi mir vor einiger zeit angeboten hat, mit ihm und dem alten Trainer die Volleyball Mannschaft der Nekoma zu trainieren, hätte ich nichts lieber gemacht als mich ihnen anzuschließen. Ich habe aber abgelehnt, weil ich mich diesem Laden verpflichtet gefühlt habe. Genauso wie meinen Angestellten…“, stimme ich ihm zu und lasse mich schweren Herzens auf den Barhocker fallen. ,,Also?“ Kurz denke ich nach. Dieser Laden hat mich viele Jahre meines Lebens begleitet, hat mich ausgemacht und dafür gesorgt, dass ich eine große Anzahl an Menschen kennenlernen durfte, welche ich nur ungern missen würde. Aber Taoka hat recht. Dieser Laden ist nicht mein Leben. Ich muss mich von der Vergangenheit lösen und endlich meinen Weg gehen. Und ich werde Yukama garantiert nicht noch in die Hände spielen, in dem ich ihm das Lebenswerk meiner Familie einfach kampflos überlasse und gehe. ,,Ich bin wirklich froh und dankbar dich kennengelernt zu haben Taoka, für all deine Hilfe und Unterstützung. Und einfach dich als Mensch. Wirklich, danke. Und ja, es ist wie es ist, ich liebe diesen Laden, genauso wie ich meine Familie geliebt habe und noch immer liebe aber ich weiß auch, dass ich damit abschließen muss. Ich werde Naos Taverne im Herzen tragen und als Lebensabschnitt beibehalten, aber ich werde nicht mit diesem Laden untergehen. Gib mir ein paar Stunden, dann kläre ich mit meiner Freundin und meinen Angestellten was Sache ist und dann überlasse ich dir freie Hand, mach was getan werden muss und danke nochmal, dass du das tust, ich weiß genau dass ich nicht die Kraft dazu hätte.“ Mit diesen Worten blicke ich den Mann vor mich sicher an und begebe mich dann in Richtung der Treppen. ,,Du bist sehr wohl stark, es ist nicht schwach, Hilfe anzunehmen und sich auf andere zu verlassen. Manche mögen denken, dass es stark ist, festzuhalten, aber wahre Stärke zeigt man, wenn man loslässt und glaub mir meine Liebe, du hast bereits soviel durchgemacht und stehst trotzdem noch mit beiden Beinen im Leben und bist nicht daran zerbrochen. Du kannst durchaus stolz auf dich sein und auf das, was du bisher erreicht hast.“ Mit einem Nicken, zeige ich, dass ich seine Aussage wohl wahrgenommen habe und laufe dann durch den Fadenvorhang nach oben. In der ersten Etage angekommen, klopfe ich an die Zimmertür meine Freundin, welche mich auch sogleich herein bittet. ,,Was gibt’s?“ ,,Mal ne Frage… also ich möchte echt nicht, dass das jetzt klingt, als würde ich dich loswerden wollen, was auch nicht der Fall ist, aber wann kannst du deine neue Wohnung frühestens beziehen?“, frage ich, in der Hoffnung, dass diese Frage nicht zu direkt kommt und ihr womöglich unwohl aufstößt. ,,Uhm, also meines Wissens nach, ist die ehemalige Mieterin schon ausgezogen, also theoretisch direkt, mein Vertrag beginnt aber erst ab nächstem Monat… Warum denn eigentlich? Ist was passiert?“ ,,Ok, wäre es möglich, dass du dich mit ihnen absprichst und möglichst bis morgenfrüh in die andere Wohnung kommst? Es ist nämlich so, ich habe mit Taoka gesprochen und dadurch muss ich jetzt kurzfristig den Laden räumen. Tut mir echt leid, dass ich damit so überrenne.“ ,,Ach was, alles gut, kein Problem. Ich rufe die Dame einfach jetzt direkt an und danach den Vermieter. Das sollte eigentlich nicht die Schwierigkeit sein.“ ,,In Ordnung. Danke dir.“ Mit diesen Worten nicke ich ihr dankbar zu und lasse sie dann allein. Nachdem der erste Punkt auf meiner Liste abgeharkt ist, laufe ich die Treppen nach oben hoch, weiche Sasuke aus und lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Dort öffne ich an meinem Computer die digital gespeicherten Unterlagen zur Kündigung und Entlassungen und schicke die Formulare mit einem kurzen Text, in welchem ich meinen drei Angestellten die Situation erläutere, natürlich nicht ganz so ausführlich und detailreich, an eben diese. Als auch das erledigt ist, schreibe ich den dreien noch eine SMS, dass sie bitte in ihr Postfach schauen sollen, die Formulare durchlesen, unterschreiben und an mich zurückschicken sollen, im besten Fall so schnell wie möglich. Auch teile ich ihnen noch mit, dass sie selbstverständlich ihr Gehalt dennoch weitergezahlt bekommen, jedenfalls für diesen und nächsten Monat. Seufzend fahre ich meinen Computer herunter und krame die große Reisetasche von mir unter dem Bett hervor. Nachdem ich diese auf meinem Bett abgelegt habe, packe ich zunächst einiges an Kleidung von mir hinein, genauso wie das Familienfotoalbum, welches das einzige ist, in welchem Bilder von mir und meinem Bruder sind. Auch der Ordner mit meinen persönlichen Papieren findet seinen Weg in die Tasche. Ehe ich weiter packe, laufe ich in den Laden um Taoka zu erklären, was jetzt los ist. Auf dem Weg nach unten ertönt plötzlich mein Klingelton, weshalb ich mit wenigen Handgriffen mein Handy aus meiner Tasche fische und den Anruf entgegen nehme. ,,Kaito, was gibt’s?“ ,,Sag mal, geht’s dir eigentlich zu gut oder was? Erst die SMS, dann schaue ich in die Email und lese, dass du mir kündigst und den anderen scheinbar auch? Was ist los?“ ,,Sorry, ich weiß, dass das wohl ziemlich überraschend kommt und ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass das jetzt alles so schnell geht, aber jetzt ist es eben so. Ich muss jetzt noch einiges klären, also entschuldige, dass ich dich jetzt einfach so abwürge. Füll bitte einfach die Unterlagen aus und schick sie mir zurück dann kann ich alles schnell klären und die Situation regeln. Mach dir keinen Kopf, bei mir ist alles ok. Machs gut mein lieber.“ ,,Nao, ich-“, ohne ihn aussprechen zu lassen, packe ich mein Handy, welches ich ja um die SMS zu verschicken wieder zusammengebaut habe, wieder in mein Tasche fallen und gehe dann zügigen Schrittes auf Taoka zu. ,,Schon alles geklärt?“, ertönt es von diesem verwundert. ,,Nun, ich will es jetzt einfach hinter mich bringen, es wissen alle Bescheid, die Bescheid wissen müssen, dem Rest kann ich dass dann immer noch mitteilen.“, meine ich nur und verschränke die Arme vor der Brust. ,,Na dann, in Ordnung, also in den nächsten Stunden, werden die zwei meiner Jungs helfen, das wichtigste aus deiner Bude zu räumen. Du wirst nur das wichtigste mitnehmen können, dass ist dir ja wohl bewusst oder?“ Als er mein Nicken sieht, spricht er weiter: ,,Gut, auf jeden Fall wirst du das wichtigste Zeug mitnehmen und dann lasse ich meine Jungs rein, die sich dann um den Laden kümmern. Wenn alles so klappt, wie geplant, bist du morgenfrüh alle Probleme mit Yukama los…“ ,,Was ist?“, verlange ich zu erfahren, als er zum Ende hin leiser wird, al hätte er noch etwas sagen wollen. ,,Nun, es ist so, Yukama hat vermutlich in ganz Tokio seine Leute versteckt, du wirst also niemandem trauen können… am Besten wäre es wohl, wenn du diese Stadt zunächst einmal ganz hinter dir lässt.“ Schweren herzes mache ich deutlich, dass ich auch das verstanden habe. ,,Alles gut… ich packe mein Zeug in meinen Wagen und verschwinde dann.“ ,,Was das angeht… Dein Wagen wird hierbleiben müssen. Sonst wäre ja klar, dass du gar nicht da warst. Das könnte bei späteren Ermittlungen, welchen wir nicht unbedingt aus dem Weg gehen können, negative Auswirkungen haben. Man würde vermutlich zwangsweise auf längere Zeit versuchen, dich ausfindig zumachen, damit du den entstandenen Schaden rückerstatten kannst. Was deinen Wagen angeht, wenn du nicht willst, dass er irgendwem in die Hände fällt, lassen wir auch dort jegliche Spuren verschwinden aber den Wagen wirst du hierlassen müssen.“ ,,Aber ich will meinen Tod doch gar nicht vortäuschen. Kann ich nicht einfach verschwinden und die Sache ist erledigt?“ ,,Nun, dass ist nicht ganz einfach. Es könnte dann Probleme mit der Versicherung geben, es sei denn…“ ,,Was?“ ,,Ich muss mal eben ein paar Telefonate führen… pack schon mal deine Sachen zusammen und schick auch deine Freundin los. Ich melde mich bei dir, sobald ich alles geklärt habe und sage dir dann, was gemacht wird.“ Sprachlos sehe ich ihm dabei zu, wie er meinen Laden verlässt und mich alleine stehen lässt. ˋDas ist jawohl nicht sein Ernst?ˋ Gerade will ich mich umdrehen und hochgehen, als mein Blick auf den Tresen fällt. ,,Hey, Shiuka! Ich kann heute schon in die Wohnung! Ich rufe mir nur noch ein Taxi und packe mein Zeug zusammen.“ ,,Das ist ja klasse, dann kann dein Leben ja endlich richtig losgehen… Entschuldige nochmal, das ich dich praktisch rauswerfe.“ ,,Alles gut, klingle einfach bei mir durch, wenn alles geklärt ist. Ok?“, mit diesen Worten kommt sie auf mich zu und nimmt mich kurz in den Arm, weshalb ich mich etwas versteife. Körperkontakt ist einfach nicht wirklich meins. ,,Klar, machs gut.“

Reunion or farewell forever - Haikyu!! (Ukai FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt