Dein Leben hängt am seidenen Faden

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,,Und wer ist dieser Typ?" ,,Ich hab ehrlich gesagt irgendwie gar nicht nach seinem Namen gefragt. Das war so ein braunhaariger, älterer Herr mit Gehstock. Er trug nen Anzug und war ziemlich von seiner Sache überzeugt. Ich weiß echt nicht, was ich machen soll. Wenn das was der Typ erzählt stimmt, dann hängt meine gesamte Existenz am seidenen Faden. An diesem Laden hier hängt alles. Das ist nicht nur das letzte, was mir von meiner Familie noch übrig geblieben ist, sondern auch mein Zuhause und die Arbeit meiner Angestellten." ,,Hmmm. Das klingt schwierig. Ich setze da nachher mal ein paar meiner Jungs drauf an. Die sollen mal schauen, was sie darüber rausfinden können. Bring mir bitte die Unterlagen, die dir der Mann gegeben hat. Dann werde ich schauen, was sich da machen lässt. JUNGS! Und sei so gut und bring uns eine Flasche Pflaumenwein." ,,Bitte. Das musst du doch nicht machen. Ich find da schon irgendwie ne Lösung für. Und klar, bringe ich euch. Aber mach dir bitte keine Umstände.", bitte ich ihn und richte mich auf, nachdem seine Jungs den Raum wieder betreten. ,,Keine Chance. Du hast bereits einiges für mich möglich gemacht, wenn auch unbewusst und ich denke nicht dran, dich jetzt damit allein zulassen. Du musst dich auch mal auf andere einlassen und dir helfen lassen. Ich kläre das und melde mich dann..." Mit einem tiefen Seufzen entferne ich mich von ihm und laufe zum Tresen. Bepackt mit den Unterlagen, einer Flasche Pflaumenwein, Gläsern und etwas Knabberzeug begebe ich mich zurück in den Raum in welchem Taoka und seine Kumpanen Platzgenommen haben.

Als ich gegen Abend, als der Laden geschlossen und so gut wie alles um mich herum ruhig ist, wieder umgezogen in meinem Bett liege und meinen Blick durch das Fenster in den Himmel richte, schweifen die Erlebnisse und Ereignisse des heutigen Tages noch immer in Dauerschleife wie auf einer Achterbahn durch meinen Kopf. Sasuke hat es sich mittlerweile auf meinem Bauch bequem gemacht und schnurrt zufrieden, während ich meine Hand durch sein weiches Fell gleiten lasse. Was soll denn jetzt passieren? Und warum gerade jetzt? Es war doch alles auf dem besten Weg Richtung positive Zukunft... ob ich mit jemand anderem darüber reden sollte?
Ne, lieber nicht noch mehr Leute in meine Probleme einbeziehen.

Als ich meinen Blick von dem Glas, gegen welches nun dicke Regentropfen plätschern und so einen prasselnden Ton erzeugen, abwende, richte ich mich gleichsam mit auf und stelle meine Füße auf den Boden. Sasuke drückt sich mit seinem Kopf an meine Seite um so weitere Kuscheleinheiten zu ergattern. ,,Ach Sasuke... Kannst du froh sein, ein Kater zu sein. Du hast die Probleme nicht, mit den ich mich jetzt beschäftigen muss." Als auf einmal der Ton von ,,Highway to Hell" von AC/DC von meinem Stuhl aus, mein Zimmer durchschallt, genieße ich wenige Augenblicke die Musik, ehe meinem Hirn auffällt, dass ich scheinbar angerufen werde.

Von daher stehe ich zügig von meinem Bett auf und laufe über den kalten Boden bis zu meinem Schreibtischstuhl. Dort greife ich sogleich nach meiner Jacke, in dessen Innentasche sich mein Handy befindet. ,,Shizuka am Apparat, was kann ich für Sie tun?" ,,Hey Nao, ich bins Ukai. Ich ähm, hoffe du bist gut angekommen..." ,,Hey, ja alles gut, ich bin wieder in Tokio. Aber wollen wir vielleicht Morgen telefonieren? Ich bin echt kaputt und will nur noch schlafen." ,,Oh, ähm klar, ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt. Ähm ja also dann, schlaf gut." ,,Ja danke. Du dann auch.", damit lege ich wieder auf und lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Ich bin irgendwie völlig ausgelaugt, egal für was, mir fehlt jegliche Motivation.



Auch am nächsten Morgen hat sich mein Gemüt nicht sonderlich beruhigt, weshalb ich beschließe eine längere Dusche zu nehmen. ˋDie wird mich endlich dazu bringen, mich auf das Wichtige zu konzentrieren.ˋ Als ich nach der, mehr als nur entspannenden Dusche wieder in meine Arbeitskleidung gekleidet im Laden hinter dem Tresen stehe, kommt Taoka auf mich zu. ,,So früh schon hier?", frage ich daher mit einem leichten Lächeln, um mein Inneres nicht zu weit nach außen dringen zu lassen. ,,Wir müssen reden. Komm mit.", kommt die knappe Anweisung von ihm, weshalb ich ihm in das altbekannte Hinterzimmer folge. ,,So. Setz dich. Folgendes ist Sache. Wie du weißt, habe ich einige meiner Jungs auf diesen Kerl angesetzt. Das Problem, abgesehen davon, dass er eine der Personen ist, die seit Monaten versuchen mir meine Geschäftspartner streitig zumachen, gab es durchaus Zahlungen von ihm an deine Großeltern." ,,WAS?!", ertönt es schockiert von mir, während ich mich etwas aufrichte. ,,Laut den Papieren, die mir zugänglich gemacht wurden, ist es so, dass deine Großeltern, bzw. genauer dein Großvater, welcher ja auch zunächst der alleinige Eigentümer dieses Lokales war, in einer Art Geschäftsbeziehung mit diesem Kerl stand." ,,Aber-" ,,Dein Großvater hat bereits zuvor, Jahre vor seinem Tod Gelder von diesem Mann erhalten. Als deine Großmutter ins Geschäftliche miteingestiegen ist, wollte sich dein Großvater scheinbar von ihm lösen. Zunächst schien es auch so, als wäre dies ohne Probleme verlaufen, aber ohne die Zuschüsse von Yukama, so heißt der Mann, der dir jetzt so Stress macht, ging der Laden langsam aber sicher den Bach herunter." ,,Aber momentmal. Meine Großmutter ist nur in das Geschäft eingetreten, weil sie kurzfristig für meinen Bruder und mich das Sorgerecht übernehmen mussten. Es sind neue Kosten entstanden, die sie nur so decken konnten... Ich versteh das alles nicht. Ich meine, was hat das ganze denn bitte mit mir zutun?", völlig sprachlos verstecke ich mein Gesicht hinter meinen zitternden Händen. ˋOk Nao, du musst dich jetzt irgendwie beruhigen...', denke ich mir und versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bringen, damit auch das Zittern meiner Hände aufhört und ich hier nicht hyperventiliere. ,,Also. Ich weiß, dass das alles gerade ziemlich viel für dich ist, eine überraschende neue Situation, mit der man erstmal irgendwie umzugehen hat, aber das war noch nicht alles." ,,Was denn noch?", kommt es erschöpft von meinen Lippen, während ich leicht meine Finger spreize um durch die entstehenden Freiräume meinen Gegenüber anzusehen. ,,Nachdem dein Großvater sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat und dieser Laden langsam aber sicher auf die Insolvenz zuging, wollte Yukama das Geld zuzüglich den Zinsen entweder zurück, oder dass deine Großeltern einen erneuten Vertrag abschließen. Auch auf die scheinbar mehrfache Aufforderung ist nichts passiert. Dies zog sich dann wohl einige Monate hin, bis der Laden kurz vor dem Aus stand. Die letzte Möglichkeit die deine Großeltern sahen, war scheinbar doch ein erneutes Geschäftsverhältnis mit diesem Yukama einzugehen. Von diesem Moment an lief das Geschäft wieder halbwegs gut, als aber vor knapp vier Jahren die Aufforderung kam, das geliehene Geld zurückzuzahlen, was sich über die Jahre hinweg eben zu etwa 2,5 Millionen Yen angehäuft hat und deine Großeltern dieser Aufforderung nicht nachkamen, ob sie es konnten oder nicht, hat sich Yukama wohl anderweitig diesem Problem entledigt."

,,Du willst damit sagen, dass dieser Yukama meine Großeltern hat umbringen lassen?! Denkst du nicht, dass das etwas an den Haaren herbeigezogen ist? Ich meine, mein Bruder hat mit in dem Auto gesessen, welchen Grund hätte er gehabt einem Kind das Leben zu nehmen? Außerdem warum kommt der Typ dann jetzt zu mir und will, dass ich jetzt die Schulden abbezahle? Reicht es ihm den bitte nicht, dass ich meine Großeltern und meinen kleinen Bruder verloren habe und alleine einen Laden am Laufen halten muss, der darüber entscheidet, wie es in meiner Zukunft aussieht?" ,,Das ist kein einfaches eschäft meine Liebe. Und damit meine ich nicht die Gastronomie... Gegebenenfalls musst du dir Gedanken darüber machen, wie viel dir dieser Laden wirklich bedeutet und ob es für dich eine Option ist auf dem gleichen Weg aus dem Leben zu treten, wie deine anderen Familienmitglieder? Dein Bruder war scheinbar eine notwendige oder eben hinzunehmende Nebensächlichkeit", erläutert er und sieht mich mit scharfem Blick an. ,,Bitte? Willst du mir damit weiß machen, dass ich drohe umgebracht zu werden?!" ,,Wie bereits erwähnt, in diesem Milieu ist eine solche, augenscheinlich rabiate Vorgehensweise normal. Alltag wenn man so will. Als Unfälle verschleiert, während im Hintergrund bereits die Fäden für die nächsten gezogen werden. Abartig, keine Frage, aber es gibt Personen, mit welchen selbst ich mich nicht anlege. Ich habe kein Interesse daran meine Jungs und Mädels einer Gefahr auszusetzten, bei welcher sie ihr Leben verlieren könnten. Du und dein Laden waren und sind eigentlich für mich stets vom Vorteil. Auch meine Geschäfte kann ich hier ohne Probleme und Sorgen abwickeln, dadurch ist es meiner Ansicht nach nur selbstverständlich, dass ich dir nun helfe. Es liegt natürlich an meinem Interesse weiterhin einen Ort zu haben, bei dem ich nicht alle paar Sekunden vermuten muss, das eine Razzia durchgeführt wird, aber auch weil du mir wichtig bist. Ich möchte lediglich, dass du dir über den Ernst der Lage bewusst wirst. Um die Situation etwas zu entspannen, wirst du deine Mitarbeiter erstmal in einen 2-Wöchigen, bezahlten Urlaub schicken und den Laden für die Zeit dicht machen." ,,Ich unterbreche dich nur ungern, aber wie stellst du dir das vor? Ohne die Einnahmen bekomme ich es nicht hin die offenen Rechnungen zu zahlen und das Gehalt kann ich dann erst recht nicht zahlen, besonders ohne Gegenleistung.", erläutere ich verzweifelt und völlig hoffnungslos.

Reunion or farewell forever - Haikyu!! (Ukai FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt